Читать книгу Der ungeliebte Mann - Ханс Фаллада - Страница 6

4

Оглавление

In der Küche ist es ganz still, kein Wort wird gesprochen. Manchmal sehnt sich Traute schrecklich nach jemandem, der sie umfaßt, streichelt, an sich drückt. Der ihr einen Kuß gibt. Mutti, die es sonst manchmal tat, ist so weit weg, und die Freundinnen hier sind gar nicht für Zärtlichkeiten – unter Mädchen!

So allein, immer allein unter fremden Menschen – und wieder versucht Traute Kaiser, sich den Mann vorzustellen, der sie umfaßt und abdrückt, wie es Mutti sonst tat. Vor ihr erscheint, sehr störend, das Bild des jungen Siegfried Senden, das Gesicht braunrot gebrannt, aber die hellen Augen unter den semmelblonden Haaren voller Licht, Frische, Jugend …

Traute seufzt, dann schüttelt sie ärgerlich den Kopf. Und nun nimmt sie ein anderes Oberhemd aus dem Korb und plättet Siegfried Sendens Bild flach.

Ilse Voß, die am Küchentisch Erbsen auspahlt, wirft immer wieder Blick auf Blick zu der heute so stillen Freundin. Traute hat nicht ihre lebhaften Farben, sie ist blaß, einmal lächelt sie, dann seufzt sie wieder. Ja, nun hat es auch Traute gehascht, keine entgeht diesem ersten, herrlichen Verlieben! Es wird Ilse ganz bitter zumute, wenn sie daran denkt, wie es bei ihr war – sie war damals fünfzehn Jahre alt. (Traute hat mit ihren siebzehn Jahren lange gewartet – sie hat wohl nicht sehr viel Temperament.)

Nur daß es bei Ilse Voß nie bis zu diesem ganzen großen Glück kam. Es blieb immer nur bei den Anfängen dazu … Wenn man an ihr Herz rührte, verschwand sofort bei ihr all die für das tägliche Leben erlernte Kaltschnäuzigkeit. Sie war großzügig mit sich, sie verschenkte sich immer gleich. Und damit begann alles Unheil, nahm das Ende schon seinen Anfang …

Einmal lag es an ihr, einmal lag es an den andern: Sie konnte nichts halten, alle gingen sie bald wieder von ihr, niemand blieb bei ihr …

Und jetzt, in der letzten Zeit, war es ganz schlimm mit ihr geworden. Sie suchte angstvoll nach einem Ausweg und fand doch nicht die Kraft, sich allein aus dem Sumpf zu befreien, in den sie geraten. Niemand wollte ihr helfen, alle wollten sie immer nur das Eine von ihr! Schon die Art, wie die Männer sie ansahen, auch was sie alles im Städtchen von ihr wußten, das machte ihre Lage so hoffnungslos!

Sie hätte fortgehen können, irgendwohin, wo noch keiner etwas von ihr wußte. Aber so ehrlich war sie doch gegen sich, daß sie sich sagte: Fortgehen, das war bloß Ausreißen. Und ein Ausreißen, das nichts änderte. Auch am neuen Ort würde es bald wieder das Alte sein, wenn sie sich nicht selbst änderte …

Flüchtig denkt Ilse Voß an eine andere Möglichkeit, an einen Mann, der ihr vielleicht helfen würde … Aber nein, das geht auch nicht, daß sie! Ihr wird schon ganz elend, wenn sie nur an diesen unausstehlichen, grauen, langweiligen Fritzen denkt! Ohne alle Liebe, nicht einmal mit Gleichgültigkeit, nein, mit offener Abneigung so etwas anfangen – nein, da wird es noch einen andern Ausweg geben. Und den muß sie finden, sehr bald, sonst geht sie zugrunde, sonst bleibt gar nichts mehr übrig von ihr, der Ilse Voß, die einmal etwas ganz anderes gewesen war als alle andern Mädchen! Sonst ist sie bloß noch ein Lappen, an dem sich alle abwischen!

Der ungeliebte Mann

Подняться наверх