Читать книгу Die unaufhörliche Gartenlust - Hans Leip - Страница 13
Aloe bis Zitwersamen
ОглавлениеDie erste Nachricht über einen Hamburger Garten – ein halbes Jahrhundert vor dem Beginengarten – rührt nicht aus dem Gebiete der Lust, sondern des Leidens her. Ende 1200 besaß der am Neß (auf dem Nesse) wohnende Arzneikrämer einen Kräutergarten am östlichen Ende der nachmaligen Reichenstraße. Man weiß nichts Näheres darüber. Aber benutzte Gründe zeugen lange Wirksamkeiten. Auf dem alten Heilkräuterboden erhob sich später in unbewußter, aber magischer Verknüpfung die Fischmarkt-Apotheke. Und der Besitzer derselben sammelte, allerdings in privater Officin, die sonderlichen, krautig gezeichneten Blätter des Meisters Kubin, deren seelische Arzneikraft unbestreitbar ist.
Wo heute die Alsterarkaden sich erheben, befand sich seit dem freundlichen Jahre 1430 – als der Zentner Speck sieben Schillinge kostete – ein weiterer Apothekergarten. Der Besitzer trug den klangvollen Namen Caspar de Gota, und auch sein Nachfolger Hinrigk von Dalem erscheint von auswärts gekommen zu sein wie so manches Tüchtige zu Hamburg. Hundert Jahre später vergrößerte der „um das Gemeinwohl“ sehr verdiente festangestellte Ratsapotheker Dr. med. Veit Scharp diesen Garten. Aber wegen drohender Kriegsgefahr fiel der Platz Schanzbefestigungen zum Opfer. Seine berühmte Zucht an Teekräutern mag in geheimnisvoller Verbindung stehen zu den exotisch erlesenen Düften, die dort heute dem „Haus des Ostens“ enthauchen. Von dort aus geschah auch die sommerliche Umrandung der Kleinen Alster mit Blumenkästen, wodurch denn das finster würdige Rathaus angeregt ward, sich auch mit einer Blumenzeile zu schmücken.
Der Garten wurde dann zwischen die nachmalige Fuhlentwiete und die Hohen Bleichen verlegt und war dazu da – wie Syndikus Klefeker 1773 berichtete –, „diejenigen Kräuter und Vegetabilien zu liefern, welche die Herren Physici und der Ratsapotheker für unentbehrlich halten“. Neun Jahre danach aber wurde diese wichtige Staatsanlage aufgegeben, die Pflanzen samt einer noch seltenen blühenden Aloe versteigert und das Gelände privaten Bauzwecken überlassen.