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Wirtschaftliche Freiheit als materielle Basis der Gesellschaft

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Der Ausflug in diese Welt ungewohnter Positionen kann als Versuch bewertet werden, einen Systemliberalismus zu entwickeln, der auch für die Reflexion und Gestaltung der sozialarbeiterischen Praxis anwendbar ist. Besorgte Kolleginnen und Kollegen mögen diesen Ausflug in die Kontexte des Liberalismus für gefährlich halten, ihn als Zynismus bewerten. Heute, so die Positionen dieser Kolleginnen und Kollegen, müsse der Kapitalismus kritisiert und nicht verteidigt werden. Die Probleme in der Welt, das Elend, das wir auch in unseren Regionen der Weltgesellschaft sehen, die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse (vor allem auch in der Sozialen Arbeit) würden uns doch eindeutig zeigen, wo der Feind sitze: im kapitalistischen Wirtschaftssystem, das seine ökonomischen Prinzipien der gesamten Gesellschaft mehr und mehr aufdrücke und das seine politische Ideologie des Neoliberalismus in alle öffentlichen Debatten unserer Gesellschaft hineindrücke.

Vergessen wird bei dieser Kritik, dass unsere gesamten oben genannten Freiheiten sowie die Ausdifferenzierung professioneller Sozialer Arbeit eine materielle Basis benötigen, die desto stabiler ist, je besser das Wirtschaftssystem sich entfalten und konsolidieren kann. Und dieses System wiederum ist abhängig von auf dem Markt agierenden Unternehmen, die ihre gesamte Kreativität letztlich dafür aufbringen, die Nachfrage der Kunden zu befriedigen.

Ich bin im Realsozialismus der DDR aufgewachsen und habe erlebt, welche erdrückende Dynamik entsteht, wenn sich die Politik anschickt, die gesamte Gesellschaft politisch zu planen und zu steuern. Die Unfreiheit, die sich damit in allen Systemen etablierte, also nicht nur politische, sondern eben auch rechtliche, wissenschaftliche, künstlerische, massenmediale, religiöse und vor allem auch wirtschaftliche Selbststeuerungen verhinderte, lag wie Blei auf allen sozialen Beziehungen. Auch diese Erfahrungen sind eine Antriebskraft für mich, utopische Vorstellungen jenseits der Marktwirtschaft kritisch zu betrachten und die derzeit wieder (etwa durch Terrorismus oder erstarkenden Rechtsradikalismus) in Gefahr stehenden Freiheiten der Moderne in ihren Möglichkeiten und Grenzen zu ergründen, zu verstehen und letztlich zu verteidigen. Denn das, was damit verteidigt wird, ist auch eine moralische Ordnung, die viele unserer geschätzten Werte erst ermöglicht – so zumindest der Sozialphilosoph Wolfgang Kersting (2012, S. 24), der wortstark in seiner Auseinandersetzung mit den ethischen Perspektiven der Marktwirtschaft formuliert:

»Die Marktwirtschaft ist nicht nur das effizienteste System der Ressourcenverwertung und Güterversorgung. Der Markt ist auch eine wertverwirklichende, eine moralische Ordnung. Er ist eine Schule der Selbstverantwortung und planenden Rationalität, der Anpassungsfähigkeit und der Selbsterweiterung; er verlangt eine stete Bereitschaft zum Umlernen und zur Weiterbildung; er fordert Offenheit fürs Neue; auf der anderen Seite aber prämiert er Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit. Er fördert somit die Entwicklung fundamentaler menschlicher ethischer Einstellungen und kognitiver Kapazitäten. Er führt zur Mehrung des Wohlstandes und zu einer steten Verbesserung des allgemeinen Versorgungsniveaus. Er ist die menschlichste, weil endlichkeitsbewussteste Veranstaltung; denn Endlichkeit bedeutet Knappheit; Knappheit verlangt klugen Einsatz der Ressourcen, der Rohstoffe, der Arbeit und des Wissens. Kein anderes Wirtschaftssystem garantiert einen effizienteren Einsatz materieller und immaterieller Produktionsmittel. Insofern ist der Markt institutionalisierte Menschenliebe […]. Der Markt ist struktureller Altruismus; um meine eigene Nutzenposition zu verbessern, muss ich anderen die Verbesserung ihrer Nutzenposition ermöglichen.«

Freiheit, Verantwortung, Selbsthilfe

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