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Berreux nahm sich zunächst einen älteren Fahrer vor, der während der Nacht hinter Didiers Taxi gestanden hatte. Um ihn und den Mann herum standen im Handumdrehen eine Menge Leute, vor allem auch die anderen Chauffeure, und der Kreis der Neugierigen wuchs rasch.

„Sie beobachteten also den Vorgang, wie der Fremde an Ihren Kollegen herantrat? Hörten Sie auch, was er sprach?“

„Nein, verstehen konnte ich nichts.“

„Wann war das denn überhaupt?“

„Zwanzig Minuten vor drei, Herr Kommissar!“ liess sich ein anderer, jüngerer Fahrer vernehmen.

„Wissen Sie das genau?“ wandte sich Berreux diesem zu.

Der Mann rückte an seiner Mütze. „Ja — nämlich, Herr Kommissar — das war so: der Fremde hatte erst mich gefragt, ob ich ihn nach dem Forsthaus zwischen Corbeil und Melun fahren wollte. Ich rechnete mir erst die Zeit aus, und dazu blickte ich auf die Uhr. Der Fremde schien es sehr eilig zu haben — er trat immerzu von einem Fuss auf den anderen.“

„Sie haben ihn also genau gesehen?“

„Genau? Hm, das will ich nicht gerade sagen. Er stand im Schatten, ja — jetzt hinterher kommt es mir in den Sinn, dass er sich absichtlich so in den Schatten stellte. Jedenfalls war er recht klein und hatte ein schmales, spitzes Gesicht. Er trug einen hellen Mantel.“

„Können Sie ihn mir sonst noch etwas näher beschreiben?“

„Nein.“

„Sprach er ein reines Französisch — oder vielleicht einen Dialekt?“

„Nein — er sprach so, wie man hier in Paris spricht.“

„Was für einen Hut hatte er auf?“

„Er trug einen weichen, runden Hut. Auch schien er ganz gut gekleidet zu sein. Aber das kann man im Dunkeln ja nicht so sehen.“

„Also erzählen Sie weiter, er fragte Sie ...“

„Er fragte mich, ob ich ihn nach dem Forsthaus fahren wollte, und was das wohl kosten würde. Ich lehnte es aber ab, als ich sah, wie spät es schon war, jedenfalls nannte ich ihm einen Preis, auf den er unmöglich eingehen konnte.“

„Und warum taten Sie das? Sie hätten doch noch einen schönen Verdienst gehabt.“

„Ich weiss nicht, Herr Kommissar — aber die ganze Geschichte kam mir nicht recht geheuer vor. Als dann der Fremde zu Didier herantrat, gab ich dem einen Wink. Aber er sah es wohl nicht — jedenfalls nahm er den Fremden als Fahrgast an.“

„Sie kannten den Mann also nicht? Hatten ihn noch niemals hier in der Nähe gesehen?“

„Nein.“

„Hatten Sie oder Didier schon vorher Fahrten gehabt?“

„Ja — ich war gerade zurückgekommen. Didier stand länger da. Daher gönnte ich ihm auch die Fahrt. Er war immer ein guter Kerl.“

Der ältere Fahrer bestätigte diese Behauptung und strich sich über den rauhen Bart. „Und nun ist er tot. Das hätte genau so gut auch einen von uns treffen können. Hättest du die Fahrt angenommen, Guillaume, so hätte er dich hingemacht!“ wandte er sich seinem jüngeren Kollegen zu.

Der Kommissar wollte noch verschiedenes wissen: aus welcher Richtung der Fremde gekommen sei? Ob er geraucht habe? Ob er erregt oder ruhig sprach? Ob man vielleicht einen Ring an seinem Finger beobachtet habe? Ob sich noch andere Leute in der Nähe befanden?

Auf alles gaben die Fahrer Antwort, so gut es ging. Sie überboten sich geradezu, dem Kommissar Auskunft zu geben, und führten auch manche nebensächlichen Dinge an. Doch Berreux liess sie ruhig erzählen. Auch Nebensächliches konnte für ihn manchmal wichtig sein.

Endlich begab er sich auf sein Amtszimmer im Präsidium.

Auf dem Präsidium meldeten sich bereits verschiedene Leute bei Berreux. Der Führer eines Fernlastzuges stellte sich vor. Er habe während der Nacht an der bezeichneten Stelle die Taxi gesehen, bekundete er, er sei von Melun kommend daran vorbeigefahren. Aber er hätte sich schliesslich nichts weiter dabei gedacht, da er annahm, dass der andere eine Panne gehabt hätte.

Der Kommissar klopfte mit einem Bleistift mehrere Male auf den Tisch.

„Sie kamen doch aus der Gegenrichtung“, bemerkte er, „haben Sie denn da die zusammengesunkene Gestalt am Steuer nicht gesehen?“

„Ich musste zu sehr auf die Strasse achten“, gab der Fahrer zur Antwort, „zumal sie an jener Stelle gerade recht abschüssig ist. Dazu musste ich noch, wie es bei Begegnungen Vorschrift ist, mit abgeblendeten Scheinwerfern fahren.“

„Sie hatten doch aber einen Beifahrer mit?“

„Der lag hinter mir in der Schlafkabine.“

„Sie bemerkten jedoch, dass die Taxi stillstand?“

„Selbst dass es sich um eine Taxi handelte, konnte ich nicht erkennen. Aber ich sah, dass sie stand.“

„Und wann war das?“

„Es muss gegen vier Uhr gewesen sein.“

„Ist Ihnen vor oder nach der Begegnung mit dieser Taxi irgendwas aufgefallen?“

„Ja — deshalb komme ich gerade, Herr Kommissar. Etwa zwei, drei Minuten, bevor ich diese Begegnung hatte, sah ich einen einzelnen Mann, der langsam die Strasse hinaufschritt.“

„Er kam Ihnen also entgegen?“

„Ja.“

„Sahen Sie ihn genau?“

„Nein. Ich hatte schon abgeblendet, er huschte daher nur wie ein Schatten an mir vorbei. Auch blickte er gerade nach rechts in den Wald hinein — von mir aus gesehen nach links natürlich.“

„Fuhren Sie schnell oder langsam?“

„Eigentlich ziemlich schnell.“

„Ein Aufspringen auf Ihren Wagen wäre also unmöglich gewesen?“

„Das hätte wohl nur ein Akrobat oder Schnelläufer fertiggebracht.“

„Hm — eine andere wichtige Frage: sind Ihnen auf der Fahrt nach Paris noch andere Wagen begegnet?“

„Jawohl.“

„Wieviele? Und was für welche? Waren auch noch Lastzüge dabei?“

„Lastzüge? Nein — die verlassen ja alle bereits am frühen Abend die Stadt.“

„Ja, richtig. Daran habe ich gar nicht gedacht. Na, was für Wagen begegneten Ihnen denn noch?“

„Drei, vier Privatautos — und zwei gewöhnliche Lastwagen.“

„Wo? Noch vor Corbeil?“

„Ja, ich mochte wohl so zehn Minuten weitergefahren sein, da kam schon der eine. Der andere fuhr gleich hinterher.“

„Was? Lastwagen?“

„Nein, der erste war eine Limousine. Dann kam der Lastwagen hinterher.“

„Welcher Art dieser Wagen war, wissen Sie nicht?“

„Wenn ich nicht irre, hatte er Holz geladen. Er fuhr recht langsam, soweit ich das beobachten konnte.“

„Die Höhe hinauf musste er später also noch langsamer fahren?“

„Wahrscheinlich.“

„Dann kam noch ein Lastwagen, sagten Sie?“

„Ja, gerade, als ich in Corbeil einfuhr. Er war mit einer grossen Plane verdeckt.“

„Sie fahren doch gewiss öfter die Strecke. Sind Sie diesem Wagen schon mehrfach begegnet?“

„Mag sein, aber ich weiss es nicht so genau. Man achtet ja schliesslich nicht so darauf.“

Berreux stellte noch einige weitere Fragen. Dann entliess er den Mann.

Taxi 303

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