Читать книгу Alstermorde: 9 Hamburg Krimis - Hans-Jürgen Raben - Страница 10
1. Kapitel
Оглавление„Das ist ein interessantes Objekt!“
Der hagere Mann von Mitte fünfzig mit der randlosen Brille in einem gebräunten Gesicht blieb stehen und heftete seinen Blick auf einen unscheinbaren Gegenstand, der in einer Vitrine zwischen anderen Objekten auf dunkelblauem Samt ausgestellt war.
Markus Diefenbach trat einen Schritt nach vorn und musterte den Interessenten unauffällig. Er wusste, dass er selbst einen seriösen Eindruck machte. Das war wichtig, und er hatte mit seinen sechzig Jahren gelernt, dass die äußere Erscheinung für einen erfolgreichen Händler ein wichtiger Trumpf war.
Gut geschnittener Nadelstreifenanzug, Kaschmirschal, englische Maßschuhe und ein Mantel von Zegna. Am linken Handgelenk blitzte eine goldene Patek Philippe Calatrava auf.
Ja, da war Geld, der Mann könnte ein echter Kunde sein.
„Welches Stück darf ich Ihnen zeigen?“
Markus Diefenbach legte so viel Höflichkeit und Charme in seine Worte, wie er es nur vermochte, wenn ein besonders gutes Geschäft ins Haus stand. Sein normaler Umgangston war deutlich ruppiger.
Der Mann deutete auf ein mit Hieroglyphen bemaltes kleines Nilpferd aus blauer Fayence.
Diefenbach lächelte. „Sie kennen sich aus. Ein ziemlich unscheinbarer Gegenstand. Altes Ägypten, mittleres Reich, vermutlich aus der zwölften Dynastie. Eine hervorragende Arbeit, wahrscheinlich eine Votivgabe aus einem Tempel.“
Der Mann nagte an seiner Unterlippe und hob plötzlich den Kopf. Der Blick seiner eisgrauen Augen traf Diefenbach wie eine kalte Dusche, und er wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Ich gehe davon aus, dass Sie die Echtheit bestätigen können. Ich meine, mit den entsprechenden Gutachten.“
Der Mann sprach Englisch mit einem ganz leichten Akzent. Hier auf der Antikmesse im französischsprachigen Genf war Englisch die bevorzugte Sprache, auch wenn französische und deutsche Wortfetzen zu hören waren. Das Publikum war wie immer international.
Diefenbach nickte eifrig. Er konnte den potentiellen Kunden schwer einschätzen. Teure Kleidung, gerade Haltung, volles und leicht lockiges Haar, kantiges Gesicht. Vermutlich der Inhaber eines Unternehmens, vielleicht auch ein Top-Manager einer großen Firma. Südeuropäer. Doch schließlich war die Herkunft nicht entscheidend. Die Hauptsache war, dass er über Geld verfügte – und daran gab es wohl keinen Zweifel.
„Selbstverständlich verfüge ich über alle notwendigen Unterlagen. Es gibt auch ein Zertifikat, dass dieses Objekt ordnungsgemäß aus Ägypten ausgeführt worden ist. Das war in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.“
Der Mann richtete seinen Blick wieder auf das kleine Nilpferd. „Ich würde es gern näher betrachten.“
Diefenbach öffnete die Vitrine, nahm das Objekt heraus und stellte es auf die Glasplatte. „Nehmen Sie es ruhig in die Hand.“
Der Mann strich mit den Fingern vorsichtig über die glasierte Oberfläche.
„Zwölfte Dynastie, sagen Sie? Das würde bedeuten, dieses Nilpferd ist ungefähr viertausend Jahre alt.“
Diefenbach nickte, sein Mund wurde trocken. Hatte er etwa einen Experten vor sich?
Schließlich war das Nilpferd erst gut zehn Jahre alt, hergestellt in einer Fälscherwerkstatt in Kairo, die immer hervorragende Qualitätsarbeiten abgeliefert hatte. Das Original befand sich im British Museum in London. Der Fälscher hatte allerdings die Bemalung verändert, sodass die Ähnlichkeit nicht sofort zu erkennen war. Die dazu gehörenden Papiere würden einer forensischen Analyse nicht standhalten – doch welcher Käufer würde eine solche Analyse in Auftrag geben?
„Dann wäre noch die Frage des Preises“, sagte der Mann langsam.
Diefenbach konnte sein Glück kaum fassen. Normalerweise verkaufte er auf einer Antikmesse nur einige Stücke im niedrigen und mittleren Preisbereich. Er besaß ein Sammelsurium der verschiedensten Antiquitäten, unter denen sich keine wirklichen Spitzenstücke befanden, wie sie von anderen Händlern hier angeboten wurden. Deshalb konnte er sich auch nur eine Standardbox von etwa sechs Quadratmetern leisten. Aber auch dafür war die Miete astronomisch hoch.
Wenn es ihm gelang, dieses Nilpferd zu verkaufen, wären alle seine Kosten mehr als gedeckt.
Er griff unter die Vitrine und holte einen Karton heraus, den er ebenfalls auf die Glasplatte stellte.
„Wenn Sie an originalen Stücken aus dem alten Ägypten interessiert sind ...“
Er machte eine kunstvolle Pause und öffnete den Deckel des Kartons. Er schlug das Seidenpapier im Inneren zur Seite, und ein wunderbarer Skarabäus von der Größe einer Handfläche wurde sichtbar.
Markus Diefenbach nahm die Käferplastik heraus, legte sie auf seine Hand und drehte sie langsam um. Die gesamte Unterseite war von Hieroglyphen bedeckt.
Der Mann beugte sich vor. „Das ist ebenfalls Fayence, oder? Ein sehr schönes Stück. Wie alt ist es?“
Diefenbach deutete auf die Hieroglyphen.
„Sehen Sie diese Zeichen innerhalb der Umrandung? Das ist die Kartusche von Thutmosis dem Dritten. Er war einer der Pharaonen der achtzehnten Dynastie und einer der bedeutendsten Herrscher des alten Ägypten überhaupt. Mit diesen Skarabäen wurden wichtige Nachrichten im Reich verbreitet. Sie sind sehr gefragt, und sie sind selten geworden. Jeder Sammler möchte ein solches Stück haben.“
„Er ist perfekt erhalten“, stellte der Mann fest. Ein leichtes Misstrauen war aus seiner Stimme herauszuhören.
„Das ist nicht erstaunlich. Der Skarabäus stammt aus einer bedeutenden Hamburger Privatsammlung, die vor einiger Zeit aufgelöst wurde. Die meisten größeren Stücke wurden bei internationalen Auktionen verkauft. Ich konnte jedoch einige kleinere Artefakte erwerben.“
Der Mann nickte. „Eigentlich handelt es sich doch um einen Mistkäfer, wenn ich recht unterrichtet bin.“
„Das stimmt. Dennoch nimmt er in der ägyptischen Mythologie eine wichtige Rolle ein. Unter anderem gilt er als Inkarnation des Gottes Re. Jedenfalls werden Sie nicht so schnell ein ähnlich gut erhaltenes Exemplar finden.“
„In der Tat. Es ist eine Überlegung wert.“
Du sollst nicht überlegen, du sollst kaufen, dachte Diefenbach. Schließlich brauchte er dringend Geld, nicht nur, um die Kosten zu decken. Innerlich verfluchte er kurz seinen unstillbaren Drang, in der Hamburger Spielbank am Roulettetisch Platz zu nehmen. Früher waren die Geschäfte besser gelaufen, heute achteten die Leute mit Geld viel mehr auf ihre Ausgaben. Vor der Finanzkrise hatten sie ihm jeden gewünschten Betrag auf den Tisch gelegt, doch danach ...
Der potentielle Kunde nahm den Skarabäus selbst in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten.
„Der Pharao selbst hat ihn in der Hand gehalten ...“, sagte er bewundernd.
„Vielleicht“, entgegnete Diefenbach diplomatisch.
Ich weiß jedoch ganz genau, dass ihn ein gewisser Hassan Al-Farad in der Hand gehabt hat, als er ihm in meiner Gegenwart den letzten Schliff gegeben hat. In einer Hinterhof-Werkstatt unterhalb der Zitadelle mit der Mohammed-Ali Moschee in Kairo.
Hassan hatte den Skarabäus nach einer Schwarz-Weiß-Fotografie aus einem alten Bestandskatalog des Ägyptischen Museums in Kairo angefertigt. Anschließend hatte er ihn mit einer farblosen Flüssigkeit künstlich altern lassen. Das war ein faszinierender Vorgang gewesen.
Was allerdings anschließend geschehen war – darüber mochte Markus Diefenbach nicht nachdenken. Der kurze und schauerliche Gedanke verschwand rasch in den Tiefen seiner Erinnerung. Seine Tat lag schließlich auch über zehn Jahre zurück.
„Thutmosis ...“, verlor sich der Kunde in seinen Fantasien.
Diefenbach wusste, dass er kurz davorstand, den Mann an die Angel zu kriegen. Vielleicht würde ein kleiner Stoß reichen.
„Heute Vormittag war ein Vertreter des Pariser Louvre hier. Er hat sich den Skarabäus angesehen und fand ihn interessant, weil ein solches Stück ihre Sammlung gut ergänzt hätte. Er wollte sich auf der Messe umsehen und anschließend wiederkommen. Sie wissen: Wer zuerst kommt ...“
Der Mann sah ihn mit seinem beunruhigenden Blick an, nestelte an der Brusttasche seines Sakkos und zog eine Visitenkarte heraus. Natürlich Stahlstich, stellte Diefenbach sofort fest.
„Kommen Sie heute Abend in mein Hotel. Sie treffen mich in der Bar. Sagen wir um zwanzig Uhr. Dort können wir über alles reden. Und bringen Sie die beiden Objekte mit. Ich bin sehr interessiert.“
„Aber der Louvre ...“
„Die haben genug in ihren Vitrinen!“
„Vielleicht sollten wir noch über den Preis ...“
Der Mann winkte ab. „Darüber werden wir uns schon einigen. Ich wohne übrigens im Beau Rivage.“
Wo auch sonst, dachte Diefenbach und starrte auf die Karte in seiner Hand.
Allessandro Tomaselli, Im- und Export, Palermo, Palazzo Speranza. Darunter eine Adresse und eine Telefonnummer.
Palermo?
Ein düsterer Gedanke breitete sich kurz aus, doch er verschwand gleich wieder.
Er kommt also aus Sizilien. Na, und wenn schon. Geld hat keine Heimat. Und seine Villa heißt Hoffnung. Na, wenn das kein Zeichen ist!, ging es Diefenbach durch den Kopf.
*
Das Beau Rivage am Quai du Mont-Blanc zählte zu den luxuriösesten und teuersten Hotels der Schweiz. Es lag im Herzen der Stadt gegenüber dem Springbrunnen mitten im See, der seinen Wasserstrahl über hunderte Meter in die Luft blies.
Markus Diefenbach blieb stehen und ließ seinen Blick über die Fassade des Prachtbaues aus dem neunzehnten Jahrhundert gleiten. Er erinnerte sich, dass hier ganz in der Nähe die Kaiserin Elisabeth – Sissi – erstochen worden war. Ihre letzte Nacht hatte sie im Beau Rivage verbracht.
Er war ein paar Minuten zu früh angekommen und überquerte gemächlich den Platz, sein Köfferchen aus Straußenleder fest in der Hand. Der Türhüter musterte ihn unauffällig, hielt ihm dann aber die Tür auf. Diefenbach hatte es noch nie geschafft, in diesem Hotel abzusteigen. Seine Kunden schätzten eher die Heimlichkeit eines Hinterzimmers, in denen sie ihre Geschäfte abwickelten.
Die Bar gefiel ihm sofort: Antike Möbel, bequeme Sitzgruppen, weiches Licht aus zahlreichen Lampen. Wie viele Prominente mochten hier schon gesessen haben?
Er entdeckte den Italiener sofort. Allessandro Tomaselli saß in einem Sessel direkt gegenüber dem auf Hochglanz polierten Bartresen. Er winkte Diefenbach zu und deutete auf die kleine Couch an der Rückwand, deren zahlreiche Kissen überaus einladend wirkten. Ein kleiner Glastisch mit einer runden Platte befand sich zwischen ihnen.
Diefenbach setzte sich. Sein Blick fiel sofort auf einen glatzköpfigen Mann mit einer dunklen Narbe auf der rechten Wange, der aufmerksam zu ihnen herübersah. Ohne Zweifel gehörte er zu dem Sizilianer, wahrscheinlich dessen Leibwächter.
Vor ihm stand eine Espressotasse, zu seinen Füßen ein normaler Aktenkoffer. Der Barkeeper wischte hingebungsvolle seinen ohnehin spiegelnden Tresen.
„Das ist Gino“, erklärte Tomaselli, der Diefenbachs Blick bemerkt hatte. „Er begleitet mich auf meinen Reisen. Ich habe oft viel Bargeld bei mir. Da ist es gut, jemanden zu haben, der darauf achtet.“
Diese Mitteilung löste ein warmes Gefühl in Diefenbach aus, und er spürte, dass ein gutes Geschäft nicht mehr lange auf sich warten ließ. Der Italiener hatte zumindest niemanden mitgebracht, der nach einem Experten für altägyptische Kunst aussah. Eine Zeit lang hatte er befürchtet, dass so etwas geschehen könnte, und bereits darüber nachgedacht, ob er das Treffen absagen sollte. Letztlich war die Gier größer gewesen als seine Bedenken.
„Haben Sie die Objekte mitgebracht?“, fragte der Italiener. Seine Augen funkelten erwartungsvoll.
Diefenbach legte sein Köfferchen auf den Tisch und ließ die Verschlüsse aufschnappen. „Nicht nur das. Ich habe Ihnen noch ein weiteres Stück mitgebracht, das sicher Ihr Interesse finden wird – zumal es aus Ihrem Heimatland stammt.“
„Aus Sizilien?“
„Nicht ganz. Aus der Toskana.“
„Na, dann zeigen Sie mal her.“
Markus Diefenbach klappte den Deckel seines Aktenkoffers hoch und entnahm ihm einen schmalen, in Seidenpapier gehüllten Gegenstand. Er ging absichtlich langsam vor, da er aus Erfahrung wusste, dass die Neugier seiner potentiellen Kunden damit noch stärker wurde.
Vorsichtig schlug er das Papier zur Seite und stellte eine bronzene Figur auf den Tisch. Sie war etwa dreißig Zentimeter hoch, wirkte sehr dünn und in die Länge gezogen und stellte eine Kriegerfigur dar. Irgendwie ähnelte sie einer Skulptur von Giacometti. Die Bronze besaß eine sehr dunkle, fast schwarze Patina.
„Die Figur stammt aus einem etruskischen Grab“, erläuterte Diefenbach. „Sie ist ungefähr zweieinhalbtausend Jahre alt. Leider fehlt das Schwert, das sie in der Hand hielt. Das weiß man, weil es vergleichbare Figuren gibt. Sie stellen häufig Herkules dar.“
Tomaselli starrte stumm auf die Figur. Dann berührte er sie vorsichtig mit einem Finger.
Es ist immer richtig, dem Kunden erst die echte Ware zu zeigen, dachte Diefenbach.
Die Figur stammte tatsächlich aus einem etruskischen Grab, doch dort war sie nicht legal ausgegraben worden. In der Toskana hatten Raubgräber eine lange Tradition, und die Behörden waren oft machtlos gegen dieses Geschäft mit der alten Kunst, besonders, weil die Objekte in den meisten Fällen sofort das Land verließen. Es war unmöglich, die zahlreichen Fundorte zu überwachen, zumal die Raubgräber mit ihren Suchgeräten immer neue Orte entdeckten, an denen antike Schätze zu finden waren.
Diese Figur war auf dunklen Wegen erst vor Kurzem nach Deutschland gelangt. Diefenbachs Geschäftspartnerin, eine mit allen Wassern gewaschene Expertin eines Münchner Auktionshauses, besaß die Kontakte in die Toskana, sorgte für den Transport und kümmerte sich um die nötigen Papiere. Beim letzten Mal hatte sie es allerdings zu weit getrieben. So etwas ließ er nicht mit sich machen. Sie würde sich noch wundern, wenn er es ihr heimzahlte. Bald, sehr bald!
Er hatte zwar kein Problem damit, jeden anderen über den Tisch zu ziehen, wenn es ihm in den Kram passte, doch er wurde sehr wütend, wenn man das Gleiche mit ihm machte.
„Die Figur stammt aus einer alten Münchner Privatsammlung, die vor einiger Zeit aufgelöst wurde“, behauptete Diefenbach. „Sie wurde in den fünfziger Jahren offiziell in Rom erworben. Ich besitze selbstverständlich die nötigen Papiere, außerdem ein Gutachten über die Echtheit. Sie können also völlig unbesorgt sein, wenn das Objekt nach Italien zurückkommt.“
„Ich kenne da eine ganz berühmte Figur ...“
„Die sogenannte Ombra della sera“, unterbrach Diefenbach. „Der Schatten des Abends. Die Figur in ihrer langgezogenen Gestalt sieht aus wie eine moderne Skulptur.“
„Ja, genau die meine ich!“ Tomaselli schien ganz aufgeregt. „Leider ist sie unverkäuflich, da sie sich im Museum befindet. Doch Ihre Figur ist auch sehr schön. Ich möchte sie kaufen.“
„Der Preis ...“
Tomaselli winkte erneut ab. „Zeigen Sie mir erst die anderen Schätze, die ich mir schon angesehen habe.“
Diefenbach nahm das kleine Nilpferd und den Skarabäus aus dem Köfferchen und packte sie aus.
„Interessieren Sie sich mehr für ägyptische Kunst oder für etruskische?“, fragte er. „Ich könnte Sie mit Stücken aus beiden Sammelgebieten versorgen.“
„Das ist nicht so wichtig. Ich möchte im Prinzip eine Antikensammlung aufbauen. Bis jetzt besteht sie nur aus zwei griechischen Vasen, diversen Münzen und einigen römischen Öllampen. Das beste Stück ist eine beschädigte Statuette eines römischen Kaisers aus Marmor.“
Der Mann ist ein Gottesgeschenk für meine Geschäfte, dachte Diefenbach.
„Wenn Sie Ihre Sammlung erweitern wollen, kann ich Ihnen helfen. Ich habe gute Beziehungen und kann Ihnen sicher die gewünschten Objekte besorgen.“
Nur schade, dachte Diefenbach, dass Hassan Al-Farad nicht mehr in der Lage ist, neue Stücke anzufertigen. Er war einer der Besten in seinem Fach.
Tomaselli hob den Kopf und sah den Deutschen an. In seinen Augen lag für einen kurzen Moment ein Ausdruck, der Diefenbach einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
„Sie können mir Ihre Angebote zukommen lassen.“ Er beugte sich wieder über die antiken Objekte. „Ich nehme sie.“
„Alle drei?“
„Selbstverständlich!“
Diefenbach nahm aus seinem Koffer einen Stapel Papiere. „Das sind die Unterlagen zu den Exemplaren.“
Bevor er den Gesamtpreis aussprach, fügte er rasch noch fünfzig Prozent hinzu.
Tomaselli zuckte mit keiner Wimper. Er winkte Gino heran und flüsterte ein paar Worte in einem italienischen Dialekt, von dem Diefenbach kein Wort verstand, obwohl er etwas Italienisch sprach.
Gino öffnete seinen Koffer, der mit Geldbündeln vollgepackt war, und zählte den gewünschten Betrag ab, bis ein dicker Stapel Gelscheine vor Diefenbach auf dem Tisch lag. Der Barkeeper hatte seine Bemühungen eingestellt und sah angestrengt herüber, ließ sich aber nichts anmerken. Nicht in diesem Haus.
„Ich danke Ihnen“, brachte der Händler nur stockend heraus. „Ich wünsche Ihnen viel Freude an den Objekten, und es wäre mir eine Freude, Ihnen weiter behilflich zu sein.“
Tomaselli streckte seine Hand aus. „Ihr Koffer gehört sicher dazu.“
Eigentlich nicht, dachte Diefenbach. Doch bei einem solchen Geschäft sollte man nicht kleinlich sein.