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Klein Ānny

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Es war ein munterer Sommertag zu Pola an der Adria. Der österreichische Kriegshafen prangte in Flaggengala. Englische Kreuzer lagen zu Besuch auf der Reede. Es war ein paar Jahre vor dem Kriege. Klein Annys Vater, Verpflegungsoffizier der k. u. k. Armee, trug Paradeuniform und hatte zu tun, die Bankette der Verbrüderung mit dem Nötigen zu versorgen. Das glutäugige kroatische Kindermädchen Minka fuhr Klein Anny mit dem zarten federnden Kinderwägelchen spazieren. Es war nicht lange vor jener Zeit, da Mackie zu Hamburg seine eifersüchtig geliebte kleine Schwester im Kinderwagen spazierenfuhr. Doch zu Pola auf der Hafenpromenade gab es mehr Augenweide als im Eilbecker Park.

Eine Menge netter Jungen der britischen Marine flanierte dort, und Tag für Tag gab es Platzkonzerte. Klein Anny staunte unter dem Spitzenmützchen hervor, und Vatis Bursche, ein vorbildlicher Steiermärker, begleitete den Spaziergang, teils weil er Zeit hatte und teils weil er zwischen den vielen fremden Blicken und dem feurigen Temperament seiner Minka abwegige Anknüpfungsmöglichkeiten ahnte. Sein kühles Gebirgsblut begann unter der heissen Sonne Istriens zu sieden in der Vorstellung, dass die österreichische Gastfreundschaft sich nicht allein in offiziellen Liebesbeteuerungen und Empfängen erschöpfen würde. Ein lustiger irischer Bootsmannsmaat kam des Weges, und strich mit seegrauen Augen bewundernd über Minkas niedliches Galionsantlitz.

Da ergrimmte das steirische Herz, das den zarten Spaziergang zu schützen gedachte, und der irische Maat fühlte plötzlich eine heftige Pranke in seinem Gesichtsfeld landen, was er natürlich nicht unverzollt hingehen liess. Und da er ein regelrechter Boxer war, welche Kunst in Britannien seit mehr als hundert Jahren volkstümlich ist (auf dem Festlande damals aber noch gänzlich in den Windeln lag), so wäre der Kampf wohl zuungunsten Österreichs entschieden worden, wenn nicht Klein Annys hellzwitscherndes, mörderisches Geschrei den Eingeborenen der grünen Insel ein wenig aus der Fassung und im nächsten Augenblick, dank der Aufmerksamkeit des Steirabuas, aufs Pflaster gebracht hätte.

Vielleicht ist es dieser, aus Annys Bewusstsein längst fortgewischte Vorfall gewesen, der sie später davon abhielt, je an Boxkämpfen Vergnügen zu finden. Obschon sie, als sie eben sprechen konnte und zufällig an Pola erinnert wurde, ihrer Minka geraten haben soll, den starken Mann zu heiraten.

Die Kriegsläufte kamen dazwischen, und es ist nicht mehr festzustellen, ob der Rat befolgt wurde oder ob das Schicksal derzeit nur, wie es oft tut, sich eine kleine Andeutung hatte leisten wollen für Späteres.

Max und Anny

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