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Zwischen Tau und Strick

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Das an der Elbe von den Nonnen verlassene Gebiet fiel der Welt anheim. Eine Weile drehten dort die Reepschläger Schiffstauwerk, diese Umwandler zarter Pflanzenfasern. Sie hatten ein frommes Handwerk ausgeübt; was sie schufen, diente zu stützen und zu halten, mastauf und himmelan und hin und her und hinab in die undurchsichtige Tiefe, nicht unähnlich den Gebeten und Hymnen der Bräute Christi, und die Seilererzeugnisse dienten den Schiffen und Fuhrwerken, den Speichern und Gärtnereien, der Gürtung der Asketen und auch dem Amte der Schergen und Henker in der Sicherung dessen, was man gut und recht nannte.

Doch auch die Reepschläger blieben nicht. Um ihre Reeperbahnen herum erhob sich die wachsende Stadt, und der wachsende Hafen brach herein, verkappt piratisch mit den Begierden des Matrosen, der aus der Klausur des Bordlebens ausbricht und die Atmosphäre einstiger Askese allhier zum Kentern bringt, hier, wo es längst St. Pauli heißt, als habe der Apostel, der, wenn auch nicht Seefahrer, so doch häufig genug Schiffspassagier war, sein Wort von der Liebe hierher gerichtet entgegen aller lutherischen Meinung, daß der Glaube größer sei, größer auch als die guten Werke, die hier aus erdenfroher Seele angestrebt werden. Von dem Gewerbe der Reepschläger blieb nur das Berauschende, das in den harzigen Spitzen der „Cannabis femella“, der weiblichen Hanfpflanze, wohnt, und das als flüchtigster unmerklicher Haschischhauch allem anhaftet, was Tauwerk heißt und mit Tauwerk umgeht.

Strick

bindet

und befreit

zugleich. Niemand sprach

jemals laut vom Rausch der Fessel.

*

Die unaufhörliche Gartenlust

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