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Sophie betrat das kleine Bistro. Alle Tische waren besetzt und zumeist junge Leute in Shorts und T-Shirts ließen es sich schmecken. Es wurde geplaudert und gelacht. Die toten Frauen schienen vergessen. Pelle ging begeistert von Tisch zu Tisch und kümmerte sich um heruntergefallene Krümel. Sophie blieb stehen und sah sich nach Ben um. Er stand hinter der Theke und kassierte gerade. Dann sah er sie und winkte. »Kitekurs? Bitte hier entlang!« Sie begrüßte ihn lächelnd.

»Kaffee?«, fragte er und deutete auf die große Kanne.

»Sehr gerne!«

»Hast du schon gefrühstückt?«, fragte er und biss herzhaft in ein Marmeladebrötchen.

Sophie nickte. »Ich bin bestens vorbereitet und tatsächlich ein bisschen nervös. Was ich da gestern gesehen habe, hat an meinen Ehrgeiz appelliert. Ich habe fest vor, heute noch auf dem Brett zu stehen.«

Ben grinste. »Alles klar! Solche Schüler lieben wir! Aber sei nicht zu enttäuscht, wenn es heute noch nicht so klappt. Dann wärst du nämlich ein Naturtalent!«

Sophie wollte eben bestätigen, dass sie sicher eins war, als sie Olli rufen hörte.

»So, mal alle herhören, die an den Kursen teilnehmen!« Olli stand mitten im Bistro und hielt ein Blatt Papier in seiner Hand. »Die Anfänger kommen bitte zu mir an den Ecktisch da hinten. Nehmt euren Kaffee und eure Brötchen ruhig mit. Die Fortgeschrittenen gehen schon mal raus zum Equipment. Ben kommt gleich nach!«

Sophie nahm ihre Tasse. »Dann müssen wir wohl los.«

Ben nickte. »Hals- und Beinbruch! Bis später.«

Plötzlich trabte Pelle begeistert an ihr vorbei und verschwand in der Küche. Sie stürzte hinterher. »Pelle!«

Hanjo kam ihr entgegen. Er hatte ihren Hund am Halsband gepackt und lachte. »Ist schon gut, Mädchen. Ich kümmere mich um ihn. Mach du deinen Kurs. Pelle und ich machen ›Klar Schiff‹! Er klopfte dem Hund den Rücken. »Stimmt doch? Du reinigst den Boden und ich deck die Tische ab. Ich bin übrigens Hanjo.«

»Danke, Hanjo, aber ich warne dich. Du wirst ihn nicht mehr los! Ich bin Sophie.«

Hanjo lachte und tätschelte Pelles Kopf. Sophie ging zu ihrer Gruppe und nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz.

»Herzlich willkommen zum Kitekurs. Hat einer von euch es schon mal probiert?«, wollte Olli wissen. Alle schüttelten schweigend den Kopf. »Schon mal gesurft?« Zwei Typen meldeten sich. »Und? Könnt ihr mir etwas über Thermik erzählen?«

Beide verneinten. »Das war im Urlaub! Nur so ein erster Versuch.«

»Gut. Im Grunde hat hier niemand eine Ahnung. Dann fangen wir von vorne an. Luv und Lee.« Er rollte ein großes Blatt Papier aus und begann verwirrende Pfeile zu zeichnen. »Es ist wichtig, dass ihr den Wind begreift. Er ist euer Antrieb. Ihr müsst lernen, ihn auszunutzen, ihn zu beherrschen. Er ist wie ein Pferd. Wenn ihr reiten könnt, geht es in eure Richtung. Könnt ihr es nicht, geht es bestenfalls, wohin es will oder es wirft euch ab. Kapiert? Ich erzähl euch jetzt, worauf es ankommt!«

Luv, Lee, Segelfläche und Windgeschwindigkeit. Die Theorie war verwirrend. Alles war tatsächlich viel komplizierter, als Sophie gedacht hatte. Sie hatte fast das Gefühl einen Pilotenschein zu machen. Nach einer Stunde hatte sie eine vage Vorstellung, was in der Praxis alles zu bedenken war.

»Also gut«, endete Olli. »Wenn wir auf dem Wasser sind, wird euch das eine oder andere noch klar werden. So, dann los! Wer keinen eigenen Anzug hat, kriegt einen von mir.«

Sie gingen gemeinsam zur Hütte und Olli suchte Neoprenanzüge in den verschiedenen Größen raus und teilte sie zu. Mühsam quetschten sie sich in die engen Dinger. Olli hatte in der Zwischenzeit ein paar Kiteschirme aus dem Schuppen geholt und sie auf den Rasen vor der Hütte gelegt.

»So, jetzt wird es ernst! Sucht euch bitte einen Partner«, rief er der Gruppe zu.

Witzig, dachte Sophie, alle hatten bereits einen, denn die anderen Kursteilnehmer waren Pärchen oder Kumpel. Olli schien ihre Gedanken erraten zu haben.

»Sophie, du bleibst bei mir!«

Kein Problem, dachte sie. Olli war genauso attraktiv wie Ben. Und es war immer gut, vom Meister selbst zu lernen.

»Nehmt euch jetzt zu zweit einen Kiteschirm und dann los.«

Die Gruppe wanderte brav hinter ihm her. Am Strand erklärte Olli, wie sie den Kite aufzupumpen und danach zu beschweren hatten, damit er nicht von einer Böe mitgerissen werden konnte. Anschließend hatten sie die Leinen zu entwirren und mussten sie unter seinem wachsamen Blick mit dem Schirm verbinden.

»Denkt immer daran, so ein Schirm hat bei Wind viel Kraft. Besonders hier am Strand ist es gefährlich. Wenn es dumm läuft, schleudert euch das Teil bis an die Hauswand und ihr seid Hackfleisch. Ihr dürft niemals die Kraft des Windes und des Wassers unterschätzen. Das Equipment wird zwar immer besser und sicherer, doch es gibt immer wieder Unfälle.«

Auch welche mit tödlichem Ausgang, dachte Sophie den Satz zu Ende.

Tatort Ostsee

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