Читать книгу In drei Stunden bist du nicht mehr da - Hans-Jürgen Kaiser - Страница 11

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Umzug. Die neue Wohnung in der Nähe deiner Arbeitsstelle. Von meiner Wohnung etwas weiter entfernt. Aber beide waren durch eine direkte Buslinie verbunden. Ich war angenehm überrascht, wie viel Energie dieser Umzug in dir entfacht hat. Du hast mir gleich angekündigt: „Wir können jetzt noch viel mehr gemeinsam unternehmen.“ Als erstes der Segelkurs am Starnberger See. Wir haben zwei Wochen Urlaub genommen, sind jeden Tag mit dem Auto zum See gefahren. Die Kursleiterin, ein rustikales Mannweib und erfahrene Seglerin, konnte sehr unwirsch werden, wenn wir in der Theorie den Palstek-Knoten nicht sofort hinbekamen. Es hat uns nicht weiter beeindruckt; mit den anderen Teilnehmern hatten wir viel Spaß, vor allem bei den Segelübungen auf dem Wasser. Weniger unterhaltsam empfand ich die Theorie. Irgendwelche Regeln auswendig lernen. Das lag schon Jahre hinter mir. Wir bestanden die Prüfung und erlangten den Sportboot-Führerschein Binnen.

Bei günstigem Wetter haben wir die anschließenden Sommerwochenenden unserer neuen Leidenschaft gewidmet. Am Chiemsee entdeckten wir eine Segelschule, die unkompliziert Boote verlieh. Die beiden letzten Wochenenden, die wir am See verbrachten, wehte ein laues Lüftchen, und wir konnten kaum Fahrt aufnehmen. Anna saß neben der schlaffen Fock und sagte: „Tiger, wir müssen ans Meer. Nächstes Jahr machen wir Urlaub in Italien und verbinden das mit segeln.“

Auf der Insel Elba gibt es drei deutsche Segelschulen. Eine davon in der Bucht von Bagnaia, direkt gegenüber von Portoferraio. Dort haben wir einen weiterführenden Kurs für eine Woche gebucht.

Bisher segelten wir mit einfachen, behäbigen Jollen. Ich weiß es nicht mehr genau, aber unser Übungsboot war auch eine Jolle, aber schnittiger, schmaler und vor allem schneller als die Boote, die wir kannten. Dazu pfiff ein scharfer Wind durch die Bucht. Die erste Wende bekamen wir noch hin, bei der Halse wären wir fast gekentert. Am Ende der ersten Segeleinheit, bei der Lagebesprechung in der Eisdiele, nahm uns der Kursleiter, ein rothaariger, hagerer Typ aus Norddeutschland, zur Seite und meinte, dass wir zu wenig Erfahrung für diesen Kurs hätten.

Am nächsten Morgen haben wir im Büro der Segelschule den Kurs storniert und uns ein vertrautes Boot gemietet, um einfach ungestört herumzuschippern. Wir wollten keinen Stress. Der Kursleiter war uns von Anfang an unsympathisch.

Zum Abschluss veranstalteten die drei deutschen Segelschulen eine Regatta. Wir nahmen daran teil. Ich sagte zu Anna: „Ausnahmsweise, für dieses eine Mal: Setze dich bitte an die Fock, sage keinen Ton und führe nur die Befehle aus, die ich gebe.“ Anna sagte: „Yes, Sir.“ Der Wettbewerb fand in unserer Bucht statt, die Strecke war durch Bojen markiert. Noch nie hatte ich mich so konzentriert. Ich sah nur Bojen, setzte die Segel so, dass wir schnell Fahrt aufnahmen und nahm die kürzesten Wege, knapp an den Bojen vorbei. Wir wurden Dritter.

Am Abend bei der Siegerehrung im Garten des Hotels holte uns der Chef der Segelschule auf die Bühne und überreichte die Urkunde. Dritter Platz. Ich trat ans Mikrofon und sagte: „Meine Freundin Anna und ich freuen uns riesig und bedanken uns für die Urkunde. Gleichzeitig sind wir über uns selbst überrascht und erstaunt zugleich, weil wir nach Ansicht unseres Kursleiters gar nicht segeln können und deshalb den gebuchten Kurs wieder stornierten.“

Später, am Buffet, trat der Inhaber der Sportschule an mich heran und bat mich, ihm die Angelegenheit näher zu schildern.

Die Urkunde bekam einen festen Platz in meinem persönlichen Archiv.

In drei Stunden bist du nicht mehr da

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