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7.

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So wichtig dem Kommissar diese Unterredung auch war, so liess er doch auch die anderen Spuren nicht ausser acht. Der Architekt Arbois gab ihm neue wichtige Fingerzeige. Arbois war nachts an der Taxi dreihundertdrei vorübergefahren und hatte bald darauf einen Lastwagen eingeholt, welcher Holz fuhr. Im Licht seiner hellen Scheinwerfer glaubte Arbois hinten zwischen den Brettern eine Gestalt zu sehen, die bemüht schien, sich vor ihm zu verstecken.

„Vielleicht dachte jener“, erzählte Arbois, „dass ich den Fahrer auf ihn aufmerksam machen würde. Aber danach stand mir gar nicht der Sinn. Ich hatte es eilig, musste noch geschäftlich in die Provinz. Deshalb war ich ja auch schon während der Nacht aufgebrochen. Erst heute gegen Abend kam ich wieder zurück. Inzwischen hatte ich durch die Zeitung erfahren, was sich ereignete. Da fiel mir dies kleine Erlebnis auch wieder ein. Ich dachte, dass es für Sie vielleicht von Belang sei.“

Kommissar Berreux legte die Hand flach auf den Tisch. „Allerdings ist das wichtig“, bemerkte er, „wie sah der Mann denn aus?“

„Ganz genau konnte ich ihn leider nicht sehen, da er sich ja zu verbergen suchte.“

„Hatte er einen Mantel an?“

„Nein, wenn ich mich richtig besinne, nicht.“

„Vielleicht haben Sie nicht so darauf geachtet. War er gross oder klein?“

„Das konnte ich auch nicht erkennen. Er war ganz zusammengekauert.“

„An der Taxi fuhren Sie einfach vorbei?“

„Ja. Da sich am Hinterrade des Wagens jemand zu schaffen machte, nahm ich natürlich nur eine Panne an.“

„Wie — was?“ horchte Berreux auf. „Sie haben jemanden bei dem Wagen gesehen?“

„Ja. Einen Mann.“

„Er machte sich an dem Rade zu schaffen?“

„Jedenfalls sah es so aus. Da ich gerade umschalten musste und auch die Zündung an meinem Auto ein wenig zu stottern begann, vielleicht weil nicht genügend Benzin von dem hinteren Tank nach vorne in den Vergaser lief, musste ich die Pumpe betätigen und hatte mein Augenmerk mehr darauf gerichtet.“

„Wie der Mann aussah, wissen Sie nicht?“

„Hm — er schien ziemlich klein zu sein. Aber er stand ja gebückt.“

„Sind Ihnen sonst noch andere Leute auf der Strasse begegnet?“

„Nur noch ein Radfahrer, kurz vor Melun.“

„Fuhr der in gleicher Richtung oder kam er Ihnen entgegen?“

„Er kam mir entgegen.“

Sonderbar — dachte der Kommissar — immer mehr Leute tauchten auf. Wer mochte der Mann bei der Taxi gewesen sein? Ob es der Mörder war? Warum suchte sich der andere unter dem Holz zu verbergen? Neue kniffliche Fragen. Die Angelegenheit schien eher dunkler als klarer zu werden.

Er richtete an den Architekten noch einige Fragen, brachte aber nichts Wichtiges mehr aus ihm heraus. Die Nachforschungen mussten also noch weiter ausgedehnt werden.

Am folgenden Morgen meldete sich der Lastwagenchauffeur. Berreux war sehr gespannt, ob der nun auch jemanden bei der Taxi gesehen hatte. Nein. Der Fahrer hatte niemanden bei dem Wagen gesehen. Aber auch einen Mann, der später auf seinen Anhänger sprang, wollte er nicht bemerkt haben. Allerdings sei er kurz vor der Höhe ausserordentlich langsam gefahren, so dass gut jemand aufspringen konnte, auch wenn er sich vorher hinter Bäumen verborgen hielt.

Was der Fahrer sonst aussagte, erschien recht unwesentlich. Wie alle anderen hatte auch er bei der einsam stehenden Taxi eine Panne vermutet. Kurz zuvor begegnete ihm ein Fernlastzug, der nach Paris hineinfuhr, und dessen Fahrer dem Kommissar auch diese Begegnung geschildert hatte. Für Berreux ergab sich allmählich ein klares Bild, wie sich während der fraglichen Nacht der Verkehr auf der Landstrasse abgespielt hatte. Nur bezüglich der beiden geheimnisvollen Gestalten, die nur von einzelnen Zeugen beobachtet wurden, tappte er noch im Dunkeln. Der Architekt hatte ausser dem Mann auf dem Holzauto auch noch einen zweiten bei der Taxi gesehen. Doch keiner der vielen anderen Zeugen, die mittlerweile noch zur Vernehmung kamen, hatte die zweite Gestalt bemerkt.

Berreux erhob sich und schritt zu einem breiten Holztisch, der in der Ecke des Raumes am Fenster stand. Wer ihn hier beobachtet hätte, müsste versucht sein zu glauben, dass der Kommissar bereits wieder kindisch würde; denn er begann hier auf einer Pappmachéstrasse mit kleinen Autos herumzuschieben, stellte Figuren auf, nahm sie wieder fort, rückte sie an eine andere Stelle und betrachtete dann lange und nachdenklich sein neues Werk.

Das war in Wirklichkeit aber gar keine Spielerei. Es handelte sich um das Modell der Ueberfallstelle, an Hand dessen sich der Kommissar alles noch einmal genau zu veranschaulichen suchte.

Berreux liess den Herrn von der daktyloskopischen Abteilung kommen. „Nun“, fragte er, „haben Sie Abdrücke gewinnen können? Sie nahmen sich doch den Aschenbecher und die Türklinken vor?“

Der Beamte zuckte die Achseln. „Wir haben verschiedene Abdrücke nehmen können“, erwiderte er, „allerdings auch nur mangelhaft. Ob sie vom Täter stammen, dafür kann man natürlich keine Gewähr übernehmen. Es sind genug andere Leute bei der Taxi gewesen, haben sie vielleicht auch geöffnet und, wie Sie ja wissen, Herr Kommissar, wurde der Aschenbecher von einem unserer Herren entleert, der Ihnen dann die Zigarettenmundstücke gab.“

„Sie glauben also, die Fingerabdrücke stammen von ihm?“

„Wahrscheinlich.“

„Das würde sich doch ohne weiteres feststellen lassen. Ich bitte Sie auch darum, es zu tun.“

„Wie Sie wünschen, Herr Kommissar!“

Berreux ging bis ins kleinste. Er liess keine Möglichkeit ausser acht.

Jetzt nahm er sich wieder die Bilder der Leute vor, die nach Bouts Meinung in Betracht kommen konnten. Gaston Solfour befand sich darunter, den Evelyne Gateau ihm gegenüber als Täter verdächtigt hatte. Er wurde bereits überall gesucht. Drei Beamte waren allein in dieser Angelegenheit unterwegs.

Berreux hatte den Mann jetzt auch stark in Verdacht. Er studierte die Personalien: Gaston Solfour, geboren am 23. Mai 1911 in St. Quentin. Sohn eines Schneidermeisters. Besuchte die Schule in seiner Heimatstadt. Kam nach dem Tode des Vater nach Paris in die Lehre, wo er gleichfalls das Schneiderhandwerk erlernen sollte. Riss aber aus, ging auf die Wanderschaft, wurde in Lyon wegen eines Fahrraddiebstahls von der Polizei gefasst. Diese erste Straftat büsste er mit sechs Monaten Gefängnis ab. Später tauchte er in Paris wieder auf, trieb alle möglichen dunklen Geschäfte und versackte vollständig in der Unterwelt. Allmählich spezialisierte er sich auf Handtaschenraub. Wegen Vergehen dieser Art büsste er bereits mehrere Strafen ab. Bezeichnend für ihn war die skrupellose Art, wie er bei seinen Verbrechen vorging. Die Opfer wurden von ihm jedesmal durch Faustschläge betäubt. Seit einem Vierteljahr fahndete man wieder nach ihm, ohne dass man ihn bisher hätte entdecken können. Ein Haftbefehl lag bereits vor.

Berreux beschloss, selber einmal verkleidet nach diesem Mann auf die Suche zu gehen.

Taxi 303

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