Читать книгу Als Erinnerung noch Realität war! - Harry H.Clever - Страница 10

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Kurzer Blick in eine lange Familienchronik

Geboren wurde Harry im Juni 1938 nicht lange vor dem eigentlichen Kriegsbeginn, in der Landesfrauenklinik Wuppertal, als zweiter Sohn von seinen Eltern. In einer Stadt in der der Volksmund scherzhaft sagt, dass man hier mit einem Regenmantel und Schirm zur Welt kommt.

Man taufte mich dann auf einen Knabennamen, eigentlich war ich ja als Tochter Hannelore geplant und gewünscht, was mir meine Mutter viel später einmal gestand, dass tat aber der Zuneigung meiner Mutter zu mir keinen Abbruch.

Bis zur Scheidung meiner Eltern wohnten wir eine ganze Weile in einer Wohnung in einem der zwei großen familieneigenen Mehrfamilienhäuser, von meiner väterlichen Seite her.

Das lag auf entgegen gesetzter Seite zur direkten Stadtmitte vom darauffolgenden späteren Wohnsitz, der Stelle des eben beschriebenen Vorkommnisses und des Stadtkerns in Richtung des Städtischen Krankenhauses zum Nachbarortsteil Barmen hin.

Das Haus in dem wir eine Zeit lang gewohnt haben, stand direkt neben dem Aufstiegsweg, zu der hinter den Häusern gelegenen Hardthöhe, die allgemein als ein kleines innerstädtisches Erholungsgelände betrachtet wurde.

Einem kleinen Hügel eben als stadtnaher Erholungspark Anlage und der gegenüber liegenden großen Autozubehörfirma, direkt gegenüber, nur durch die schmale Straße getrennt wurde.

Diese Firma Happich stellte damals eigentlich Chromteile für Autos wie Radkappen, Stoßstangen, Zierleisten und sonstiges dergleichen mehr her. Außerdem waren die unzähligen Webereien im Tal der Wupper ein gern gesuchtes Ziel bei den Fliegerangriffen. Die allesamt in den Kriegszeiten sehr wahrscheinlich auch einiges an Wehrmachtsbedarf herstellten, solche Adressen wurden später dann im Krieg bei den meist nächtlichen Bombenangriffen ja auch daher verstärkt heimgesucht.

Deshalb wurde wohl auch dieser Bereich des Stadtteils besonders mit diversen späteren mächtigen Bombardierungen bedacht, wie auch andere stadtweit verteilte wichtige Versorgungsbetriebe und Wehrmacht Zulieferer.

Denn in der doch recht engen Talsohle an der Wupper entlang haben sich im Laufe von Hunderten Jahren die meisten Metall oder Textilien Firmen angesiedelt, weil die Wupper damals als Energie und Kraftquelle gern genutzt wurde.

Mein Familienname lässt sich namentlich belegt bis vor 1565 zurück bis zum Gründer der Sippschaft, speziell im Bereich Lüdenscheid im Bergischen Land verfolgen, der Ursprung des Namens geht aber auf die Jahre von 1560 – 1570 zurück.

Damals sprach man sich eigentlich ja nur besonders auf dem Land mit Vornamen an, unser Nachname hatte sich, damals praktisch dann als Neckname für den Niederlassungsort, einer nassen Aue mit kleinem Bachlauf und wildem Kleebewuchs, der aber bevorzugt von einer großen Hasenpopulation besucht wurde, war das von der Gemeinde gekaufte Gelände des Urvaters, hier entwickelte er die spezielle bis dahin hier zu Lande unbekannte Handhabung von seinem Mühlensystem und es wurde irgendwann dann auch amtlich Dokumentiert.

Meine direkten Vorfahren von väterlicher Seite her führten einige Generationen lang in der Stadt und an dieser Straße, dem „Neuen Teich“ eben viele Jahre erfolgreich eine Metzgerei. In der Familie und Sippschaft gab es schon einige Generationen lang in und um der großen Kreisstadt seit 1775 Viehhandel und etwas später auch Metzgereien im Bergischen Land.

Die meisten einschlägigen Daten wurden damals zum größten Teil schon bei der zwangsweisen Erfassung des arischen Herkunftsnachweises, eben auch für meinen Vater bei oder vor seiner Wehrmachtszeit erhoben. Denn ohne diesen, zu der Zeit so wichtigen Nachweis, war es damals noch nicht möglich, überhaupt ein freiwilliges Mitglied einer staatlichen oder Halbstaatlichen Organisationen zu werden.

Harry sollte viel später dann auch der Nächste in dieser langen Metzger Generationen Reihe und wie sich später erst heraus stellte, leider auch der letzte Nachkomme sein der die lange Familientradition weiter führen wollte und dann doch auch beendete nach einer damals fast schon zweihundert jährigen Familien Tradition.

Denn die damaligen widrigen Umstände meiner Lehrzeit ließen dieses Vorhaben irgendwann völlig scheitern und dass zu dem in einer Zeit wo man eigentlich schon froh sein musste, dass man überhaupt eine Lehrstelle fand und bekam.

Denn es waren Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre ja noch lange nicht alle Männer wieder aus dem Krieg und der Gefangenschaft zu Hause und in manchem Betrieb fehlte dann auch der männliche Teil einer Belegschaft gänzlich, da es keine Angaben zu dem Verbleib einer Person gab.

Nach mir wurde der Metzgerberuf, vor allem in Selbstständiger Art in meiner direkten Familienlinie meiner Kenntnis nach, nicht mehr weitergeführt.

Das Berufsbild des Metzgers unterschied sich ja schon seit langer Zeit in verschiedene Bezeichnungen der einzelnen Tätigkeiten und Sparten. In den Viehhandel, dem Schlachter, dem Fleischer und dem Metzger, allgemein in manchen Landstrichen auch Selcher genannt oder auch als Metzger als ein Sammelbegriff der die verschiedenen Bereiche dann mehr oder weniger komplett abdeckte.

Viele Bereiche dieser Fleischer Berufsparten die aber alle auch übergreifend waren, hat man Landestypisch ganz früher in den Grundbegriffen gänzlich doch noch strenger und spezieller unterschieden.

Die Ur Ur und Urgroßeltern führten Jahrzehnte an dieser Straße nicht nur eine Metzgerei, sondern später viele Jahre eben auch einen Viehhandel und eine Großschlachterei, wann und warum diese Betriebe geschlossen wurden, ist mir aber auch später noch unbekannt geblieben.

Einer der direkten Vorfahren, der Ururgroßvater war nämlich einer der Mitbegründer dieser Schlacht und Viehhofanlage des allgemeinen Schlachthofes, man konnte unsere Familie, die Sippschaft väterlicherseits als wohl angesehen und gut situiert bezeichnen. In jener Zeit damals war es selbst verständlich das die männlichen Kinder, besonders die Erstgeborenen in den Handwerkerfamilien vor allem bei den gehobenen Familien den Beruf der Väter ergriffen haben und nicht ein Studium oder eine andere Ausbildung begannen.

Viel wichtiger war es, dass die Tradition gewahrt wurde, dass der Familienbetrieb gut funktionierte und weitergeführt wurde und somit der Bestand in den Familien auch weiterhin auf lange Zeit gewährleistet war, was ja auch als eine gewisse Altersversorgung der Senioren der Familie diente.

Mein Vater, als einziger Sohn von drei Kindern, zudem auch noch das Nesthäkchen der Familie, wurde somit wie selbstverständlich damals auch Metzger. Ob er das auch selbst so gewollt hatte war damals eigentlich keine direkte Frage, er war damals aber wohl auch ein wenig bevorzugt aufgewachsen und auch über lange Zeit als Sonnyboy in der Stadt bekannt.

Er hatte als einziger der Kinder ein eigenes Reitpferd, ein Reitpferd war damals so in etwa das, was heutzutage ein Porschecabrio oder dergleichen darstellt und natürlich auch mit diversen Privilegien versehen. Dementsprechend war er auch bekannt in den entsprechenden gehobenen Kreisen.

Er muss wohl mehr Energie und Zeit in seine jeweiligen Hobbys und Interessen investiert haben als meinem Großvater auf Dauer recht war, da seine Anwesenheit im Geschäft doch anscheinend als recht lückenhaft zu bezeichnen war, wie etwas später von seinen beiden Schwestern einmal zu der damaligen Familiensituation geäußert wurde.

Der mittlerweile kränkliche Großvater wollte anscheinend die gelegentlichen Eskapaden seines Sohnes, meines späteren Vaters auf Dauer so nicht weiter bedenkenlos dulden und dafür aufkommen, der dass, damals eigentlich aber wohl als selbstverständlich ansah und sich anscheinend keine größeren Gedanken darüber gemacht hatte.

Da sein Sohn, also mein Vater auch keine ernsthaften Anstalten machte den Betrieb zu übernehmen, legte er ihm daher eines Tages wohl nahe, dass mein Vater so nicht weiter machen kann und langsam etwas mehr Verantwortung an den Tag legen solle. Da er ja zudem auch im Begriff war eine eigene Familie zu gründen, zudem galt ja noch der alte Ehrenkodex, wenn in einer Beziehung sich Nachwuchs ankündigte wurde und musste geheiratet werden.

Mein Großvater hatte sein Geschäft inzwischen geschlossen da er mittlerweile gesundheitlich doch stark angeschlagen war und mit der Führung eines solchen Geschäftes auf Dauer einfach überfordert war. Ich habe meine Großeltern Väterlicherseits eigentlich nie persönlich und bewusst kennen gelernt, außer einer Großtante und der jüngeren der beiden Schwestern meines Vaters eben keinen engeren Verwandten aus dieser Familienrichtung.

Mein Vater hatte sich inzwischen auch den in Mode gekommenen örtlichen SA Gruppierungen freiwillig angeschlossen, außerdem frönte er unter anderem dann auch dem aktiven Boxsport. Er war eine Zeitlang sogar im Boxsport ein aktueller Sparringspartner von dem späteren erfolgreichen Olympioniken Herbert Runge.

Irgendwann musste mein Vater auch seinen Lebensunterhalt selber erwirtschaften daher kam es wahrscheinlich auch, dass sich der Vater von Harry am Schlachthof eine Zeitlang als Kopfschlächter verdingt hatte, bevor er zum Heer einrücken musste.

Mein Vater war zuvor damals auch befreundet mit dem Junior einer Familie bei der meine Mutter vorübergehend als Hausmädchen arbeitete, bevor sie Ihre Lehrstelle als Putzmacherin und Schirmnäherin antreten konnte.

Bei dieser Familie haben sie, meine Eltern sich dann irgendwann wohl auch kennen gelernt, was dann wohl im Jahre 1935 auch zur ersten Heirat und der Geburt meines Bruders führte. Es war eben eine sogenannte Mussverbindung, der aber anscheinend keine lange Dauer beschieden war, es folgte schon bald die Scheidung, es verblieb dabei ein schon beachtlicher gewaltiger Scherbenhaufen, der einzige Familienkontakt war danach nur noch mit seiner jüngsten Schwester.

Auch von den Häusern, die schon vorher, nach dem Tod von meinem Opa und Kriegsbedingt als Erbteile auf die Kinder aufgeteilt worden waren, blieb später leider auch nicht mehr viel erhalten. Als einige ausgebrannte riesige nutz und namenlose Trümmer, aufgehäuft zu Füßen der Hardthöhe direkt an der kleinen steilen Zugangsstraße zu dieser kleinen Anhöhe.

Die gesamten rechtseitigen Grundstücke auf der gesamten Straßenlänge der Straße von der Innenstadt aus gesehen blieben dann noch recht lange Zeit zum größten Teil unbebaut als stille Zeugen von einer früheren intakten Geschäftigkeit und Wohnkultur galten. Die wenigsten verbliebenen Grundstücke sind auch später wieder bebaut worden.

Weil die Stadt auch die Gelegenheit wahrnehmen wollte, da nun kaum noch ein Haus im Wege stand, die etwas schmale Straße großzügig zu verbreitern und zudem auch bei uns das nötige Kapital zum neuen Aufbauen fehlte.

Eigentlich waren die damals abgeworfenen Bomben, kurz vor und direkt nach der Stadtmitte und etwas abseits der Wupper wahrscheinlich ja auch mehr unserer direkt benachbarten Metallwarenfabrik zugedacht gewesen.

Die zum Teil über sechshundert schweren Bomber die in mehreren Wellen wie ein wilder Mückenschwarm am Himmel, meist aber zur Abendzeit auftauchten und über die anvisierten Ortsbereiche ihre verheerende Hundertfache Bombenfracht abgeworfen haben.

Der ganze Bereich vor, neben und nach der besagten Fabrik ist dem Erdboden gleich gemacht worden, doch diese nur eine Straßenbreite daneben liegende Fabrik selbst hat damals den geringsten Schaden abbekommen.

Auf einer Straßenlänge von rund zwei Kilometer Länge waren es, keine Handvoll Wohnhäuser mehr, die nach den massiven Angriffen noch standen.

Wenn die Ruinenreste und Müllhalden nicht gewesen wären, hätte man ungestört schon lange vorher etwaigen Besuch, wie auf dem friesischen flachen Land, sehen können, denn auf mehrere Hundert Meter stand so gut wie kein einziges auch nur Teilweise brauchbares Gebäude mehr.

Als Erinnerung noch Realität war!

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