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GRIECHENLAND
ОглавлениеMachaon – der Kriegerarzt
Machaon war ein Sohn des berühmten Arztes und thessalischen Königs Asklepios. Mit seinem Bruder Podaleirios diente der Prinz als Arzt und Krieger im Heer der Griechen vor Troja. Homer berichtet, wie der junge Heerführer eine Pfeilwunde des Menelaos behandelte. Er entfernte die Pfeilspitze, saugte die Wunde aus und legte ein Heilmittel auf die Verletzung. Das waren die vorrangigen Aufgaben eines Arztes in homerischer Zeit (8. Jh. v. Chr.) – Entfernung von Fremdkörpern, Säuberung der Wunde, Blutstillung, Verbände anlegen und Schmerzlinderung. Von magischen Praktiken ist nichts überliefert, sie scheinen keine Rolle gespielt zu haben. Als die Pest im Lager der Griechen ausbrach, waren keine Ärzte involviert. Die Pest sandte der erzürnte Apollon, sie war also gottgesandt. Die Menschen waren der Gnade der Götter hilflos ausgeliefert. Auch innere Erkrankungen gehörten nicht zum Behandlungsspektrum der homerischen Ärzte, sie waren ausschließlich Wundärzte. Allerdings scheint es Hinweise zu geben, dass Machaons heilkundiger Bruder Podaleirios ein guter Diagnostiker innerer Erkrankungen gewesen ist. Er war es auch, der den Wahnsinn des Ajax zuerst erkannte. Diese Textstellen sind jedoch umstritten.
Die anatomischen Kenntnisse dieser Zeit stammten in erster Linie aus Beobachtungen, die man an Verwundeten machte. Die Beschreibungen der Verletzungen bei Homer sind detailliert und kenntnisreich. So berichtet der Dichter von einer Hirnverletzung, die sich ein Krieger im Kampf zuzog: Idomeneus traf mit seiner Lanze den Mund des Erymas. Die Spitze der Lanze drang bis zum Gehirn vor und durchbrach dabei die Knochen, die das Gehirn schützen. Alle Zähne lösten sich, und das Blut drang in die Augen. Auch aus dem Mund und den Nasenöffnungen trat Blut heraus. Oder auch die Beschreibung der Verwundung des Aeneas (Abb. 4): Ein zackiger Stein traf den Helden unterhalb der Flanke, und zwar an jener Stelle, die als Gelenkpfanne bezeichnet wird, wo der Oberschenkel in den Hüftknochen eingepasst ist. Der Knochen war gebrochen, die beiden Sehnen durchtrennt, und der raue Stein zerfetzte die Haut. Er wurde ohnmächtig.
Sicher war es nicht allgemein üblich, dass Ärzte auch Kämpfer waren. Aber Machaon war königlichen Geblüts und ein Heerführer. Für ihn, wie auch für seinen Bruder Podaleirios war das Kämpfen selbstverständlich. Es ist die Zeit, in der Ärzte meist aus adligem Haus stammten.
Auch untereinander versorgten die Krieger ihre Wunden. Von Achilleus (Abb. 1) wissen wir, dass er die Heilkunst ebenfalls bei Cheiron, dem sanftmütigen, weisen Kentauren erlernt hatte, wie viele der griechischen Helden und wie auch Machaons Vater Asklepios. Und auch Achilleus’ Freund und Gefährte Patroklos war in der Heilkunde bewandert.
Ärzte genossen hohes Ansehen. Als Machaon in der Schlacht an der rechten Schulter verwundet wurde, waren die Griechenfürsten höchst besorgt um ihn, denn wie ein Vers des Homer sagt: „Ein heilender Mann wiegt viele andere auf“.