Читать книгу DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre - Страница 103
Vertrauensbeziehungen sind wertvoll
ОглавлениеAus meinem Tagebuch • SCHÄTZE
Es gibt Menschen, die besitzen Schätze. Große oder kleine Schätze, einen einzigen Schatz oder mehrere Schätze, mehr oder weniger wertvolle Schätze. Manche schließen Goldbarren in Banksafes, andere kostbaren Schmuck in häuslichen Safes ein. Manche besitzen Gemälde berühmter Maler, andere halten die ledergebun-dene Bibel der Großeltern in Ehren. Kinder sammeln ihre Steine, Fußball- oder Autokarten, bunte Perlen und glitzernde Plastik-pferdchen. Manche halten ihre Schätze streng geheim, andere prahlen damit, im Bekanntenkreis oder öffentlich. Schätze... ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Menschheit.
Auch wir hatten einen Schatz. Unser Schatz war wertvoller als jeder andere. Unser Schatz war unser Vertrauen zu einander. Ja, das hatten wir! Ich wollte für meine Kinder vertrauenswürdig sein, das war mir das wichtigste, mehr als alles andere auf der Welt! Und sie vertrauten mir: das war mir das aller kostbarste in meinem ganzen Leben. Was gibt es kostbareres als das Vertrauen eines Kindes? Nichts, natürlich gar nichts, das war selbstverständlich für mich. Meine Kinder wussten das.
Sie hatten mir einiges zu verzeihen. Manchmal schrie ich sie an, ohne Grund. Später erklärte ich ihnen dann, dass sie nicht schuld daran waren, sondern dass ich unter Druck war. Ich sagte ihnen, was mir Druck machte, und ich entschuldigte mich für meine Fehler. Meine Kinder nahmen meine Entschuldigungen an. Sie erlebten, dass ich mir wirklich ehrlich Mühe gab, sie von dem Druck frei zu halten, der auf mir lastete. Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Offenheit – immer wieder neu begegnete ich ihnen in dieser positiven Haltung. Gleichzeitig verstand ich meine Kinder, wenn sie sich „nicht perfekt“ verhielten. Ob ein Kind mir Süßigkeiten aus der Schublade mopste, Wutanfälle kriegte oder ein Teenager in Kifferkreise geriet – ich verstand sie. Das war mir wichtig, super wichtig: im Verstehen finde ich Wege, die uns weiter führen, das war meine Überzeugung.
Dieses Vertrauen war unser Schatz. Wir alle hüteten ihn sorgsam. Unser Leben war nicht nur einfach: als wir hatten umziehen mussten ins Hessenland, verstanden wir nicht einmal sie Sprache. Wir kannten keinen Menschen, wir waren Fremde in der Fremde. Wir trugen Sorge um einander, weil es uns allen nicht gut ging. JedeR von uns mühte sich, die anderen nicht zu belasten, statt dessen Stütze zu sein, immer wieder neu. Denn wir hüteten unseren Schatz: wir vertrauten einander!
Später zerstörte Jochem, „mein Betrüger“, dieses Vertrauen, unseren kostbarsten Schatz, vorsätzlich und überaus trickreich. Bis heute ist dies in meinen Augen das größte aller Verbrechen, die er begangen hat. Doch in den Augen der Justiz zählte es überhaupt nicht. Im Gegenteil: sie erklärte mein Vertrauen zum Verbrechen...