Читать книгу Nur reich, reicht nicht - Harald J. Krueger - Страница 11
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Am Montag ließ Wilma Herrn Rathge herein. Weil er bei seinen vorherigen Besuchen fröstelte, hatte sie ihn im warmen Wintermantel erwartet. Stattdessen trug er nur ein, dem Wetter angepasstes, mausgraues Sakko, das schon vor Jahren hätte gegen ein neues ausgetauscht werden müssen. Auch dass er mit leeren Händen kam, überraschte sie. Mit einer Wünschelrute hatte sie mindestens gerechnet.
Er bat sie: »Als Erstes prüfe ich das Treppenhaus. Wenn es Ihnen recht ist, alleine, um die Quelle der Störung eindeutig ohne Ablenkung zu lokalisieren.«
»Einverstanden. Ich habe im Büro zu tun. Wielange werden Sie brauchen?«
»Die Zukunft kennt keiner. Grobe Ortungen sind nach wenigen Minuten möglich. Gesicherte Erkenntnisse gibt es erst nach Stunden.«
»Na gut, Sie wissen, wo Sie mich finden. Ich sage Oma Bescheid, dass Sie im Treppenhaus umherspökern. Nicht, dass Sie sich gegenseitig zu Tode erschrecken.«
»Ihre Großmutter würde ich gerne begrüßen. Sie müsste inzwischen über achtzig Jahre alt sein. Ich liebe Menschen mit so langer Lebenserfahrung.«
»Klopfen Sie doch einfach bei ihr, wenn Sie fertig sind. Ich warne Oma vor. Sie mag keine Überraschungen. Ich komme dann dazu, so brauchen Sie Ihren Befund nicht zweimal vortragen.«
Eine knappe Stunde später brachte Oma in ihrem alltäglich, blauen Wollkleid Herrn Rathge in Wilmas Büro.
»Na, haben Sie die Quelle des Übels gefunden?«, fragte Wilma.
»Ich habe sie jedenfalls eindeutig eingekreist. Die Traurigkeit strahlt nur aus dem dritten Stock.«
»Komisch, das ist seit Monaten unbewohnt.«
»Genau das habe ich Herrn Rathge auch schon gesagt.«
Rathge flüsterte: »Das spielt offenbar keine Rolle oder ist der eigentliche Grund.«
»Was machen wir denn nun?«, fragte Oma.
»Was passiert, wenn wir gar nichts machen?«
»Die Strahlung blockiert das Glück im Haus. Deshalb friere ich hier. Wirksame Maßnahmen kann ich nur vorschlagen, wenn ich die exakte Quelle gefunden habe. Ich müsste das Stockwerk detailliert untersuchen.«
Oma rief: »Dafür brauchen wir die Zustimmung deiner Eltern.«
»Die werden gewiss nichts dagegen haben. Ich rufe Mama kurz an.« Wilma stand auf, strich über das Handydisplay, drückte es ans Ohr und verließ den Raum.
»Hallo Mama, darf Herr Rathge eure Wohnung im dritten Stock untersuchen?«
»Was sucht der alte Spökenkieker denn?«
»Die Quelle der Bad Vibration, die er sogar unten bei mir im Büro gespürt hat, lokalisierte er im 3. Stock.«
»Na, dann lass ihn mal rein. Er soll aber nichts durchwühlen.«
Mit nach oben gestrecktem Daumen kehrte Wilma zurück.
»Mir würde es nächsten Montag am besten passen. Das kann Stunden dauern. Heute schaffe ich das nicht mehr. Ich bin auch schon zu erschöpft von der Hausinspektion.«