Читать книгу Doppelsolo - Harald Gordon - Страница 5
Dann denken die zwei
Оглавлениеfür einen Moment nichts mehr. Denn es ist zu viel geschehen in ihren Köpfen und mit ihren Körpern. Ein Aufprall, ein Zu- und Zusammenfall, ein Unfall wohl auch. Da ist zu vieles nicht zu verstehen. Da sitzt einer auf der Erde, einfach umgefallen, so locker, wie er vor sich hin gegangen ist. Und eine ist in ihrem Tempo stark gebremst und hat das Gefühl, an eine Wand geklatscht zu sein. Aber die Wand ist beweglich, die Wand ist zusammengeklappt und sitzt auf allen Vieren. Selma sitzt in dieser Wand. Wer soll das verstehen.
Bist du verletzt?, fragt ein Radfahrer und fährt eine Runde um die Gestalt da am Boden.
Glaub nicht.
Nein, danke.
Und wer bedankt sich denn da, wundert sich Selma, die nicht glaubt.
Und wer glaubt da nicht, ärgert sich Bert, als er seine Nase zurechtrückt, im Schock.
Und Selma klopft ihre Hände und Beine ab, es tut nichts weh, fühlt sich aber seltsam an. Härter, kräftiger.
Und Bert schaut hinunter zu den Füßen und wundert sich nicht mehr: Mit solchen Schuhen kann man ja nur stolpern. Stöckel – was? Aber er hat doch keine Stöckelschuh. Wieso sind die an seinen Füßen? Und wen meinst du überhaupt, herrscht er den Radfahrer an. Zum Zusammenkrachen braucht es zwei.
Seh aber nur dich, sagt der und steigt schon in den Pedalen hoch, will weiterfahren, für Kopf- und Dachschäden ist er wohl nicht zuständig.
Wie ist das möglich. Bert dreht sich um seine Achse und sucht sein Kollisionsgegenüber, den Karambolagegrund. Schepperanlass. Keiner da. Vielleicht eine Glaswand?
Und Selma kann gar nicht anders. Kannst mich loslassen, sagt sie, aber sie sieht keinen. Wer da in wem steckt? Sie hat nur so ein Gefühl, als würde sie gehalten oder ja – als hielte sie jemanden oder etwas. Einmal so, einmal so. Bestimmt ist das eine Nachwirkung von dem Sturz, sie hebt die Tasche hoch, wie schwer das geht, etwas in ihr bremst, will in eine Richtung, in die sie gar nicht muss. Vielleicht ist es gar nicht so falsch, sich kurz auf eine Bank zu setzen, so verschnaufen und sammeln halt und fassen. Noch immer dreht sich die Welt um ihren Kopf und die Welt in ihrem Kopf.