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Stefan saß mit den Kollegen Feller, Schölzel und Hartwig im Besprechungsraum des Staatsanwalts. Lutz Franck war gerade dabei zu erklären, was er in beiden Fällen herausgefunden hatte. Stefan hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Gleich würde er Ingmar erzählen müssen, dass die Kripo noch keine Ergebnisse hatte.

»Wie bei Sarah Müller habe ich auch bei Sandra Schmidt die Einnahme von Diazepam nachweisen können.« Franck sah sie mit großen Augen an, als erwartete er Applaus. »Die Dosis war aber jeweils zu gering. Das Zeug hat sie nicht getötet. Sie sind beide definitiv ertrunken. Die Lungenflügel sind überbläht und zeigen Paltaufsche Flecken auf der Pleura visceralis.«

»Was für Flecken?«, fragte Stefan genervt. »Es wäre zauberhaft, wenn du deinen Vortrag auch für Nichtmediziner verständlich halten könntest.« Der Rechtsmediziner warf ihm einen genervten Blick zu. »Ich rede von diesen blassroten am inneren Rippenfell. Sie entstehen, wenn die Lungenbläschen platzen und Wasser eindringt. Franck machte eine kurze Pause und sah in die Runde. »Im Gegensatz zu Sandra Schmidt hatte Sarah Müller kurz vor der Tat ungeschützten Geschlechtsverkehr. Wir haben Sperma, Schamhaar und Haupthaar gefunden. Allerdings wurde Sarah Müller in ihrem Neoprenanzug gefunden, was darauf schließen lässt, dass sie sich selbst wieder angezogen hat. Es ist schwer vorstellbar, dass der Täter ihr das enge Kleidungsstück nach ihrem Tod angezogen hat. Aus diesem Grund gehe ich nicht zwangsläufig davon aus, dass die Spuren zum Täter gehören.«

Harder räusperte sich. »Dr. Franck. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich auf die rein medizinischen Fakten beschränken und das Analysieren der Mordkommission überlassen würden.«

Stefan nahm den beleidigten Gesichtsausdruck des Rechtsmediziners zur Kenntnis und freute sich, dass Ingmar ihm diesen Verweis erteilt hatte. Franck blätterte in seinen Notizen. »Der Todeszeitpunkt ist nicht sicher zu bestimmen. Es wurde leider versäumt, beim Leichenfund die Temperatur zu messen.«

Stefan registrierte den kurzen vorwurfsvollen Blick.

»Auf jeden Fall haben die Leichen nicht lange im Wasser gelegen. Es gibt keine Waschhautbildung. Und beide Frauen sind definitiv nicht in der Ostsee ertrunken.« Franck sah noch mal in die Runde. »Aufgrund der Menge der gefundenen Kieselalgen und der trockenen Lunge ist es sicher, dass die Frauen in Leitungswasser ertränkt …« Franck atmete durch. »Entschuldigung, ertrunken sind.«

Es entstand eine Pause. Nur das Klappern der Kaffeetassen war zu hören. Endlich räusperte sich der Staatsanwalt.

»Gut! Beide Morde tragen die gleiche, durchaus dubiose Handschrift. Stefan, was habt ihr bis jetzt?«

»Wir haben so gut wie nichts. Wir sind dabei, die Zeugenaussagen alle noch mal durchzugehen. Die meisten wissen nichts und kommen von sonst wo her. Sandra Schmidt war eine Touristin. An Sarah Müller erinnern sich deshalb wesentlich mehr, aber gesehen oder gehört hat keiner was.«

»Verdammt!«, fluchte Ingmar und haute mit der Faust auf den Tisch. »Ich kann euch jetzt schon versprechen, dass die Presse da keinen Spaß versteht. Und früher oder später müssen wir eine Konferenz geben.«

Stefan nickte nur.

»Da läuft ein Irrer rum«, erinnerte der Staatsanwalt wieder sehr ruhig. »Jemand ertränkt anscheinend Frauen und legt sie dann am Strand ab! Auf Fehmarn! Stefan, verdammt noch mal. Ich habe wirklich Angst, dass das noch mal passiert.«

Stefans Herz klopfte bis zum Hals. Es war nicht unwahrscheinlich, dass der Täter wieder zuschlagen und es noch weitere Opfer geben würde.

Ben ging von Team zu Team und half die Kites und die Boards ins Wasser zu tragen. Zwischendurch wanderte sein Blick immer wieder zu Ollis Leuten. Sophie war noch immer nicht da, wunderte er sich. Am Vormittag war sie richtig gut gewesen. Sie hatte es sogar schon aufs Board geschafft. Ben konnte sich nicht vorstellen, dass sie aufgegeben hatte. Sie hatte doch wirklich Spaß gehabt. Außerdem schien sie sehr ehrgeizig zu sein. Beim Mittagessen war sie lustig gewesen. Der kleine Streit mit Olli war doch auch beigelegt. Ob sie es mit der Angst gekriegt hatte? Er versuchte mit dem Grübeln aufzuhören und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. »Sehr gut!«, lobte er die Truppe, nachdem jedes Team im Wasser war. »Übt noch kurz ohne Board, damit ihr den momentanen Wind besser einschätzen könnt. Wenn ihr euch sicher fühlt, kann der jeweilige Partner beim Aufsteigen helfen. Okay?«

Die Kursteilnehmer nickten zustimmend und stapften weiter durchs Wasser. Ben hatte gerade beschlossen, kurz zu Olli zu gehen und nach Sophie zu fragen, als er sie, gefolgt von ihrem Hund, den Strand entlangjoggen sah. Ben konnte den Blick nicht von ihr wenden. Sie trug eine abgeschnittene Jeans und ein Bikinioberteil. Ihre langen Beine waren gebräunt und die Muskeln saßen wohlproportioniert an den richtigen Stellen. Wahrscheinlich quälte sie sich alle zwei Tage in einem Fitnessstudio.

Sophie blieb vor ihm stehen und sah ihm ins Gesicht. »Was glotzt du denn so?«, fragte sie ihn etwas außer Atem.

»Ich?« Es ärgerte ihn, dass sie ihn ertappt hatte. Ihm fiel auf die Schnelle keine schlagfertige Antwort ein.

»Ja, du! Stimmt was nicht?«

Ben schüttelte den Kopf.

»Hey, Sophie! Da bist du ja endlich!« Olli kam genau im richtigen Moment dazu. Ben hätte ihn am liebsten geküsst!

Sophie wandte sich ihm zu. »Ich habe mich bei Hanjo in der Küche festgequatscht.«

»Kein Problem«, winkte Olli ab. »Quäl dich in deinen Anzug. Ich helfe dir gleich mit dem Schirm.«

Sophie nickte und verschwand.

»Danke!«, sagte Ben erleichtert. Olli sah ihn fragend an. »Ach, du bist einfach genau im richtigen Moment hier aufgetaucht.«

»Hast du was gegen sie?«

Ben grinste verlegen. »Eher nicht, fürchte ich. Und sie hat leider gemerkt, dass ich sie angestarrt habe.«

Olli lachte kurz auf. »Und sie wird dir ein paar Takte erzählt haben, nehme ich an.«

»Hätte sie wahrscheinlich, aber du hast mich gerettet!«

»Ach, wie schade!« Olli wurde ernst. »Sie ist klasse! Wirklich nett und ziemlich sexy. Vergiss es, Surferboy. Das Objekt deiner Begierde ist ne Nummer zu groß, selbst für dich.« Er machte kehrt, um seiner Gruppe zu helfen.

»Ja, bis dann«, murmelte Ben leise. Objekt seiner Begierde? Ja, wahrscheinlich war Sophie das wirklich!

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