Читать книгу Nur reich, reicht nicht - Harald J. Krueger - Страница 18
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Am Montag verbrachte Rathge wieder lange Zeit allein mit den Porträts im 3. Stock. Dann berichtete er Wilma: »Heute war das Ehepaar von Untiedt mitteilsamer als letzte Woche.«
»Ach, haben sie sich vorgestellt. Wie verständigen Sie sich mit den Ölgemälden?«
Rathge lächelte: »Durch Lippenablesen. Das lernte ich von meinem Großvater. So kommunizieren die beiden.«
Wilma verkniff sich zu lachen: »Müsste die Ölfarbe nicht längst getrocknet sein? Bröseln die Lippen bei jedem Vokal von der Leinwand?«
»Sie sprechen extrem langsam. Sie haben ja alle Zeit der Welt. Das erleichtert mir, sie zu verstehen. Das Geheimnis dieser Porträtisten ist nie gelüftet worden. Sie malten nicht nur mehr als lebensechte Kopien ihrer Auftraggeber, sondern hauchten ihnen auch unsterbliches Leben ein. Eine wissenschaftliche Erforschung scheiterte an den wenigen Exponaten. Die Eigentümer lehnten Analysen ab, um die Werke unzerstört zu erhalten und den Ruf der Familie zu schützen. Für die Kirchen galt das damals als schwarze Magie, die dem Teufel zugeschrieben wurde.«
Wilma grinste: »Und was sagten sie so?«
»Sie sind so glücklich, wiedervereint zu sein, und schlagen einen Deal vor, wie wir das heute nennen.«
Wilma prustete: »Sollen wir jetzt mit zwei Ölgemälden einen Deal vereinbaren? Was wollen die machen, wenn wir uns nicht an die Abmachungen halten?«
»Unterschätzen Sie nicht deren Macht. Denken Sie nur an das schlechte Karma des Hauses und Ihre Pechsträhne in der Liebe.«
»Na gut, was verlangen die beiden?«
»Wenn Sie geloben, die Porträts gut beleuchtet so aufzuhängen, dass sie sich direkt ansehen können, werden sie verraten, wo ein Schatz in diesem Haus versteckt ist.«
»Was gefällt denen denn nicht am augenblicklichen Standort?«
»Im Flur ist es ihnen zu dunkel.«
»Wir können doch nicht ständig die Lampen brennen lassen!«
Rathge schloss die Augen und grübelte: »Das Problem für sie ist, dass der 3. Stock unbewohnt ist und deshalb die Fensterläden geschlossen sind.«
»Daran müssen sie sich gewöhnen. Sie sollten nicht vergessen, wie erheblich sich ihre Lage ohne die Staubdecken verbessert hat.«
»Dafür sind sie auch überaus dankbar. Nur werden sie so nichts über den Schatz im Haus preisgeben.«
Wilma verschränkte die Arme: »Ich bin nicht bereit, meine Eltern zu bitten, die Gemälde zu mir in den 1. Stock umzuhängen. Die würden gewiss eine Begründung verlangen. Bei allem Respekt, Herr Rathge, mit Ihrer Mär von lippenlesenden Porträts mache ich mich nicht lächerlich.«
»Das verstehe ich. Das muss ja auch nicht sofort entschieden werden.«
»Wie wird sich der Status quo auf das Karma auswirken?«
»Das möchte ich am Montag in einer Woche überprüfen.«
»Einverstanden, wenn es hilft.«