Читать книгу Tatort Ostsee - Harald Jacobsen, Anke Clausen - Страница 17

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Stefan schlug verwirrt die Augen auf. Sein Herzklopfen ließ nach, als er feststellte, dass er zu Hause war. Er hatte so viel wirres Zeug geträumt: da war die Vernehmung der letzten Nacht. Diese Frau, die ihr totes Baby vom Balkon geworfen hatte, hatte sich in die ertrunkene Wassersportlerin verwandelt. Und immer wieder hatte sie geschrien: »Es war Mord, warum seht ihr das nicht ein?« Statt seines Kollegen hatte Sophie neben ihm gesessen und ihn vorwurfsvoll angesehen … Ich habe es dir gleich gesagt, gleich gesagt, gleich gesagt … Stefan atmete tief durch. Hoffentlich hatte Broder mittlerweile die Identität der Frau herausgefunden. Die Türklinke wurde leise nach unten gedrückt und Tina blickte ins Zimmer.

»Entschuldige. Hab ich dich geweckt?«

»Nein. Ich bin gerade aufgewacht.«

»Unser Kleiner stinkt und ich habe unten keine Windeln mehr.«

Stefan sprang mit einem Satz aus dem Bett. »Lass mich!«

»Mit Vergnügen!« Tina gab ihm grinsend das Baby und setzte sich in den Schaukelstuhl. Vorsichtig legte Stefan seinen kleinen Sohn auf die Wickelkommode und machte sich ans Werk. Finn begann leise zu krähen. »Hat er Hunger?«

»Er bekommt ja gleich was. Geht es dir wieder besser?«

»Ja, ich habe einfach eine Mütze voll Schlaf gebraucht. Sorry, ich war wohl etwas ungastlich.«

»Ungastlich? Du warst richtig ekelig! Sophie hat es im Moment nicht einfach. Bitte versuche, na du weißt schon. Ich freu mich wirklich über ihren Besuch. Stell dir vor, sie macht gerade das Mittagessen! Ich habe fast ein schlechtes Gewissen.«

»Wenn es ihr Spaß macht! Für sie ist das hier eben Urlaub auf dem Land, nach dem Motto: Es darf mit angepackt werden! Ist doch mal was anderes, als sich den ganzen Tag im Fünfsternehotel bedienen zu lassen. Das wird doch auch irgendwann langweilig für so eine Luxuskuh.« Tina rollte mit den Augen. »Ist schon gut! Ich mag Sophie, ich mag Sophie«, lenkte Stefan sofort ein.

»So ist es brav. Bete dein Mantra. Was war eigentlich heute Morgen? Habt ihr gestritten?«

»Hat Sophie das gesagt?«

»Nein, hat sie nicht! Sie ist keine Petze.«

»Ich bin eben nicht gut drauf, wenn ich nach einer schlaflosen Nacht auf eine Leiche und Sophie treffe.«

»Das hat Sophie auch gemeint, aber ich dachte, da wäre noch etwas anderes. Sie sagte mir, dass ihr da was komisch vorkam. Irgendwas mit dem Treibgut.«

Stefan stöhnte genervt. »Ich habe die Leiche in die Gerichtsmedizin bringen lassen, weil dieser Doktor Fips ein echter Trottel ist. Die Jungs im grünen Kittel werden nichts Ungewöhnliches finden. Sag mal, warum schreibt deine durchgeknallte Freundin eigentlich keine Krimis?«

Tina lachte. »Nein, viel besser! Sie sollte Privatdetektivin werden.«

»Tolle Idee. Wehe, du schlägst ihr das vor!«

Gemeinsam schlichen sie die Treppe runter.

»Und nicht vergessen, Liebling, immer nett sein zu unserem Gast«, flüsterte Tina. »Sonst machen wir gemeinsam eine Detektei auf.«

Stefan grinste sie an, obwohl er sich gerade überhaupt nicht wohlfühlte. Er hätte besser aufpassen müssen. Das mit dem Treibgut könnte tatsächlich ein Hinweis sein.

Felix stocherte lustlos in seinem Hummercocktail herum. Das gemeinsame Mittagessen war Juliettes Idee gewesen. Als ob er sonst keine Probleme hätte! Felix versuchte, sich zusammenzureißen. Seine Kinder konnten schließlich nichts für sein Dilemma. Sie saßen gemeinsam am Esstisch, der unter dem Angebot des Feinkostladens zusammenzubrechen drohte. Seine Frau redete, ohne Luft zu holen. Felix hörte nur mit einem Ohr zu.

»Liebling! Träumst du? Ich habe dich gefragt, ob du dir grüne Mosaikkacheln für den Pool vorstellen könntest?«

»Welchen Pool?«

Juliette lächelte ihn vorwurfsvoll an. »Ich rede von der Finca.«

»Bist du eigentlich übergeschnappt? Ich hab ein paar mehr Probleme am Arsch als grüne Kacheln!«

»Musst du diese Kraftausdrücke vor den Kindern verwenden?« Juliette schüttelte empört den Kopf. »Wenn ihr fertig seid, dürft ihr aufstehen. Ich habe noch etwas mit eurem Vater zu besprechen.«

Scheinbar erleichtert verließen die Geschwister das Esszimmer. Felix stand ebenfalls auf und ging an die Bar.

»Willst du auch was?«, fragte er versöhnlich.

»Ein Glas Champagner!«

Felix öffnete eine kleine Flasche Veuve Cliquot und schenkte sich selbst einen Whisky ein. Seine Frau hatte sich auf der weißen Couch ausgestreckt. Er hasste die Möbel. Eigentlich hasste er die gesamte Einrichtung. Das ganze Haus sah aus wie die Kulisse für einen teuren Werbespot. Chaos herrschte nur in den Kinderzimmern. Es war schließlich auch unmöglich, so viel Spielzeug unterzubringen. Dabei waren die Zimmer der Kinder größer als eine Hotelsuite. Hotelsuite! Er musste wieder an Sophie denken. Mit dem Artikel wollte sie ihm drohen, das war klar. Sie wollte ihm schon mal zeigen, was in ein paar Monaten erneut auf ihn zukommen würde. Spätestens dann war er erledigt.

»Felix, du musst dich etwas beruhigen. Es wird schon alles wieder in Ordnung kommen. Und du findest bestimmt auch eine neue Freundin«, stichelte Juliette.

Felix sah sie wütend an. Sein Management hatte vorgeschlagen, dass er sich jetzt möglichst oft mit seiner Frau und seinen Kinder sehen lassen sollte, bis sich die Wogen geglättet hätten. Auf Dauer würde die Affäre sicher keinen großen Schaden anrichten, versuchte man ihn zu beruhigen. Keinen Schaden! Das Ganze war eine Katastrophe! »Bist du so doof? Zwei Werbeverträge sind bereits geplatzt!«

»Du brauchst nicht zu schreien!«, keifte Juliette zurück.

»Schließlich hast du uns in diesen Schlamassel geritten. Die armen Kinder. Denkst du manchmal daran, was sie grade durchmachen?«

»Na, und du? Vielleicht sollten wir uns bei der Nanny nach ihrem Befinden erkundigen!«

Juliette sprang auf und schmiss das Champagnerglas an die Wand über dem Kamin. »Drecksack! Du zerstörst die heile Welt unserer Kinder und mich behandelst du unmöglich. Ich bin wirklich unendlich froh, morgen von hier wegzukommen.«

Wütend rauschte sie aus dem Zimmer. Heile Welt! Seine heile Welt war explodiert. Die Regenbogenpresse zerriss ihn in der Luft. Felix bedauerte jede einzelne Stunde, die er in den letzten zwei Jahren mit Sophie verbracht hatte. Sie wollte dieses Baby kriegen und dann würde sie ihn erpressen. Felix drehte das leere Glas in der Hand. Die Eiswürfel klirrten leise. Sophie sollte sich bloß nicht zu sicher fühlen. Auch wenn es schwierig werden würde, sich heimlich an ihr zu rächen. Ihm würde schon noch etwas einfallen.

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