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Nachbesserung erforderlich

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Das Essen war weder ausreichend noch genießbar, jedenfalls so meine Ansicht der Lage.

Einmal in der Woche gab es Fisch, ich aß damals generell keinen Fisch, weil dieser immer unmöglich stank. Ebenso gab es einmal in der Woche Graupen, die aß ich auch nicht, weil die eigentlich speziell als Zutat für die Schweine gekocht und verfüttert wurden. So wurde es damals in Kipsdorf gehandhabt. Brühnudeln oder Brühreis aß ich ebenfalls nicht. Das hieß für mich, mich mindestens dreimal in der Woche vorm Mittagessen zu drücken. Jedem wird klar sein, dass das auffiel. Nicht immer konnte ich mich drücken oder Übelkeit vortäuschen. Wobei, die Übelkeit war nicht vorgetäuscht, denn schon der Geruch dieser „Speisen“ ließ mich würgen. Nicht selten kam es dabei zum Erbrechen. In der ersten Zeit versuchte man, es mir mit Gewalt einzulöffeln. Dabei habe ich fast meine Zähne verloren. Zwei Erzieher hielten mich dabei fest und einer scheffelte drauf los. Manchmal war ich sogar dem Ersticken nahe.

Der Kochreis, den sie mir zuletzt unter Zwang verabreichen wollten, war völlig ungenießbar, pappig und klebte sagenhaft.

Das letzte Mal wehrte ich mich wie ein Berserker dagegen, was mächtig viele Beulen bei meinen Zwangsernährern hinterließ. Ich war allerdings nach der Sonderbehandlung auch nicht mehr betrachtungswürdig. Nach einem Unfall mit einem Schredder hätte ich besser ausgesehen.

Übrigens hätte sich dieser Kochreis bestenfalls zum Mauern, aber nicht zum Verzehr geeignet, und das habe ich versucht, mit meiner Bockigkeit, wie man es nannte, darzulegen.

Meine Sachen waren danach total bekleckert. Ich sah aus wie eine Sau und so habe ich dann auch gestunken. Schon eine halbe Stunde später war mein Hemd hart wie eine Schussweste.

Neue Wäsche bekam ich nicht, weil es die nur einmal in der Woche gab. Selbst waschen war nicht erlaubt. Auch das Duschen erfolgte nur einmal in der Woche, vor dem Wäschetausch. Das war dann auch der Tag, an dem es warmes Wasser gab.

Mich hat es nur gewundert, warum so ein Aufstand wegen des Essens gemacht wurde, denn Essensentzug stand doch hier auf der Tagesordnung und fast täglich standen Zöglinge während der Mahlzeiten mit dem Gesicht zur Wand im Speiseraum.

Für die Gegenwehr bei der Fütterung erhielt ich bis zum jüngsten Tag Küchendienst. Diese Zwangstätigkeit, die meine wenige Freizeit gewaltig einschränkte, entwickelte sich zum Glücksfall für mich.

Die Küche war mit nur zwei älteren Mitarbeiterinnen ständig besetzt. Sie waren, bei etwa 100 Kindern, mit ihrer Arbeit hoffnungslos überfordert.

Gekocht wurde im Hause, also von jenen Damen. Meine Aufgabe war es nun, Kartoffeln zu putzen, aber auch schälen, abwaschen usw.

Dafür bekam ich dann von den Frauen Extrarationen an Verpflegung und auch einmal Kuchen. Die Frauen wussten, dass ich vieles nicht essen wollte. Es hatte sich ohnehin herumgesprochen und so erhielt ich, wann immer ich da war, eine Extraration.

Auch die Garderobe selbst war teilweise unter aller Sau. Gummis fehlten in den Unterhosen, Knöpfe waren mitunter erst gar nicht vorhanden oder nur mangelhaft befestigt. Einmal abgesehen von den kaputten Stümpfen und Schuhen, die wir tragen mussten.

Wir hatten im Heim so etwas wie eine Nähstube, dort arbeiteten ebenfalls zwei ältere, ganz liebe Damen. Sie waren restlos überfordert mit dem Berg an Wäsche.

Hier dachte ich, dass ich voll einsteigen könne. In Kipsdorf hatte ich alles gelernt, was vonnöten war. Nähen, auch mit Maschine, stopfen, bügeln usw.

Ich meldete mich freiwillig zum Einsatz in der Nähstube. Zunächst wurde dies von Herrn Bergmann abgelehnt, weil ich schon täglich Küchendienst verrichtete. Nichtsdestotrotz ging ich heimlich in die Nähstube und zeigte, was ich in der Richtung drauf hatte. Als die Damen mein Talent erkannten, machten sie Druck beim Bergmann und er gab nach. Er genehmigte, neben meinem Küchendienst, zwei Mal die Woche diese Arbeit. Dadurch bekam ich jetzt bessere Garderobe und das auch einmal zwischendurch.

Natürlich kamen meine Aktivitäten gut an, aber man ließ mich wissen: „Das ist kein Freibrief, denn wir wissen um deine Vergünstigungen.“ Aber ausdrücklich riet man mir, es nicht publik zu machen.

Soweit hatte alles bestens geklappt. Hunger hatte ich jetzt selten geschoben, im Gegenteil, ich konnte noch einiges aus der Küche abzweigen für andere. Durch meine Aktivitäten hatte ich zunächst Ruhe vor Repressalien. Das Jahr zählte nur noch einige Tage. Die Weihnachtsferien gingen zu Ende. Fast unbemerkt gingen Weihnachten und Silvester spurlos an uns vorüber.

Wie gesagt, fast, denn Silvester wurde mächtig gefeiert. Das hieß im Klartext, die „Erzieher“ und „Erzieherinnen“ soffen, grölten und zogen alle Register, um das Fest zu genießen. Ausgerichtet wurde die Silvesterfeier in unserem Speisesaal, er lag direkt neben den Räumen unserer Gruppe. Wir konnten den Lärm hören, als säßen wir mittendrin – so laut war es.

Wenn jemand von den Erziehern auf die Toilette musste, gingen sie auf unsere Station. Es ging dabei zu wie im Taubenschlag.

Dass dabei keiner in den Schlaf fand, war zu diesem Zeitpunkt nicht besonders verwunderlich.

Irgendwann, weit nach Mitternacht, war es dann mucksmäuschenstill.

Aber schlafen konnte ich trotzdem nicht. Mich interessierte einfach, wie die gefeiert hatten, oder ob noch was übrig geblieben war, von den mit Tüchern abgedeckten Platten, die wir Stunden zuvor in den Speisesaal gebracht hatten.

Einer fragte, warum alles abgedeckt sei, und prompt bekam er, zu meinem Erstaunen, eine Antwort: „Dass es nicht einstaubt, du Blödmann.“

Als ich fragte, wer mit mir nachsehen wolle, meldete sich sofort Jochen. Er sagte: „Ich habe noch Kohldampf, und vielleicht ist noch was da.“

Also gingen wir, Jochen, Gerald, Wolfgang und ich, los. Als wir die Stätte des feuchtfröhlichen Abends nach langem Hin und Her dann betraten, fielen uns fast die Augen aus. Das Angebot war riesig und kaum abgegessen. Da waren Salate, die wir nicht einmal vom Namen her kannten, aber großartig schmeckten. Fleisch in den verschiedensten Ausführungen, auf mehrere Platten verteilt. Weintrauben, Bananen, Apfelsinen, Mandarinen – und das alles im Überfluss. Wir hatten uns gierig über das Buffet gestürzt, solange es ging und das fast bis zum Ersticken. Zwei Bananen hatte ich in Windeseile in mich hineingestopft. Ob ich sie vorher noch geschält hatte, wusste ich vor lauter Gier nicht mehr, sicher war ich mir jedenfalls nicht.

Das, was wir nicht essen konnten, hatten wir mitgenommen und auf unserer Station versteckt.

Wir wollten unbedingt noch einen Angriff starten, so unser Übereinkommen. Als sich nach einiger Zeit noch immer nichts gerührt hatte, gingen wir wieder in den Speisesaal zurück und schauten, ob es noch etwas für uns gab. Was soll ich sagen, es stand Alkohol auf allen Tischen. Auch Zigaretten und Streichhölzer lagen griffbereit. Wir wussten nichts über die Auswirkungen von Alkohol und Zigaretten, aber wir haben erst einmal probiert. Dann meine erste Zigarette. Wie das ging, sah ich bei den Erziehern. Zwei, drei Züge an der Zigarette reichten erst einmal und ich musste unbedingt die Toilette aufsuchen.

Die Zigarette schlug voll durch und ich habe mir bald in die Hose geschissen.

Als ich wieder den Saal betrat, haben einige schon einen richtigen Rausch gehabt. Jochen kam gleich zu mir und sagte: „Das musst du trinken, schmeckt wie Brause.“ Es war roter, süßer Sekt, er schmeckte tatsächlich wie Brause, sogar Kohlensäure war drin. Daraufhin haben wir dann beide Sekt getrunken. Nach dem Sekt trank ich dann auch Bier, das hat allerdings nicht so gut geschmeckt. Alle haben das getrunken, und Wolfgang sagte, dass er schon vorher einmal Bier getrunken habe. Wolfgang war zwei Jahre älter als ich und der musste ja wissen, was gut für uns war. Jedenfalls haben wir uns nicht wesentlich anders verhalten als die Gäste zuvor. Ausgelassenheit ließ mich frei fallen. Mit vollem Magen und Getränken für Erwachsene – fiel ich in einen Rausch. Keine Angst, im Gegenteil, sorglos habe ich mich gefühlt, was für eine Illusion.

Nach einiger Zeit umgab mich wieder so ein Schweben, aber ohne Atemnot und wesentlich angenehmer – ich schlief ein.

Wach wurde ich durch Tritte und sagenhaft lautes Brüllen.

Was ich sah, war wieder ein hochroter Kopf mit einem wild gestikulierenden Körper. Es war schrecklicher als mein derartiger Zustand. Meine Angst vor diesem Mann ließ mich ernüchtern. Eigentlich wollte ich aufstehen, aber es ging nicht so richtig. Diesen wütenden Mann kannte ich nicht einmal, aber ich wusste, dass das nicht gut für uns ausgehen kann.

Als ich so langsam zu mir kam, sah ich, dass schon einige in Fliegerstellung an der Wand standen, ich tat es ihnen gleich. Gerade jetzt wollte ich keinen Stress mit diesen Herren. Mein derzeitiger Zustand war besorgniserregend, mir war schwindlig und richtig schlecht. Ich hätte sofort wieder einschlafen können.

Wie wir so in Fliegerstellung und barfuß an der Wand standen, sagte der fremde Mann: „Wenn nur einer hierher kotzt, passiert ein fürchterliches Unglück.“

Es war schwer, sich nicht dem Erbrechen hinzugeben, denn die Fliegerstellung war nur schlecht zu halten. Man steht mit den Händen gegen die Wand und die Beine mussten gespreizt und so weit wie möglich von der Wand weg sein. Manchmal, bei derartigen Übungen, schlugen die einem die Füße weg, sodass man voll hinschlug.

Einige Maßnahmen durfte ich schon selbst kennenlernen, aber auf ein fürchterliches Unglück war ich nicht unbedingt scharf.

Mir schossen unzählige Gedanken durch den Kopf, wie weit der wohl gehen würde, um sich vor seinen besoffenen Kollegen zu profilieren.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Erzieher sich daraus einen Wettbewerb machten, uns zu quälen. Vielleicht war es auch so, und sie haben sich einen Wimpel gereicht, wie man es bei Turnieren macht.

Eigentlich musste er sich doch genauso fühlen wie ich, denn er war ja auch total betrunken.

Es wurde wieder gebrüllt: „Wer ist der Rädelsführer?“, ich wusste mit dem Wort damals überhaupt nichts anzufangen.

„Rädelsführer, was ist das?“, wird nicht nur mir durch den Kopf geschossen sein. Und nachfragen wollte in dieser angespannten Situation auch niemand – weil keiner auf die Frage antwortete.

„Böhm, Schmidt, wer von euch hat das angezettelt, ich will Namen.“

„Oh, Gott“, dachte ich, er will, dass ich jemand benenne.

„Ich kann keinen nennen“, dachte ich mir. Mich selbst, das würde gehen, aber dann sind bestimmt alle dran. Dies war eine Zwickmühle.

Da ich mich aber schlecht fühlte und so schnell wie möglich ins Bett wollte, so meine Hoffnung, und mittlerweile waren etwa zwei Stunden vergangen und ich fror an den Füßen, sagte ich: „Ich wollte ja nur mal reinsehen.“

Daraufhin brüllte der für mich Fremde: „Schmidt und Böhm, ihr macht ohnehin alles zusammen, also werdet ihr beide dafür bestraft.“

Und wieder dachte ich: „Oh Gott, der kennt sogar meinen Namen, obwohl ich noch nicht lange hier bin.“ Jochen war für mich wie ein kleiner Bruder. Wir hatten tatsächlich so gut wie alles zusammen gemacht, natürlich auch Unsinn.

Wir sollten uns im Schlafraum anziehen und uns wieder im Flur aufstellen. Alle anderen durften unbehelligt auf unsere Station zurück.

Noch in derselben Stunde mussten wir beim Kombinatsleiter antreten. Er wurde extra von zu Hause aus angekarrt und in das Büro des Erziehungsleiters platziert.

Professor Doktor Dreher, Kombinatsleiter über fünf Heime.

Er hatte alles genau abgefragt und immer gesagt: „Ich merke, wenn ihr lügt, ihr könnt mir alles erzählen.“ Da er besonnen und ruhig auf uns zuging, waren wir ehrlich und haben alles genau erzählt, über Alkohol, Zigaretten und das Essen. Das Versteck, wo sich das Essen befand, haben wir aber nicht verraten.

Wir haben auch wiederholt über die Schläge und Misshandlungen gesprochen und von wem es ausging.

Von Prof. Dr. Dreher erfuhr ich auch, dass Werftpfuhl ein Heim für Psychodiagnostik und psychologische Therapie sei. Er sagte: „Dieses Heim ist nicht mit anderen vergleichbar.“

Weiter sagte er: „Der große russische Pädagoge Makarenko hat auch Schläge in der Erziehung eingeräumt.“ Darauf sagte ich: „Eine Schelle ja, aber blind dreinschlagen, auch mit Gegenständen?“

„Natürlich ist es schwer, Kinder und Jugendliche individuell zu erziehen, wir können kein Elternhaus ersetzen“, so seine Antwort, was immer er auch damit sagen wollte.

Ich fragte nicht weiter, denn jetzt hatte mich doch mein Mut verlassen. Für mich wurde klar, sie haben freie Hand in der Entscheidung ihrer Erziehung.

Anschließend kamen wir beide für zwei Tage auf die Krankenstation – zum Ausnüchtern.

Es kam so, wie er es uns vorher versprochen hatte. Ehrlichkeit lohnt sich doch, dachte ich.

In den zwei Tagen ging es uns richtig gut, totale Ruhe, gutes Essen, es war einfach toll.

Als wir wieder alles beisammen hatten, sprachen wir viel.

„Wer war dieser fremde Mann“, fragte ich und er sagte, „es ist Herr Dreher, der Adoptivsohn vom Professor. Er ist abartig brutal, gehe ihm lieber aus dem Weg.“

Jochens Wunsch war es schon immer, seine Eltern kennenzulernen. Und ich sagte zu ihm: „Jochen, ich habe meine Eltern nie gekannt, aber ich denke fast täglich an meine Mutter, ich liebe meine Mutter, als wäre sie nie weg.“

„Aber ich weiß“, sagte ich weiter, „sie sucht mich und ich werde sie eines Tages bei mir haben, wie du eines Tages deine Eltern wieder haben wirst.“

Dann haben wir wie die Schlosshunde geweint und wir brauchten uns unserer Tränen nicht zu schämen, es war nur allzu menschlich.

Wir haben uns geschworen, durch dick und dünn zu gehen und uns immer beizustehen.

Als Brüder haben wir uns gesehen und Brüder halten immer zusammen.

Zum ersten Schultag nach den Ferien sind wir von der Krankenstation entlassen worden.

Unsere Schule war gleich am Heim angegliedert. Die meisten Lehrer kamen von außerhalb.

Ähnlich verhielt es sich bei den Erziehern, aber die, die brutal waren, wohnten direkt im Heim oder zumindest auf dem Gelände.

Es gab da auch einige Ausnahmen, zwei, drei vielleicht.

Gute Erzieher waren nicht lange in diesem Heim, in der Regel höchstens 4 bis 5 Monate. Dann wurden sie gegen Brutalos ausgewechselt.

Gute Erzieher waren diejenigen, die sich um uns kümmerten, sowie die, die mit uns bastelten und uns etwas beibrachten. Gute Erzieher waren auch die, die uns zuhörten und bei denen wir Trost fanden. Gute Erzieher waren die, die Ruhe ausstrahlten und sich ruhig mit dir unterhielten, auch wenn du einmal Mist gemacht hattest. Es waren diejenigen, die nicht gleich alles hochmeldeten und die leider nie lange genug blieben.

In der Schule brauchte ich nur den Lehrern vorgestellt werden, denn die Schüler einer Klasse waren dieselben wie die in der Gruppe.

Die Zeit in der Schule war halbwegs verträglich, bis ein Herr Schimmel dort den Schuldienst antrat.

Herr Schimmel, Ende zwanzig, gut gebaut, Frauentyp würde ich sagen. Sport, Musik und Deutsch unterrichtete er. Er war stolz, mit Frank Schöbel gedient zu haben, hatte aber bei Erzählungen kein gutes Haar an ihm gelassen. Er hatte sich auch immer als den großen Zampano verstanden, der Unwiderstehliche, der Allwissende, der immer Gemochte, er war mir eine Spur zu narzisstisch.

Er hatte auch nicht lange gefackelt, um sein wahres Gesicht zu zeigen. Er hatte mich, und wie ich weiß, auch andere, nie geschlagen.

Er war da etwas raffinierter zu Werke gegangen, so sein Dafürhalten, worauf er sehr stolz war.

Gern hatte er auch seinen Einfallsreichtum gelobt, alles nach dem Motto: „Kinder schlägt man nicht.“

Eine Gymnastikkeule in den Rücken rammen, einen Medizinball ins Gesicht schmeißen, Beine auf dem Barren wegschlagen, 50 Liegestütze oder gar 100 Kniebeugen bis zur Bewusstlosigkeit, das waren nur einige seiner Geniestreiche.

Schlechte schulische Leistungen hatten immer derartige Ertüchtigungen zur Folge.

Deutsch war nie mein Lieblingsfach, hatte zwar immer gerade so gereicht, aber es war nicht mein Fach.

Eines Tages stand Geräteturnen auf dem Plan. Keine große Sache, er machte die Übung vor und wir sollten sie nachmachen. Jetzt kam mein Part – der Stufenbarren –, jeden Holm einmal bearbeiten, eine kleine Rolle war angesagt, keine Schwierigkeit, so dachte ich, sah ja auch beim Schimmel sehr leicht aus.

Während meiner Übung passierte für mich dann das Unfassbare. Herr Schimmel rammte mir eine Gymnastikkeule dermaßen in den Rücken, dass ich vor Schmerz und Atemnot vom Barren fiel.

Er lästerte noch und machte sich lustig, bis er bemerkte, dass ich blau anlief, weil ich keine Luft mehr bekam. Erst als er mich hochnahm und mich schüttelte, bekam ich wieder Luft und eine normale Gesichtsfarbe, auch seine Gesichtsfarbe normalisierte sich. Meine Haut hatte ein schickes Lila und seine war weiß, wie ein unbeflecktes Bettlaken.

Derartige Unfälle, nach seiner Sicht, ereigneten sich nun einmal. Für mich allerdings sehr oft bzw. zu oft.

Daraus gelernt, wie man derartige „Unfälle“ vermeidet oder gar verhindert, hatte er nicht. Tatsächlich war es so, wenn irgendein Erzieher oder Lehrer einem Kind gefährliche Verletzungen zuführte, hatten wir alle davon profitiert.

Dann hatten wir für einige Tage nichts zu befürchten. Sie waren dann schon fast freundlich zu uns. Es war gespenstisch. Aber nach einigen Tagen kehrte der gewohnte Alltag zurück in unser Leben, also alles wie gehabt.

Immer glaubte ich, es würde besser. Dass es gehen konnte, sah man ja, wenn die Kacke am Dampfen war.

Misshandelt, verraten und verkauft

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