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Fleurs du Mal

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Keine Blume blüht

und kein Vogel singt

auf der schattenlosen See ...

Kein Wunder, daß auf der Vergnügungsseite des Hafens im kurzen Landeglück der Seefahrt der Umsatz an zarter Flora nicht unbedeutend ist. Eine „Vierländerin“, eine Blumenverkäuferin, in einer Tracht aussterbender Chinoiserie, geht mit flachem Henkelkorb von Tisch zu Tisch. Eine Ahnung allem Lärm entrückter seefahrtsferner Gärten mischt sich – so wie das angebliche Kind vom Lande unter die aufgezäumten Asphaltschönen – in den Dunst vegetabiler Aufbereitung, die da heißt: Tabak, Parfüm und Alkohol.

Nichts aber ist rührender auf dieser rauhen Erde, als wenn die Hand Hein Seemanns aus jenem Korbe wählt, einen Strauß Veilchen etwa oder Maiglöckchen, einen treibhausblassen Flieder, ein Bund knalliger Nelken, ein paar mit Spargelkraut verzierte, mit Draht gestützte Rosen, und er nun, unnennbar behutsam, zuinnerst überströmend und es sich selber verlegen, fast mürrisch nicht eingestehend, das Angebinde der flüchtigen Gefährtin überreicht.

O, stillste, verschämteste, innigste, wehmütigste aller Hamburger Gartenlust! Über die Lust des Fleisches triumphiert einen Pulsschlag lang die Zartheit der Blumen wie die Stimme des Engels über das Brodeln des Fegefeuers.

Und wenn auch die Holde unaufhaltsamer als jede Windsbraut schon in der nächsten Viertelstunde das Präsent gegen ein Geringes der Toilettenfrau überläßt und es als zufällig verloren meldet, indes es schon wieder im Korb der „Vierländerin“ landet, gemäß dem Kreislauf der Tide und allem, was die Drehscheibe des Hafens berührt ... dennoch: O Augenblick aus Ewigkeit, o fleurs d’amour! ...

Welch

Kult denn

o Seele

verkündet dir zart:

Seelen wandeln sich zu Blumen?

*

Die unaufhörliche Gartenlust

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