Читать книгу Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes) - Hannes Kerfack - Страница 24
ОглавлениеInszenierung Jeremia 1, 4-19
Lektor 1 (L1) = Gott, Lektor 2 (L2) = Prophet Jeremia, Erzähler (E), Regieanweisung26
Auftreten Jeremia und Gott, Erzähler im Hintergrund, Jeremia trägt eine Decke als Umhang
E: Und das Wort des Herrn erging an ihn:
L1: Bevor ich dich gebildet habe im Mutterleib, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoß gekommen bist, habe ich dich geweiht, zum Propheten für die Nationen habe ich dich bestimmt.
E: Und Jeremia sprach:
L2: Ach, Herr, sieh, ich weiß nicht, wie man redet. Ich bin ja noch jung.
E: Der Herr aber sprach zu ihm: Sag nicht: Ich bin noch jung. Wohin ich dich auch sende, dahin wirst du gehen und was immer ich dir gebiete, das wirst du sagen. Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir, um dich zu retten!
E: Dann streckte der Herr seine Hand aus und berührte seinen Mund und der Herr sprach zu ihm:
Gott übergibt Jeremia ein Stück Papier mit den Worten (symbolisierende Funktion).
L1: Sieh, ich lege meine Worte in deinen Mund. Sieh, am heutigen Tag setze ich dich über die Nationen und über die Königreiche, um auszureißen und niederzureißen, um zu zerstören und zu vernichten, um zu bauen und zu pflanzen.
E: Und das Wort des Herrn erging an ihn:
L1: Was siehst du Jeremia?
E: Und er sprach:
Von der Tafel neigt sich das Bild eines Mandelzweiges.
L2: Ich sehe den Zweig eines Mandelbaumes.
L1: Du hast richtig gesehen: Ich wache über mein Wort und führe es aus.
E: Und zum zweiten Mal erging das Wort des Herrn an ihn: Was siehst du?
Von der Tafel neigt sich das Bild eines eingeheizten Kessels E: Und er sprach:
L2: Ich sehe einen eingeheizten Kessel, und er neigt sich von Norden her.
E: Da sprach der Herr zu ihm:
L1: Von Norden her wird das Unheil eröffnet, über alle Bewohner des Landes. Denn siehe, ich rufe alle Sippen der Königreiche des Nordens, und sie werden kommen und jeder stellt seinen Thron auf, am Eingang der Tore von Jerusalem und gegen alle Städte Judas. Und ich werde meine Urteile über sie sprechen, all ihrer Bosheit wegen, dass sie mich verlassen und anderen Göttern Rauchopfer dargebracht und niedergeworfen haben, vor den Machtwerken ihrer Hände. Du aber, gürtest deine Hüften und machst dich auf und sagst ihnen alles, was ich dir gebiete. Erschrecke nicht vor ihnen, damit ich nicht dich vor ihnen in Schrecken versetze. Und ich, siehe, mache dich heute zur befestigten Stadt, zur Säule aus Eisen und zu Mauern aus Bronze gegen das gesamte Land, gegen die Könige von Juda, seine Fürsten, seine Priester und das Volk des Landes. Und sie werden dich bekämpfen, überwältigen aber werden sie dich nicht, denn ich bin bei dir, um dich zu retten.
Hier ging es um die Visionen Jeremias zu einem Seminar zur Formgeschichte des Alten Testaments, die Gott ihm offenbart und gedeutet hat, nachdem er den Untergang Judas ankündigte, weil sie sich von Gott abgewendet haben
Ich habe eine ähnliche, dramaturgische Aufführung eines Sachthemas in einem kirchengeschichtlichen Proseminar zur Geschichte Klaras von Assisi aufgeführt. Im Gegensatz zu der Jeremia-Inszenierung, ging die Aufführung gründlich schief, weil es nicht zu einem wissenschaftlichen Referat gehört. Später erfuhr ich, dass gerade in der Religionspädagogik die Performanz, die Aufführung von Sachthemen, eine wichtige Rolle beim Lernerfolg spielen. Warum sollte man also nicht auch in der Universität eine derartige Performanz aufführen? Auch gegen die gesamte Kritik über Distanz von Theorie und Praxis?
26 Diese Meditation beziehungsweise Textzugang stammt aus einem Seminar zum Thema der Formgeschichte im Alten Testament und diente als Inszenierung von prophetischen Texten, was z.B. in der performativen Religionsdidaktik anwendbar gemacht wird oder die Dramatisierung von theologischen und biblischen Texten zur Veranschaulichung und Herstellung von Plausibilitäten bei den Schülern.