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[Zum Charakter des innertropischen Klimas]

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Das Klima des oberen Guainiá ist weniger heiß und vielleicht auch etwas weniger feucht als das der Gestade des Tuamini. Ich fand die Temperatur des Río-Negro-Wassers im Monat Mai bei 23,9°; die der Luft betrug am Tag 22,7°; nachts 21,8° der Centesimalskala. Diese Kühle des Wassers, die der des Kongo fast gleichkommt, ist in solcher Nähe des Äquators sehr merkwürdig. Der Orinoco zeigt zwischen 4 und 8 Breitegraden überhaupt eine Temperatur von 27,5 bis 29,5°. Die im Granit entspringenden Quellen von Maipures zeigen 27,8°. Die Wärmeabnahme, die bei der Annäherung des Äquators bemerkt wird, trifft sonderbar mit den Hypothesen einiger Naturforscher des Altertums zusammen; inzwischen ist diese nur eine örtliche Erscheinung und weniger das Ergebnis der Höhe des Bodens als vielmehr eines stets regnerischen und bewölkten Himmels, des feuchten Bodens, der dichten Wälder, der Ausdünstung der Gewächse und des Mangels sandiger Ufer, die geeignet wären, den Wärmestoff zu konzentrieren und ihn durch Ausstrahlung zurückzusenden. Der Einfluß eines durch Dünste bedeckten Himmels zeigt sich im Küstenstreifen von Peru, wo niemals Regen fällt und die Sonne einen großen Teil des Jahres hindurch zur Zeit der garua (Nebel) sich dem bloßen Auge wie die Mondscheibe darstellt. Zwischen den Parallelen von 10 und 12° südlicher Breite beträgt die mittlere Temperatur dort kaum mehr als die von Algier und Kairo. An den Gestaden des Río Negro regnet es beinahe das ganze Jahr über, den Dezember und Januar ausgenommen. In der trockenen Jahreszeit zeigte sich sogar der blaue Himmel selten zwei bis drei Tage. Bei heiterem Wetter scheint die Wärme um so größer, weil das übrige Jahr hindurch, obgleich die nächtliche Temperatur 21° beträgt, die Einwohner nachts über Kälte klagen. In San Carlos habe ich die in Javita angestellten Beobachtungen über den Betrag des in einem bestimmtem Zeitraum fallenden Regens wiederholt. Diese Untersuchungen sind wichtig zur Erklärung der ungeheuren Wasserhöhe, die in den nahe beim Äquator befindlichen Strömen eintreten, von denen lange geglaubt wurde, sie empfingen ihre Gewässer vom Schnee der Cordilleren. Ich habe zu verschiedenen Zeiten in zwei Stunden 7,5 Linien Regen fallen sehen, in drei Stunden 18 Linien, in neun Stunden 48,2 Linien. Da es unaufhörlich regnet (es ist ein feiner, aber sehr dichter Regen), glaube ich, daß die in diesen Wäldern jährlich fallende Regenmasse nicht unter 90 bis 100 Zoll betragen könne. Die Richtigkeit dieser Berechnung, wie außerordentlich sie auch scheinen mag, wird durch die Beobachtungen bestätigt, welche der Ingenieuroberst, Herr de Costanzo, im Königreich Neu-Spanien mit viel Sorgfalt angestellt hat. In Veracruz sind 1803 allein in den Monaten Juli, August und September 35 Zoll 9 Linien (Königliche Fuß) und im ganzen Jahr 62 Zoll 2 Linien Regenwasser gefallen. Inzwischen findet sich ein großer Unterschied zwischen dem Klima der kahlen, dürren Küsten von Mexico und dem der Wälder. Auf diesen Küsten fällt kein Tropfen Regen im Dezember und Januar, und die Monate Februar, April und Mai liefern allgemein nicht über 2 Zoll bis 2 Zoll 3 Linien; in San Carlos hingegen scheint sich die Atmosphäre neun bis zehn Monate ununterbrochen in Wasser aufzulösen. In diesen feuchten Klimaten würde der Erdboden innerhalb eines Jahres mit einer acht Fuß tiefen Wasserschicht bedeckt sein, wenn weder Verdunstung noch Abfluß des Wassers stattfände. Diese Äquatorialregen, welche die majestätischen Ströme Amerikas speisen, sind von elektrischen Explosionen begleitet, und während man es am einen Ende dieses Kontinents, an der Westküste von Grönland, in fünf bis sechs Jahren kaum ein einziges Mal donnern hört, folgen hier, in der Nähe des Äquators, die Gewitter sich fast täglich. Das Zusammentreffen der elektrischen Explosionen und des Regenniederschlags kann jedoch keineswegs zur Bekräftigung der alten Hypothese einer Wasserbildung in der Luft durch Verbindung des Sauerstoffs mit dem Wasserstoff dienen. Dieser ist bis zu 3600 Toisen Höhe vergeblich gesucht worden. Die Menge des in gesättigter Luft enthaltenen Wassers vermehrt sich viel schneller von 20 zu 25° als von 10 zu 15°. Ein einziger Kältegrad erzeugt demnach mehr sichtbare Dünste in der heißen als in der gemäßigten Zone. Eine mittels der Strömung beständig erneuerte Luft vermag durch einfachen Niederschlag die ganze Wassermasse zu liefern, welche in den Äquatorialregen der Phantasie der Naturforscher so auffallend erscheinen muß.

Die Farbe des Río-Negro-Wassers ist (infolge Reflexion) dunkler als die des Atabapo und Tuamini. Nicht ohne Befremden habe ich wahrgenommen, daß selbst die Beimischung der weißen Wasser des Casiquiare [Mischwasserfluß! Anmerkung des Hrsg.] sein Kolorit unterhalb des Fortíns von San Carlos nur wenig ändert. Der Verfasser der modernen Chorographie Brasiliens sagt sehr richtig, der Fluß habe eine Bernsteinfarbe überall, wo er untief sei, wo sein Wasser hingegen sehr tief gehe, sei er allenthalben braunschwarz wie Kaffeesatz. Der Name Curana, welchen die Eingeborenen dem unteren Guainia geben, bedeutet gleichfalls schwarzes Wasser. Die Vereinigung des Guainia oder Río Negro mit dem Amazonenstrom wird im Gouvernement von Gran Pará für so wichtig gehalten, daß der Río das Amazonas seinen Namen westwärts des Río Negro verliert und fortan den des Río dos Solimões (eigentlich Sorimões, mit Anspielung auf das Gift der Nation der Soriman) annimmt. Westwärts des Ucayali führt der Amazonenstrom den Namen Río Maranhão [port.] oder Marañón.

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