Читать книгу Die Polaritätsanalyse in der Homöopathie - Heiner Frei - Страница 39
1.13 DISKUSSION
ОглавлениеBei Anwendung der Polaritätsanalyse wird zunächst eine freie, wenn auch kürzere Anamnese durchgeführt als dies im ORG-§§ 82-95 gefordert wird. Die Ergänzung der Fallaufnahme mit repertoriumspezifischen Fragenbögen oder Checklisten führt anschließend zu einer gezielten Erfassung von polaren Symptomen. Die Besprechung aller Symptome, die die Patienten zur Fallaufnahme mitbringen, wie auch die ergänzende Befragung, helfen darüber hinaus noch nicht Erwähntes aufzudecken. Auch der Dialog, der während der Repertorisation stattfinden muss, lässt weiten Raum für freie, individuelle Symptomenbeschreibungen.
Die Fragebögen haben den Vorteil, dass Eltern und Patienten auf diejenigen Symptome aufmerksam gemacht werden, die sich in der Mittelbestimmung als besonders wertvoll erwiesen haben. Bei chronischen Krankheiten vergehen zwischen der vorbereitenden Konsultation und der Fallaufnahme üblicherweise etwa zwei Wochen, in denen sie sich nochmals eingehend mit ihrer Symptomatik auseinandersetzen müssen. Man vermeidet dadurch, dass nach einer erfolglosen ersten Behandlungsetappe die primär übermittelten Symptome widerrufen werden. Da bei der Polaritätsanalyse ein einziges, falsch beobachtetes Symptom zu einer falschen Mittelwahl führen kann, ist es entscheidend, dass das, was die Patienten übermitteln, auch wirklich stimmt. Das neue Vorgehen ist für sie anspruchsvoll und wird nicht selten als schwierig bezeichnet. Die guten Resultate, die mit einer Strukturierung der Anamnese erreicht werden, sprechen aber für sich. Fragebögen haben eine lange Tradition: Hahnemann legte seinen Patienten, die er auf dem Korrespondenzweg behandelte, die Lektüre des Organon nahe, unter anderem, um sie auf eine genaue Beobachtung ihrer Symptome einzustimmen, und Bönninghausen verfasste mit der Schrift „Die homöopathische Diät“25 den ersten eigentlichen Fragebogen. Auch spätere Homöopathen wie Kent benutzten sehr ausführliche Fragebögen. Es sei hier nochmals an ORG § 133 erinnert, der die Modalitäten als das eigentliche Individuelle und Charakteristische eines Leidens bezeichnet. Gerade diese werden mit den hier verwendeten Fragebögen optimal erfasst.
Ist das korrekte homöopathische Arzneimittel eines Patienten mit Hilfe der Polaritätsanalyse einmal bestimmt, so können die psychodynamischen Erkenntnisse, die in den letzten Jahrzehnten zu den Arzneimitteln zusammengetragen worden sind, dazu dienen, den Patienten besser zu verstehen, und damit die Heilung schneller voranzubringen.
* Alle Namen, bzw. Initialen von Patienten wurden in diesem Buch zwecks Persönlichkeitsschutz geändert.
** P = Polare Symptome
* Die homöopathische Behandlung einer arteriellen Hypertonie ist zwingend an eine Veränderung des Lebensstils gebunden. Sie erfordert Stressreduktion, Anpassung der Ernährung und genügend Bewegung an der frischen Luft. Da diese Patientin aufgrund der aktuellen Lebenssituation keine einschneidenden Veränderungen vornehmen konnte oder wollte, wurde auf ein Absetzen des Angiotensin-II-Hemmers verzichtet.
* Bönninghausen Arbeitsgemeinschaft