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Was Berreux der verzweifelten Frau in Aussicht gestellt hatte, traf bald in vollstem Ausmasse ein. Von allen Seiten streckten sich ihr hilfreiche Hände entgegen. Alle Chauffeure der Stadt hielten unter sich eine Sammlung ab, bei der jeder gab, was er nur irgend entbehren konnte. Allein Didiers „Stallkollegen“ — wie sie sich nannten — brachten es auf die Summe von fast tausend Franken.

Von der Gesellschaft wurde Madame Didier eine Urkunde überreicht, laut deren sie eine lebenslängliche, wenn auch kleine Rente erhielt. Sogar für die Kinder wurde in der rührendsten Weise gesorgt. Der kleine Jaques wurde von einer reichen Kaufmannsfamilie ins Haus genommen. Den anderen beiden fielen reichliche Stiftungen zu.

Das Begräbnis des Ermordeten wuchs sich zu einer Kundgebung aus. Tausende folgten dem schlichten Sarg. Die gesamte Kollegenschaft war vertreten, soweit sie der Dienst nicht verhinderte.

Tausende, aber Tausende fluchten dem feigen Mörder und sprachen gegen ihn die fürchterlichsten Verwünschungen aus.

Selbst die Stadt und der Verkehrsverein hatten eine Abordnung geschickt.

Unter den Leidtragenden steckten auch mehrere Kriminalbeamte. Berreux, der den Fall auch weiterhin zu bearbeiten hatte, verfügte dies. Ist es nicht schon oft vorgekommen, dass ein Mörder aus einem dunklen Drange heraus sich zu der Beisetzung seines Opfers begab?

Kein Mensch ahnte jedoch, dass hier alle im stillen beobachtet wurden. Ohne jeden Erfolg.

Kriminalsekretär Bout arbeitete im Polizeiarchiv alles durch, um dort vielleicht einen Anhalt zu finden. Es gab stets einen Kreis von Personen, die für ein bestimmtes Verbrechen in Frage kamen. Er suchte sich verschiedene Verbrecher heraus, die, erst kürzlich aus einer Strafanstalt wieder entlassen, die Tat vielleicht ausgeführt haben konnten.

Spät abends noch legte er seinem Chef eine Reihe von Bildern vor, die er mit sicherer Spürnase herausgesucht hatte. Es waren alles Leute von untersetzter Figur mit schmalem, blassem Gesicht, Typen, wie man sie gerade in der Verbrecherwelt häufig findet.

Berreux nahm sich jedes von den dreiunddreissig Bildern vor, las auch die kurzen Personalbeschreibungen, die in den meisten Fällen darunterstanden. Sieben wählte er aus. „So, die könnten in Frage kommen. Was meinen Sie überhaupt zu der Sache, Bout?“

Der Kriminalsekretär strich sich sein Menjoubärtchen. Er war ein schneidiger junger Mann. „Ich glaube, Herr Kommissar“, erwiderte er, „wir werden hier eine harte Nuss zu knacken bekommen. Was wir bisher herausfanden, ist so wenig, dass man so gut wie nichts damit anfangen kann.“

„Oh, sagen Sie das nicht, lieber Freund. Wir haben doch allerlei Anhaltspunkte, wissen sogar schon, welche Zigarettensorte der Täter zu rauchen pflegte. Doch die Geschichte mit der verschwundenen Matte kommt mir recht sonderbar vor. Hat die zweite Nachsuchung ein Ergebnis gehabt?“

„Es wurde lediglich noch eine Patronenhülse gefunden, von der Matte jedoch keine Spur.“

Kommissar Berreux fuhr mit der Hand über sein nach hinten zurückgestrichenes, etwas spärliches Haar und zog die Mundwinkel schief. „Wie ist nun eigentlich Ihre Theorie, Bout? Wo hält sich nach Ihrer Meinung der Täter auf?“

„Hier in Paris natürlich, Herr Kommissar. Bei dem geringen Erfolg, den er hatte, hätte er ohnedies nicht weit kommen können.“

„Sie mögen recht haben. Ja, ich glaube auch, dass er hier in der Hauptstadt zu suchen ist. In Melun also fanden Sie keine Spur?“

„Leider nicht, obwohl ich mir das ganze Bahnpersonal vornahm. Es herrscht dort immer ein lebhafter Frühverkehr, so dass ein einzelner Mensch kaum beachtet wird. Ich habe dann auch in Corbeil noch Erhebungen gemacht. Dabei ist mir der einzelne Fussgänger, von dem Ihnen der Fernfahrer erzählte, auch in den Wurf gekommen. Er wurde von einem Kaufmann des Städtchens gesehen, der gleichfalls die Strecke befuhr, und zwar auf Melun zu. Der Kaufmann behauptet, der Mann habe einen Rucksack getragen. Er hat ihn übrigens nur von hinten gesehen, da er ja in der gleichen Richtung ging.“

„Und wo war das?“

„Kurz vor der Höhe.“

„Was hat denn der Kaufmann zu der Taxi gesagt?“

„Er hat sie natürlich auch stehen sehen. Da er sich allein im Wagen befand, hielt er jedoch nicht an, zumal es ihm dort im Walde nicht ganz geheuer war. Er dachte, der andere habe eine Panne gehabt.“

„Hm — haben Sie schon das Holzauto ausfindig gemacht oder den Planwagen?“

„Ja, das Holzauto stammt von einer hiesigen Möbelfirma. Der Fahrer wird sich morgen bei Ihnen melden.“

„Und der andere Wagen?“

„Den habe ich noch nicht festgestellt. Aber ich werde es noch herausbekommen.“

„Gut. Forschen Sie weiter in diesem Sinne, Bout. Wir dürfen hier keine Möglichkeit ausser acht lassen, um die richtige Spur zu finden. Besonders dem einzelnen Wanderer müssen Sie weiter nachspüren, hören Sie? Ich empfehle Ihnen sogar, sich in dieser Angelegenheit noch einmal nach Melun zu begeben.“ Berreux deutete auf die Fotografien. „Und diesen Leuten hier werde ich auch auf die Finger sehen. Man hat mir glücklicherweise noch einen ganzen Stab von Beamten zur Verfügung gestellt. Da kann es mit Hochdruck losgehen. Wir müssen zusehen, dass wir den Fall so rasch wie möglich aufklären können. Die Oeffentlichkeit hat ein Recht, das von uns zu verlangen.“

Das Telefon läutete. Er griff nach dem Hörer.

„Ja, bitte? Architekt Arbois aus Corbeil? Ja, ich will ihn noch sprechen. Führen Sie ihn nur herauf.“

Er wandte sich wieder seinem Assistenten zu.

„Ein Architekt Arbois hat sich gemeldet und will Angaben machen, er ist heute abend noch extra aus Corbeil hergekommen. Da bin ich gespannt.“

„Soll ich noch bleiben, Herr Kommissar?“

„Nein, gehen Sie ruhig, Bout. Ihr Dienst ist für heute zu Ende. Schlafen Sie sich ordentlich aus, damit Sie morgen früh mit frischen Kräften weiterarbeiten können. Der Mensch muss auch mal seine Ruhe haben.“

„Und Sie, Herr Kommissar?“

„Ich komme mit vier bis fünf Stunden Schlaf aus, wenn es sein muss. Jedenfalls will ich den Mann noch anhören. Ich werde Ihnen dann morgen früh alles Weitere sagen. Bon soir, monsieur Bout!“

Taxi 303

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