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Sternenbildnisse

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Es liegt nahe, Blumen als Bildnisse von Gestirnen aufzufassen. Daß die Sonne dabei am meisten porträtiert wird, zumal in den gemäßigten Zonen, liegt an der Sonnenbedeutung. So gleicht eine Wiese voller Löwenzahn einer Stadt, die das Bild des besuchenden Landesvaters oder des zu feiernden Kirchenpatrons in alle Fenster stellt. Um danach zur Zeit der gläsern schillernden Samenbälle nicht weniger dem bleichen Vollmonde oder gar der erkaltenden Erde zu huldigen.

Der gewaltige Versuch der Sonnenblume ähnelt den Künsten der Kinder und Heraldiker, das große Himmelsfeuer wiederzugeben, und auch den Georginen und Chrysanthemen wie überhaupt den Korbblütlern gebührt ein hoher Rang der Nachahmenskraft und Vasallenfreude.

Die Doldengewächse scheinen breitere Aufgaben zu bevorzugen, und wenn Jean Giono gelegentlich eine wilde Möhrenblüte dem Orion vergleicht, so ist damit eine Skala berührt, die auszubauen jedermann mit Einfalt und Phantasie zugelassen ist. Scheinen Seidenmohn, Verbenen, Gladiolen, gewisse Nelken und die Kalla mehr vom Gewölk und den Beleuchtungseffekten des Firmamentes widerzustrahlen, so liegt es nahe, die Schmetterlingsblüten als Hymnen auf die Mond- oder Venusphasen, die Akelei als jupiterisch mondhornbezipfelt, einen Pulk Vergißmeinnicht den Plejaden geneigt und die Kirschblüte des Alten Landes – der Hamburger Obstkammer – als Spiegel der Milchstraße aufzufassen, die Rose aber mit Dante als Abbild und Offenbarung des Alls.

Die unaufhörliche Gartenlust

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