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Vorwort

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Im Herbst 1991 kletterte ich zusammen mit meinem Bergkameraden Reinhold Messner entlang der Südtiroler Landesgrenze. Unser Anliegen und unser Auftrag war, die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Südtirols zu lenken.

Nachdem Reinhold und ich schon mehrere Achttausender im Himalaya zusammen bestiegen hatten, legten wir in 40 Tagen über 1200 Kilometer zurück und erklommen 300 Gipfel. Das unerwartete Highlight dieser Kletterei fand sich an der Grenze zu Österreich in der Nähe des Tisenjochs, hier blickten wir tief in Südtirols Vergangenheit.

Wir saßen noch keine halbe Stunde in der gemütlichen Similaunhütte, als uns der Hüttenwirt Pirpamer vom Fund einer Gletscherleiche erzählte. Er habe die Leiche teilweise ausgepickelt und ein Stück Birkenrinde und einen seltsamen Eispickel gefunden. Es handele sich wohl um einen verunglückten Bergsteiger oder einen Flüchtling aus einem der beiden Weltkriege, vermutete er. Den eigenartigen Eispickel hätten inzwischen die Gendarmen schon nach Innsbruck in die Gerichtsmedizin gebracht. Pirpamer beschrieb uns das sonderbare Gerät, das so gar nicht aussehe wie die Eispickel, die wir von unseren Vorgängern her noch kennen. Damit war unsere Neugier geweckt und wir stiegen zum Fundort auf.

Die mumifizierte Leiche lag in einer sonderbar verdrehten Stellung auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten in einer Mulde, nur der Oberkörper ragte aus dem eisigen Wasser. Trotzdem war gut zu erkennen, dass die Beine mit Lederfetzen umwickelt waren und die Füße in mit Gras gefütterten Schuhen steckten. Neben der Mumie lagen ein Stück Fell, eine weiteres Stück Birkenrinde und ein kleines gelochtes Holz.

Im Himalaya hatte ich schon viele tote Bergsteiger sehen müssen, diese Leiche aber beeindruckte mich, wir nannten sie Similaunmann. Mitleid mit dem Verunglückten empfand ich nicht, auch keine Trauer. Stark aber war das Bedürfnis, mehr über diesen sonderbaren Toten zu erfahren, der meiner Meinung nach aus einer sehr frühen Zeit zu stammen schien. Wie hatte er gelebt, woran war er gestorben? Viele Fragen zu dieser eigenartigen Mumie gingen mir durch den Kopf. Dass es sich um einen wichtigen Fund handelte, war mir sofort klar. Um den freigelegten Similaunmann vor dem Zerfall zu schützen, deckte ich ihn mit Eisbrocken zu, damit er später sorgfältig geborgen werden könnte.

Dass allerdings vor uns, noch halb im Eis festgefroren, eine veritable Weltsensation lag, hatte ich nicht vermutet. Bald schon hatte die Wissenschaft festgestellt, dass der Similaunmann schon vor ungefähr 5.300 Jahren lebte und starb. Und erst im Frühjahr 2001 wurde bei der inzwischen nach Bozen überführten Leiche entdeckt, dass in ihrer Brust eine Pfeilspitze steckte: der Mann war erschossen worden!

Wer hat den Mann aus dem Eis wohl umgebracht? Und weshalb? War er ein Dieb auf der Flucht, ein schlechter Schamane oder ein entmachteter und verfolgter Häuptling? Diese Fragen gehen mir heute noch durch den Kopf. Jeder, der sich mit diesen Fragen beschäftigt, erhält mit dem Krimi „Tod im ewigen Eis“ eine Fülle von Anregungen.

Der in einen fesselnden Roman verpackten Geschichte über das Leben in der zu Ende gehenden Steinzeit wünsche ich einen großen Leserkreis.

Hans Kammerlander

Tod im ewigen Eis

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