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Das Reiseprogramm

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Das Programm der nächsten Tage sah eine Stadtrundfahrt und einen Rundgang durch sächsische Hauptstadt vor. Weiterhin wollten sie Meißen sowie das Elbsandsteingebirge besuchen.

Den Stadtrundgang und die folgende Freizeit der Gruppe am nächsten Tag, nutzten auch Hannes und Susanne als Gelegenheit, die wiederauferstandene Stadt zu besichtigen. War Hannes erst im letzten Jahr dort gewesen, so hatte Susanne die Stadt noch weitgehend als Ruinenstadt in Erinnerung, denn ihr Besuch lag immerhin fast ein Vierteljahrhundert zurück.

Beide waren von der wiederaufgebauten Frauenkirche und der dazu passenden Umgebung beeindruckt. Zum ersten Mal hatten sie das Gefühl, dass ihr Soli und die vielen Spenden für die Wiederherstellung, sinnvoll angelegt waren.

Dabei fiel ihnen erneut das ›Kurtaxenproblem‹ ein. Somit führte ihr Weg im Anschluss ins Dresdner Rathaus. Es erwies sich als mühsam, den offensichtlich frisch eingerichteten Raum des ›Kurtaxen-Dezernates‹ zu finden. Auch der junge Mitarbeiter dort schien neu und unerfahren.

Auf die Forderung des Busfahrers, ihm die zu Unrecht kassierte ›Kurtaxe‹ zu erstatten und gleichzeitig eine Bescheinigung über die weitere Befreiung davon auszustellen, da er schließlich geschäftlich nach Dresden käme und nicht als Tourist erklärte dieser:

»Die Kurtaxe muss jeder bezahlen, der nach Dresden kommt. Immerhin zahlt die Stadt davon die Orchester, die Wärter im Zoo und das Futter für die Tiere dort.«

Hannes empfand deutlich das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein.

»Im Regelfall habe ich einen Bus dabei, wenn ich komme, und fahre meine Gruppen durch die Gegend. Wie bitte soll ich dann kulturelle Einrichtungen besuchen.«

»Nach Dienstschluss haben Sie aber doch die Möglichkeit dazu.«

Während Hannes noch nach Worten suchte, konnte Susanne sich nicht mehr beherrschen. Zynisch bemerkte sie:

»Ach, somit sind wohl alle Männer potentielle Vergewaltiger? Immerhin hätten sie ja die Möglichkeit dazu.«

Der Jüngling lief bei diesen Worten puterrot an und rang sich nur noch ein: »Ich mache hier doch nur meine Arbeit und das ist alle noch ganz neu.« ab. Dann reichte er Hannes einen vierseitigen Antrag auf Rückerstattung der Kurtaxe, den er zuerst ausdrucken musste.

»Sie müssen aber die Originalquittungen ihrer Hotelrechnung mitschicken.«

Es wurde immer besser. Seit wann gab man Originale aus der Hand, die man zudem noch für die Steuererklärung brauchte? Na, man würde sehen. Unzufrieden verließen die beiden diese Zentrale willkürlicher Entscheidungen.

In Meißen, das sie am dritten Tag der Reise besuchten, entdeckten sie ein witziges Geschäft, in dem es alles gab, außer Lebensmitteln und Kleidung. Mehrere Räume, die ineinander übergingen, quollen über von Kitsch, Krempel und Spielwaren. Für Germanns ein El Dorado. Zum einen fanden sie das obligatorische Katerdienst-Mitbringsel für ihre Nachbarin Doris, zum anderen wechselte sogleich ein neues ›Malen nach Zahlen-Bild‹ den Besitzer. Susanne liebte diese Sisyphusarbeit.

Die Porzellanmanufaktur hingegen enttäuschte sie. Hatte die Gästeführerin zwar erzählt, es gäbe dort ein Outlet, in dem man Meißner Porzellan preiswerter bekäme, so hatte sie völlig vergessen zu erwähnen, dass selbst eine winzige Mokkatasse auch dort, noch immer hundertfünfzig Euro kostete.

Die Souvenirs zum Preis von fünf Euro stellten sich als eine Art ›geköpfte‹ Engel raus, die scheinbar von Auszubildenden im ersten Lehrjahr hergestellt wurden. Auch die Kantine fand nicht ihren Beifall. Zwar gab es den Kaffee aus Meißner Porzellan. Er kostet allerdings wesentlich mehr, als in einem Café mit Steingutgeschirr.

Am diesem Abend fehlte ihnen die Lust auf das dreigängige Menü der Halbpension. Da zumindest Hannes seit Wochen in den verschiedensten Hotels unterwegs war, wollten sie endlich etwas Handfestes essen. Sie fragten den Rezeptionisten nach einem netten Lokal mit bodenständiger Kost und dieser schickte sie in die Parallelstraße zu ›Oma‹.

Die Gaststätte ›Oma‹ in der Cossebauder Straße fand sofort ihre Zustimmung. Ein, mit dicken Steinen gepflasterter Weg, führte durch den Biergarten zu einem kleinen Haus. Große Blumentöpfe säumten diesen und über den Köpfen der anderen Gäste flatterten alte Kleidungsstücke auf einer Wäscheleine. Tische und Stühle entsprachen dem gesamten antiquarischen Ambiente.

Neugierig betraten die beiden den Gastraum. Hier offenbarte sich ihnen eine altbekannte Welt, wie sie ihre Kindheit begleitet hatte. Alte Sofas, Lampen und Stühle gruppierten sich vor einem Schwarz-Weiß-Fernseher mit Drehknöpfen. In der Ecke stand ein uraltes Klavier, als warte es nur, dass die Oma anfinge, darauf zu spielen. Liebevoll gesammelte antike Bügeleisen, Waagen und andere alte Küchenutensilien rundeten das Ensemble gekonnt ab. Die beiden waren begeistert und freuten sich über den unerwarteten Einblick in die gute alte Zeit. Da das Wetter sich von seiner schönen Seite zeigte, zogen die zwei allerdings den Biergarten vor.

Der Kellner brachte eine vergilbt wirkende Speisekarte. Schon beim ersten Blatt vergaß Susanne sofort, etwas auszusuchen, denn sie musste zunächst das vorn eingeheftete Gedicht lesen. Hannes agierte schneller. Entdeckte er doch Fleischsülze mit Spiegelei, Remoulade und Bratkartoffeln. Ein Gericht, das er im Saarland selten bekam. Zusätzlich bestellte er einen Beilagensalat.

Nachdem das Poem gelesen war, entschied sich Susanne für das Schnitzel mit Kroketten. Das hätte auch ohne Karte ihren Wünschen entsprochen. Dann stieß sie auf die nächsten Verse. Diese Speisekarte war über die Menüvorschläge hinaus lesenswert. Für einen geringen Betrag wechselte ein Exemplar den Besitzer.

Als das Essen kam, hielten beide angesichts der Riesenportionen die Luft an. Davon hätte man drei Tage lang leben können! Aber es schmeckte alles hervorragend, sodass sie weit über den eigentlichen Hunger hinaus aßen. Das erforderte dann dringend einen Verdauungsspaziergang. So schlenderten die zwei durch den Dresdener Vorort Cotta zurück ins Hotel.

Auf dem Weg fiel ihnen auf, dass neben wunderschön sanierten Altbauten immer wieder ruinenähnliche Häuser standen. Auch säumten viele kleine Einfamilienhäuser ihren Weg. Manche längst renoviert, anderen fehlte eindeutig ein frischer Anstrich. Die DDR-typischen Plattenbauten gab es in diesem Stadtteil nicht.

Einmal Dresden - nicht zurück

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