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Tumult im Vorgarten

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1668 war ein neuer Papst gewählt worden. Christine feierte das Ereignis zu gebührender Aufmerksamkeit mit großem Glanze in den Räumen Texeiras. Als es dunkelte, erleuchteten sechzig Wachskerzen auf vergoldeten Armen ein Schild am Giebel des Hauses, darauf das päpstliche Wappen gemalt war nebst der Inschrift: Clemens IX Pontifex Maximus vivat!

Im Vorgarten, zwischen antiken Standbildern, spendeten zwei Springbrunnen roten und weißen Wein fürs Volk. Einige Stadtsoldaten regelten den durstigen Andrang, doch ohne hindern zu können, daß einige Bootsknechte sich maßlos betranken. In der daraus folgenden Neigung zum Radau nahm die Menge plötzlich Anstoß an der „katholschen Illumination des Judenpalais“. War man nicht protestantisch in dieser Freien und Hansestadt? Gewiß war man auch tolerant. Aber war nicht Texeira der Mann, der das Geld herlieh zur Anwerbung jungen deutschen Moskitofutters für die höllische Hollandsche Fremdenlegion?

Der Janhagel begann, die Festespracht mit Steinen zu bewerfen. Die Wachtposten wurden ins Haus gedrängt. Und als nun gar aus einem der Fenster ein Pistolenschuß fiel – und wahrscheinlich von Christine selber – und schließlich sogar aus Falkonetten gefeuert wurde und es Tote und Verwundete gab, da kannte die Straße kein Halten mehr. Alle Scheiben und Leuchter zerklirrten, und das Haus wäre gestürmt worden, hätte nicht der energische Stelzfuß und vormalige Schwedenoberst, der Prinz von Homburg – der in Wahrheit dem Kleistschen nicht glich – die Unruhe mit lutherisch kräftigen Beschwörungen zu dämpfen vermocht.

Vermummt in einen Regenmantel entkam die Ex-Königin mit genauer Not durch eine Hinterpforte. Indes unter Trommelschlag die alarmierte Bürgerwehr anrückte.

Doch fand die Miliz Volk und Gäste schon verstreut. Aus der demolierten Haustür aber drang auf hebräisch der Klageruf des Hausherrn durch den zertrampelten Vorgarten, wo neben den umgestürzten Springbrunnen zerschmettert die Statuen Venus und Merkur lagen in Pfützen Weines und Blutes, und das herabgefetzte Plakat christlicher Huldigung deckte nur unzureichend die heidnische Blöße.

Mob,

Pöbel!

So lautet’s,

wenn das Volk sich rührt.

Doch wo was gärt, ist auch was faul.

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Die unaufhörliche Gartenlust

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