Читать книгу In drei Stunden bist du nicht mehr da - Hans-Jürgen Kaiser - Страница 7
Оглавление1
Der Sommer hatte noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht, und der Tag war unerwartet heiß. Deshalb zogen wir den Biergarten dem französischen Restaurant vor, in das ich dich zur Wiedergutmachung eingeladen hatte. Wir waren früh am Abend unterwegs, der Biergarten nur zu einem Drittel belegt. Direkt am Ufer des kleinen Sees mitten im Englischen Garten ergatterten wir einen Platz. Wir haben uns schnell geeinigt, und ich holte uns Steckerlfisch mit Kartoffelsalat und zwei Weizenbier. Für dich ein Alkoholfreies, weil du noch mit dem Auto fahren musstest.
Ich hörte dir gerne zu, deine warme, volle Stimme. Deine Gestik. Wenn du etwas betonen wolltest, hast du mit Mittel – und Zeigefinger der rechten Hand geschnipst und den Zeigefinger in die Luft gestreckt. Du hast mir erzählt, dass du schon einmal verheiratet warst. Die Ehe bestand aus Sport, Tennis, Rennradtouren, Bergsteigen. Zuviel Sportschau. Deine Interessen Kunst und Literatur? Keine Chance. Du sagtest: „Simone de Beauvoir hat mich gerettet“. Dabei verformte sich dein Mund zu einer kleinen Schnute, und ich bemerkte die Grübchen an deinen Wangen. Ich schätzte damals dein Alter auf Anfang 30. Gut geschätzt. Später erfuhr ich, dass du 34 Jahre alt warst, 8 Jahre jünger als ich.
Die Zeit verging. Du schautest auf die Uhr. „Schon 21 Uhr. Schade, aber ich muss aufbrechen. Noch 30 Kilometer Fahrt bis nach Rosenheim. Ich plane, nach München zu ziehen. Mein Auto habe ich vor dem Büro geparkt.“ Ich bot dir an, dich zurückzubegleiten. Unterwegs haben wir auf einer Parkbank Rast gemacht, um den Abend ruhig ausklingen zu lassen. Wir saßen schweigend nebeneinander, du bist nahe an mich herangerückt, hast deinen Arm um meine Schulter gelegt, mich an dich gezogen und auf den Mund geküsst.