Читать книгу Die Schandmauer - Heide Fritsche - Страница 9
ОглавлениеDie Nachforschung
Am nächsten Morgen, pünktlich um zehn Uhr, meldete sich Irene Naumann im Polizeipräsidium, Zimmer 2043. Hegmann ließ sie eine halbe Stunde warten. Es bereitete ihm kein Vergnügen, sich mit den Angelegenheiten der Reichenberger Straße zu befassen. Er holte einen Kollegen zur Beglaubigung der Aussage. Irene war jetzt dezent und geschmackvoll gekleidet und tadellos frisiert. Sie war eine auffallend hübsche Person. Sie war selbstsicher, zu selbstsicher.
„Waren Ihre Geschwister am Wochenende in der Reichenberger Straße?“
„Ja.“
„Wann?“
„Am Samstagnachmittag war ich erst am Flughafen und habe mir die Haare schneiden lassen. Susanne arbeitet im Friseurgeschäft am Flughafen. Ich kann jederzeit zu ihr kommen. Susanne hat mich dann um acht Uhr abends zu Hause abgeholt. Wir sind zum Riverboat gefahren. Rita kam auch mit. Wir waren hier ungefähr zwei Stunden und haben ein paar Jungen aufgelesen. Danach sind wir weiter in eine andere Disko, Rita und ich. Susanne wollte nicht mitkommen. Sie hatte eine Verabredung mit ihrem Freund. Das ist kein Disko-Typ, der ist stinklangweilig, Betriebswirt. Uns will er nicht treffen. Er will mit der ganzen buckligen Familie nichts zu tun haben, sagt er.“
Herbert unterbricht sie: „In welche Disko sind Sie dann gegangen?“
„Ich sagte Ihnen schon, ich kann mich nicht an alle Namen erinnern, auch nicht an die Reihenfolge. In der Kantstraße waren wir auch. Rita habe ich irgendwo unterwegs verloren. Die hat sich mit ein paar Typen abgesetzt. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Zum Schluss bin ich in die Piano-Bar gegangen. Lilly arbeitet da am Wochenende. Die hat mich nach Hause gebracht.“
„Um sechs Uhr, sagten Sie?“
„Kann sein, weiß ich aber nicht genau. Da müssen Sie Lilly fragen.“
„Wo kann ich Ihre Schwestern erreichen?“
„Weiß ich nicht, jedenfalls nicht in der Reichenberger Straße, die wurden da rausgeschmissen.“
„Wie bitte?“, Kommissar Hegmann war überrascht, „Frau Schwitters, ich meine Ihre Mutter, sagte …“
„Ja, die sollen da offiziell wohnen, aber die dürfen sich in der Reichenberger Straße nicht blicken lassen.“
„Können Sie mir die Anschriften Ihrer Schwestern geben?“
„Die kenne ich nicht. Ich weiß auch nicht, wo die wohnt. Susanne arbeitet in einem Friseurgeschäft am Flughafen, das habe ich schon gesagt. Lilly arbeitet am Wochenende in der Piano-Bar. Manchmal ist sie als Hilfskrankenschwester im Virchow. Ansonsten besucht sie irgendwelche Schulen oder Kurse, ich habe keine Ahnung wo. Rita wohnt bei Susanne. Susanne hat eine eigene Wohnung in Tempelhof. Das ist irgendwo in der Nähe vom Flughafen. Rita arbeitet bei Karstadt am Hermannplatz.“
„Sie bleiben bei Ihrer Aussage, eine Leiche hätten Sie nicht gesehen?“
„Hab ich nicht, keine Spur.“
„Danke, das war alles.“