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Wirtschaftsleben im Laufe der Geschichte

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Wer das Tal am Schnittpunkt der drei Kulturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts miterlebt hat, möchte meinen, dass sich Tarvis und sein Umland damals in seiner wirtschaftlichen Blüte befand. Doch diese Vermutung ist falsch, denn die Region genoss ihre wirtschaftliche Blütezeit schon im 15. und 16. Jahrhundert. Mauten brachten in dieser Zeit Geld in das Durchzugstal und dessen Nebentäler. Auch der Weg über den Predil-Pass war von Bedeutung. Der Bergbau gewann zunehmend an Wichtigkeit und jener in Raibl florierte bestens: Blei wurde gebraucht.

Ein kleines Eisenbergwerk gab es auf der Uggowitzer Alm. So wurde Hüttenberger Erz im Kanaltal für Venedig verhüttet und als Halbfertig- und Fertigprodukte an die Serenissima geliefert. Großindustrielle aus Kärnten, Bayern und Italien siedelten sich hier an. Ihre Palazzi erinnern noch heute an den Wohlstand dieser Zeit.

Wo Eisen verarbeitet wurde, dort brauchte man auch Kohle. Viele Bauern verdienten sich als Köhler ein schönes Zubrot. Das wiederum machte es notwendig, Forstregeln aufzustellen. Es waren die Bamberger, die 1584 ihre Waldordnung im Kanaltal umsetzten, damit kein Raubbau betrieben werden konnte.

Die beiden Orte Tarvis und Malborgeth galten als die wirtschaftlich wichtigsten im Tal. Beide waren Gerichtsstandorte und in Tarvis gab es obendrein ein Waldamt.

Doch nichts währt ewig. Später, zu Zeiten von Kaiserin Maria Theresia, verlor das Kanaltal neben vielen anderen Privilegien auch das Mautrecht. Die Wirtschaft schrumpfte, das Tal verlor geografisch an Bedeutung. Eine Steinkohlekrise traf außerdem die Eisenverarbeitung. Plötzlich wurde auch keine Holzkohle mehr gebraucht. Die Bauern verloren ihr lukratives Zubrot und wandten sich der Almbewirtschaftung zu. Was blieb, war der Bleiabbau in Raibl.

Erste echte Industrie kam im Jahr 1899 mit dem Kettenwerk Weißenfels, im heutigen Fusine, in die Region. Dieses Werk und der Bergbau in Raibl blieben bis in die 1990er-Jahre die wichtigsten Arbeitgeber. In den 1980er-Jahren zählte Tarvis noch 6 700 Einwohner. Alleine in den beiden erwähnten Betrieben verdienten rund 1 800 Menschen ihr tägliches Brot. Heute sind dort insgesamt höchstens 100 Mitarbeiter mit Erhaltungs- und Verwaltungstätigkeiten beschäftigt.

Bergbau, Fremdenverkehr und einen umfangreichen Immobilienbesitz brachte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Kajetan Schnablegger, Visionär und Tarviser Bürgermeister, unter einen Hut. Seine Ideen und wirtschaftlichen Aktivitäten brachten dem Tal einen neuerlichen Aufschwung.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde das österreichische Kanaltal schließlich Italien zugesprochen und mit dem dort aufkeimenden Faschismus fand eine Militarisierung der Region statt. Dem Fremdenverkehr hatte schon der Krieg selbst ein Ende gemacht. Außerdem wurden die neuen Grenzen vorerst zu Reise-Hemmschwellen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann für den Handel der so erstaunliche Aufschwung durch den Tages- und Einkaufstourismus.

Ein herber wirtschaftlicher Rückschlag waren für Tarvis und seine Nachbargemeinden die Grenzöffnungen im Zusammenhang mit den EU-Beitritten der Nachbarländer. Firmen, Behörden, das Militär, Kaufleute und viele Beschäftigte zogen samt Familien fort. Tarvis hat heute weniger als 5 000 Einwohner und das ganze Val Canale nur noch 7 000.

Es ist an Wochentagen merklich stiller geworden in den Orten. Doch man bewegt in und um Tarvis so einiges, um wirtschaftlich, vorwiegend touristisch, erfolgreich zu sein. Events werden inszeniert, der Damen-Ski-Weltcup wurde zwischenzeitlich auf den Monte Lussari geholt, das weltberühmte Radrennen Giro d’Italia lockte man in die Comune Tarvisio, mit Etappenziel auf dem Altopiano di Montasio und Etappenstart in Raibl. Sommerfeste, Konzerte, Adventmärkte, der kulinarische Tagestourismus, Pilger, Radfahrer, Bergsteiger, Golfer, Wanderer und Wintersportler bringen heute Leben ins Tal.


Chiesa Sant’Egidio in Camporosso

Das Kanaltal

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