Читать книгу Wer einmal aus dem Blechnapf frißt - Ханс Фаллада - Страница 13
10
ОглавлениеDurch den schlafenden, fast dunklen Bau schleicht hinter dem Nachtbeamten Kufalt, auf Socken, die Pantoffeln in der Hand.
Der Wachtmeister schließt die Zelle auf, er steht einen Augenblick da, den Lichtschalter zögernd in der Hand. „Gehen Sie einmal ohne Licht ins Bett, Kufalt. Ich muß sonst in zehn Minuten die vier Treppen wieder rauf. Und ich hab' den ganzen Tag zu Haus Holz gesägt und bin hundemüde.“
„Selbstverständlich“, sagt Kufalt „Das macht mir nichts. Gute Nacht, Herr Thiessen.“
„Gute Nacht, Kufalt. Es ist ja wohl Ihre letzte Nacht?“
„Vorletzte.“
„Und wie lange haben Sie abgerissen bei uns?“
„Fünf Jahre.“
„Lange Zeit. Auf und ab eine lange Zeit“, sagt der alte Mann und schüttelt den Kopf. „Sie werden sich wundern draußen. Fünf Millionen Arbeitslose. Schwer ist das, Kufalt, schwer. Meine beiden Söhne sind auch arbeitslos.“
„Ich hab' ja warten gelernt.“
„Haben Sie's gelernt? Hier doch nicht! Hier hat's noch keiner gelernt. – Na, wenn ich Sie nicht mehr sehen sollte, Kufalt, alles Gute. Sie werden's nicht leicht haben, schwer werden Sie's haben. Ob Sie's aushalten werden? Wer einmal aus dem Blechnapf frißt ...“
Der alte Mann steht wartend, denn Kufalt ist schon beinahe fertig mit Ausziehen im Licht der Flurlampe.
„Schlecht sind Sie nicht gewesen, nur zu leicht. Fleißig, ja. Und höflich, wenn man höflich war. Aber immer gleich im Bruddel, wenn was verquer ging, und hinter jeder Scheißhausparole hinterher. Fünf Millionen Arbeitslose, Kufalt ...“
„Sie machen mich nicht gerade munter, Herr Thiessen.“
„Munter werden Sie schon genug sein, wenn Sie entlassen sind, da sorgen die Mädchen schon für und der Suff – das Muntersein macht's nicht. Denken Sie immer dran, Kufalt, wir haben hier im Bau an die siebenhundert Zellen – denen ist's egal, wer sich drin sorgt. Uns ist's egal, bei wem wir schließen, alles kennen wir schon, alles, was es gibt.“
„Jeder ist anders, Herr Thiessen.“
„Draußen ja. Aber hier drinnen seid ihr alle gleich, das wissen Sie doch selbst, Kufalt. Wie rasch lernt ihr's. – Na, gehen Sie jetzt man schlafen. Ihr Bett haben Sie schon runtergeklappt. Sehen Sie, das ist nett, so was mag' ich, das sind die wirklich Gebildeten. Aber andere gibt's. Der Schlimmste ist der Batzke, der macht sein Bett nachts um zwölf vom Haken und haut es mit aller Gewalt auf den Steinfußboden, daß der ganze Bau rebellisch wird. – Na, schlafen Sie denn also gut, die vorletzte Nacht. Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Herr Thiessen. Und danke auch schön. Für alles!“