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Der Kaneelbaum

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Noch lange nach dem Dreißigjährigen Kriege war innerhalb der weiten Umwallung Hamburgs die Gegend zwischen Jungfernstieg, Dammtor, Fuhlentwiete und Kohlhöfen, die sogenannte Neustadt, nur wenig bebaut. Gänsemarkt, Großneumarkt, Schaarmarkt und Zeughausmarkt lagen mitten in Gärten, wo Kaufleute und Ratsherren ihre Sommerlust eingerichtet. Dort genossen ihre Familien – und sie selber die Abende und Feiertage – abseits der dumpfen Speicherwohnungen am Cremon, Hopfensack oder Wandrahm die gute Jahreszeit.

1669 legte Caspar Anckelmann unter riesigen Kosten einen Garten bei der jetzigen Poolstraße an. Das Geld schoß ihm sein Schwiegervater, der Großgrundbesitzer Möhlmann, vor. Der Garten war in vier Lustquartiere geteilt mit muschel- und buchs-eingefaßten Schnörkelbeeten, deren Nachklänge gelegentlich noch heute in Bauerngärten anzutreffen sind. Er war besetzt mit ungewöhnlichen Pflanzen, beschafft aus allen erreichbaren Erdteilen, zumal in Töpfen und Kästen, die winters ins Haus geholt werden mußten. Es fehlte auch nicht an gestutzten Fruchtbäumen und Spalieren, und überall waren Obelisken, Pyramiden und Marmorgötter aufgestellt. In der Mitte befand sich ein prächtiges Lusthaus, wohlmöbliert und aufs üppigste mit Gemälden und Plastiken ausstaffiert.

Die kostbarste unter den fünfhundert Besonderheiten des Gartens war ein „Caneelbaum“, über Holland aus Westindien bezogen. Der Große Kurfürst bot bei einem Besuche in Hamburg 1682 dem stolzen Besitzer glatte zweitausend Reichstaler dafür. Aber Anckelmann lehnte ab.

Vierzehn Jahre später hätte er wahrscheinlich nicht abgelehnt. Seine Gartenleidenschaft hatte sein und seiner Verwandten Vermögen verschlungen. Er mußte sich November 1696 – er hatte den Garten noch abgeerntet – für zahlungsunfähig erklären. Damit verlor er auch einen sechs Jahre innegehabten Ratsherrenposten. Seine Gläubiger versammelten sich auf der Diele des schönen Lusthauses, ihr Recht zu fordern. Aber der Besitzer hatte das Weite gesucht und soll nach langer Irrfahrt in Brasilien als Plantagenaufseher gestorben sein.

Die unaufhörliche Gartenlust

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