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Memento te esse florem

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Johannes Rist, Pastor zu Wedel und namhafter Poet dazu, pflegte seine Verehrer im Laubengange seines Gartens zu bewirten. Es wurde ländlich gespeist zu Zerbster Bier oder einem Gläschen roten Franzenwein mit einem selbstgebrauten himmelblauen Aquavit vorauf, und die Hausfrau verschönte die schlichten Schüsseln durch prächtigen Tafelschmuck, so daß unter den windhuschenden Spalierschatten alles auf Blüten zu schaukeln schien.

Danach traten zwei Gärtner mit Körben voll kleiner Kränze aus Rosen hinzu, davon Rist jedem Gaste einen auf die Perücke drückte, feierlich sprechend: Memento te esse florem! Gedenke, daß du eine Blume bist! Indes der Organist aus der nahen Kirche ein heiteres Pastorale erbrausen ließ.

1642 wurden Haus und Gärten zu Wedel durch die Kriegsvölker verwüstet. Pastor Rist ergab sich der Schwermut, als Wohlbeleibter aber zirkulär von heftigen Ausbrüchen der Lebenslust übermannt. Er fand Gesellschaft in einem trunksüchtigen Gutsverwalter und dessen leichtlebiger Ehehälfte und von letzterer viel Anbetung, zumal wegen seiner Komödie Adam und Eva im Paradies, die sie mit ihm, wenn ihr Mann nicht zu Hause war, vor fidelen Gästen „ganz abgekleidet, auch die Hemder ausgezogen“ gelegentlich aufgeführt haben soll. Es war Krieg, die Moral nicht stabil, selbst bei Pastoren und Poeten nicht.

Gelegentlich fand Rist Ersatz für sein zerstampftes Erdenparadies. Das war auf einem kleinen einsamen Hügel beim Fischerhafen Schulau. Er nannte ihn den Parnaß und ließ zwischen Eichen, wilden Apfelbäumen, Erlen und Haseln einen Grastisch mit Bänken ausstechen. Von dort ergötzte ihn der Blick auf den Strom, wo unter Segeln, Salut und Geschrei die Schiffe gen See in die ferne Barbarei glitten. Und es gelang ihm der gewaltige Choral „O Ewigkeit, du Donnerwort“.

Er gründete auch einen Schriftstellerverband zur Pflege des verwilderten deutschen Sprachgartens, den Elbschwanenorden. Dirks Paulun, poetischer Nachkomme großer Hamburger Kaufmannsgeschlechter und Gartenliebhaber, fernöstlich geboren, hat kürzlich vorgeschlagen, den Elbschwanenorden zu einer Auszeichnung zu erheben und ihn am blauen Blumenbande den Veteranen des Hamburger Schrifttums für fünfzigjähriges Ausharren in der Vaterstadt zu verleihen.

Von

Knollen

zu Blüten,

so wurzelt geheim

im Dunkel das Heitere auch.

Die unaufhörliche Gartenlust

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