Читать книгу Doppelsolo - Harald Gordon - Страница 12

sich hinlegen, wo er will und wann er will, er schläft immer gut. Fast im Stehen, aber nur wenn er will. Selma hingegen braucht ideale Bedingungen. Bis die Decke richtig eingeschlagen ist und jeder Luftzug vermieden, bis der Polster zurechtgeklopft ist und die Schlafposition nach der Vor-Schlafposition gefunden ist, braucht es viel Intuition, den richtigen Moment, mit dem Denken aufzuhören. Vielleicht hat sie auch der Bert tief in den Schlaf hinabgezogen, jedenfalls ist Selma am nächsten Morgen hellwach, putzmunter, wie neugeboren. Beinahe beschwingt und neugierig, was der neue Tag bringt, tänzelt sie durchs Zimmer. Was hat sie heute Nacht nur geträumt! Was ganz Komisches.

Guten Morgen!

Ha! Verdammt.

Nicht nur, dass sie erschrocken ist. Kein Traum. Auch die Erinnerung kehrt zurück und damit eine andere Gegenwart als die gewohnte.

Gut geträumt?

Mein Alptraum kehrt zurück.

Hallo!

Ja, ja, Waffenstillstand, ich weiß schon wieder.

Ich hab mich früher ins Bad gedacht, darum bin ich gleich fertig.

Sehr vernünftig.

Und praktisch. Aber eins steht noch aus.

Nämlich?

Hab ich noch nicht.

Sag schon, mach!

Ich muss mal.

Nein!

Doch. Vorausgesetzt du musst nicht.

Bist du verrückt?

Nein.

Das geht doch nicht, dass ich neben dir…

Neben?

Das ist intim. Ein Menschenrecht.

Eben. Wo steht das übrigens.

In irgend so einem Scheißpapier.

Das kommt der Wahrheit vielleicht nahe. Aber in China, das hab ich gehört, da sitzen sie wirklich nebeneinander und donnern vom Balken. Bei uns ist das anders. Du kannst sicher sein, ich denk mich weg. Oder besser du, weil ich muss jetzt, und ich rate dir…

Schon gut.

Augen zu und durch, so heißt die Methode, aber ganz wörtlich muss man sie nicht nehmen. Eines wird Selma schon klar, man muss sich arrangieren, man kann sich arrangieren, und sie werden sich arrangieren, bis ihnen was Besseres einfällt.