Читать книгу Nur reich, reicht nicht - Harald J. Krueger - Страница 12

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Am Mittwochvormittag, den 1. Mai, empfing Baldur Herrn Rathge in seiner Wohnung. Sie setzten sich am Sofatisch gegenüber. Verlegen rührte Baldur in seinem ungesüßten Kaffeebecher: »Ich weiß nicht, was Sie über mich bereits erfahren haben. Über Sie weiß ich gar nichts, außer dass Wilma mir empfahl, Sie zu konsultieren, um wieder glücklich zu werden. Was wird das kosten?«

»Glück ist kostenlos, aber dennoch unbezahlbar. Nur wenn Sie zufrieden sind, geben Sie mir bitte soviel Bargeld, wie Sie für angemessen halten und sich leisten können. Das hat Zeit. Zunächst beschreiben Sie mir Ihr Problem.« Herr Rathge sprach so leise, dass sich Baldur konzentrierte, ihn zu verstehen.

»Ich fühle mich übergangen. Ein Kollege, den ich für weniger qualifiziert halte, bekam den Abteilungsleiterposten, auf den ich gehofft hatte. Wir sind beide Kunsthändler beim Auktionator Jetterer, spezialisiert auf Gemälde, haben beide Kunstgeschichte studiert und mit Master abgeschlossen.«

»Warum halten Sie sich für qualifizierter?«

»Ich habe vor dem Studium zwei Jahre Gemälderestauration gelernt. Der Kollege robbte stattdessen bei der Bundeswehr fürs Vaterland durch den Schlamm. In meiner Wut habe ich meine Freundin vergrault. Nun suche ich den Pfad zurück ins Glück. Dafür empfahl Wilma Ihren Rat.«

»Es gibt viele Wege zum Glück, einer davon ist, aufhören zu jammern.«

»Normalerweise jammer ich nicht. Ich sollte Ihnen mein Problem beschreiben.«

»Sie unterstellen, dass der Kollege, der das Glück hatte, den erhofften Job zu ergattern, glücklich ist. Aber Glück haben bedeutet nicht, glücklich zu sein.«

»Was raten Sie mir? Was kann ich konkret tun?«

Herr Rathge atmete mit geschlossenen Augen mehrmals tief durch und flüsterte: »Seien Sie dankbar für die vielen kleinen, täglichen Freuden. Sie werden sehen, das hilft, glücklich zu werden. Wenn nicht, rufen Sie mich an, um einen neuen Termin zu vereinbaren.« Er stand auf und ging zur Tür. Zum Abschied wiederholte er: »Seien Sie dankbar.«

Nur reich, reicht nicht

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