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1Zwischen Marxismus und Neoliberalismus – Für einen komplexen Liberalismus 1.1Ausgangspunkte

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Es gibt zwei sozialphilosophische Anschauungen zum Charakter der modernen Gesellschaft, die als äußerst gegensätzlich gelten, die aber dennoch in einem Punkt einig sind, nämlich darin, dass die Ökonomie die bestimmende gesellschaftliche Kraft sei. Diese Anschauungen sollen hier vereinfachend als »Marxismus« und »Neoliberalismus« bezeichnet werden – vereinfachend ist dies deshalb, weil es weder den Marxismus noch den Neoliberalismus gibt. Beide Begriffe zirkulieren für eine Vielzahl von Gesellschaftsbeschreibungen, die entweder als Kritik der herrschenden ökonomischen Verhältnisse daherkommen (»Marxismus«) oder die eine weitere Ausweitung der ökonomischen Strukturlogiken des Kapitalismus einfordern (»Neoliberalismus«). Beide Perspektiven vereint jedoch die These, dass es in der Gesellschaft vor allem um wirtschaftliche Verhältnisse geht, dass vorrangig die Ökonomie das Leben der Menschen bestimme.

Diese These mag schnell einleuchten, wenn wir bedenken, was wir sozial wären, hätten wir kein Geld zur Verfügung. Geld ist nun einmal das zentrale Medium der Wirtschaft. Über Geld sind wir inkludiert in den wirtschaftlichen Kreislauf des Sozialen – ohne Geld bleiben wir exkludiert. Der Marxismus und der Neoliberalismus würden wohl noch weiter gehen und sagen, dass wir ohne Geld nicht nur von der Wirtschaft exkludiert blieben, sondern von der Gesellschaft schlechthin. Genau diese Anschauung wird hier infrage gestellt: dass die Gesellschaft auf Wirtschaft reduziert werden kann. Dass dies mitnichten der Fall ist, wird insbesondere auf der Basis der soziologischen Systemtheorie gezeigt, die in Anlehnung an Armin Nassehi (2015) als Sozialphilosophie eines »komplexen Liberalismus« vorgeführt wird (siehe zur Herkunft dieses Begriffs Herzog 2013).

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