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Das Corpus Hippocraticum – Schriften (nicht nur) von Hippokrates

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Das Corpus Hippocraticum ist eine Sammlung von mehr als sechzig Ärzteschriften aus der 2. Hälfte des 5. Jhs. bis zum Beginn des 3. Jhs. v. Chr. Zusammengestellt wurden die Schriften vermutlich im Verlauf des 3. Jhs. v. Chr. in Kos oder wahrscheinlicher im wissenschaftlichen Zentrum von Alexandria in Ägypten. Schon in der römischen Antike wurde lebhaft diskutiert, welche Schriften Hippokrates selbst zuzuordnen seien, und diese Diskussion hält bis heute an. Die Anzahl als „echt hippokratisch“ erkannter Schriften schwankt zwischen null und 31. Vermutlich sind die Werke Epidemien, Prognostikon, Über die Heilige Krankheit und Über die Umwelt Hippokrates selbst zuzuschreiben, vielleicht auch ein Teil der chirurgischen Schriften. Das Buch Über die Natur des Menschen wird vielfach Polybos, dem Schwiegersohn des Hippokrates zugeschrieben. Leider hat keiner der Autoren seinen Namen unter seine Schrift gesetzt, so dass eine Zuordnung ungeheuer schwierig ist und sicher noch Generationen von Wissenschaftlern beschäftigen wird.


Abb. 6: Asklepios heilt eine Frau. Griechisches Weiherelief, 4. Jh. v. Chr. Der Heilgott Asklepios genoss besonders im Mittelmeerraum große Verehrung. Ihm wurden viele Statuen und Marmorreliefs geweiht. Archäologisches Museum Piräus.

Eine große Vielfalt an Themen wird im Corpus Hippocraticum besprochen, u. a. Anatomie, Physiologie, Innere Medizin, Gynäkologie, Chirurgie, Diätetik und Lebensführung, Prognostik, Viersäftelehre,

Lehren aus dem Corpus Hippocraticum

Aufgabe des Patienten

Ein einsichtiger Mann, der weiß, dass für die Menschen die Gesundheit von höchstem Wert ist, muss sich darauf verstehen, aus eigener Überlegung in den Krankheiten sich zu helfen; er muss verstehen, was von den Ärzten gesagt und seinem Körper verordnet wird, und muss es beurteilen können. All das muss er verstehen, soweit es von einem Laien zu ist.

(Hippokrates [?], Über innere Leiden)

Aufgabe des Arztes

Aufgabe des Arztes ist es: Was vorausgegangen ist zu erklären, das Gegenwärtige zu erkennen, das Kommende vorauszusagen. Darin sich üben. Für die Behandlung der Krankheiten gilt zweierlei: nützen oder doch nicht schaden. Die Heilkunst umfasst dreierlei: die Erkrankung, den Kranken, den Arzt. Der Arzt ist der Diener der Heilkunst. Der Kranke muss zusammen mit dem Arzt sich gegen die Krankheit wehren.

(Hippokrates, Epidemien)

Einrichtung der ärztlichen Klinik

Was aber die Vorschriften für die ärztliche Kunst betrifft, auf Grund deren man ein tüchtiger Fachmann wird, so wollen wir sie von den Anfängen an betrachten, von denen an ein Mensch zu lernen beginnt. Die Behandlung in der ärztlichen Klinik gehört zu dem, was die Anfänger lernen.

Erstens muss man den richtigen Platz für das Haus haben. Das wird der Fall sein, wenn weder Wind an ihn herankommt und stört, noch Sonne oder zu große Helligkeit lästig wird. Das Licht soll sehr hell für die behandelnden Ärzte, aber nicht unangenehm für die Behandelten sein. Vor allem muss man das Licht vermeiden, durch das die Augen krank werden können. Dies also sind die Vorschriften für die Beschaffenheit des Lichts. Außerdem achte man darauf, dass niemals seine Strahlen unmittelbar auf das Gesicht des Kranken fallen. Sie belästigen nämlich kranke Augen, und jeder Anlass genügt, kranke Augen noch mehr zu beeinträchtigen. Das Licht also wende man auf diese Weise an.

Die Stühle aber sollen in der Höhe möglichst gleichmäßig sein, so wie sie für die Patienten passend sind. Irgendetwas aus Erz soll man abgesehen von den Instrumenten nicht verwenden; denn es erscheint mir plumpe Wichtigtuerei zu sein, sich solcher Geräte zu bedienen.

Das Wasser muss man dem Patienten trinkbar und klar reichen. Was man zum Abwischen braucht, sei rein und weich, für die Augen Leinentücher, für die Wunden Schwämme; denn dergleichen scheint ganz von selbst eine gute Hilfe zu gewähren. Alle Instrumente müssen handlich zum Gebrauch nach Größe, Gewicht und Feinheit sein.

(Autor unbekannt)

Voraussetzungen für den ärztlichen Beruf und ethische Fragestellungen. Das Werk bietet also einen Überblick über Theorie und Praxis der Medizin dieser Jahrhunderte. Sowohl die Lehren der koischen als auch der knidischen Schule fanden Aufnahme in das Gesamtwerk, aber auch Autoren ohne erkennbare Schulzugehörigkeit sind im Corpus vertreten. Zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. kamen einige wenige Schriften der hellenistischen Medizin hinzu, die sich insbesondere mit der Anatomie beschäftigen.

Vielfältig wie die Themen sind auch Stil und Qualität der Schriften. Manche wenden sich an Arztkollegen, andere wiederum scheinen für Laien geschrieben zu sein. Nur in einem entsprechen sie sich: Woher die Autoren auch stammten, sie schrieben alle im ionischen Dialekt, der Sprache der wissenschaftlichen griechischen Literatur.

Ärzte in der Antike

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