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3. Biblische Grundaussagen zu einer ganzheitlichen Weltsicht

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Wie bereits desöfteren erwähnt, tun sich die meisten Theologen der Gegenwart schwer mit den durch die neue Religiosität aufbrechenden Fragen nach der Bedeutung des Unsichtbaren oder auch der übersinnlichen Erfahrungen. Die westliche Theologie hat sich in den letzten Jahrhunderten, spätestens jedoch seit der Aufklärung, in ihrer Sprache, ihren Werten und ihren Fragestellungen einer Weltsicht verpflichtet gesehen, die für Übersinnliches, Unsichtbares nur wenig Interesse hat. Welche Bedeutung aber hat diese Dimension der Wirklichkeit in der Bibel? Ist es überhaupt legitim, von einem Weltbild, einer Weltanschauung oder einer Weltsicht der Bibel zu sprechen? Vermittelt die Bibel ein eindeutiges Weltverständnis?

Zunächst einmal gilt es, klarer zu fassen, was wir meinen, wenn wir von einer Weltsicht sprechen. Verschiedene Philosophen und Autoren haben versucht, hierzu verbindliche Erklärungen zu geben. Der Anthropologe Paul G. Hiebert (1932–2007) ging davon aus, dass eine Weltsicht (worldview) die fundamentalen und wertenden gemeinsamen Ansichten einer Menschengruppe oder eines Volkes in einer bestimmten Kultur ausmache.19 Den kulturellen Hintergrund berücksichtigend, beschrieb er die moderne westliche, dualistische Weltsicht, in der sich Seele und Körper, Geist und Sache, Heiliges und Weltliches gegenüber stehen und getrennt voneinander beschrieben werden. Diese Wirklichkeit finde auf zwei Ebenen statt, die Hiebert als die höhere Ebene der Religion und die Basisebene der Wissenschaft beschrieb. Diese dualistische Weltsicht unterscheide sich nach Hiebert jedoch wesentlich von der nicht-westlicher Kulturen. Dort sei eine dreifache Sicht der Wirklichkeit anzutreffen: Neben der obersten Ebene der Religion und der Basisebene der Dinge und Fakten gebe es eine mittlere religiöse Ebene, die Hiebert als eine Ebene menschlicher Kultur und niedriger Religion bezeichnete (Folk and low religion). Diese Ebene der Wirklichkeitswahrnehmung und -deutung gehe davon aus, dass jede menschliche Existenz unmittelbar mit beeinflusst wird von Geistern, Mächten, Dämonen, Sternen oder anderen kulturell bedingten religiösen Überzeugungen. Außerdem – so der Anthropologe – werde in nicht-westlichen Kulturen eher davon ausgegangen, dass alle Ebenen der Wirklichkeit miteinander verbunden sind und auch aufeinander reagieren. Auch Pflanzen, Berge und Dinge könnten »beseelt« sein. Diese stärkere holistische (ganzheitliche) Sicht der Wirklichkeit sei inzwischen auch in den esoterischen Kreisen westlicher Kultur anzutreffen.

In ähnlicher Weise wie Hiebert definiert der Theologe Charles H. Kraft die Weltsicht als die Summe kulturell strukturierter Annahmen, Werte und Verpflichtungen, mit denen eine Menschengruppe die Wirklichkeit beschreibt.20 Kraft betont, dass es immer auch kulturell und zeitlich bedingte Anteile einer Weltauffassung geben wird. So gesehen erscheint es auch problematisch, von der Weltsicht der Bibel zu sprechen, da diese verschiedene kulturelle Zeitalter beschreibt. Dennoch sollte es auszumachen sein, dass Christen aus unterschiedlichsten Kulturen und Zeiten auch Gemeinsamkeiten in ihrer Weltwahrnehmung und -deutung haben. Dementsprechend muss es Aufgabe der Theologie sein, Basissätze für ein biblisch begründetes Weltbild zu formulieren. Diese Basissätze müssten übertragbar und interpretierbar in jede Kultur und in jedes Zeitalter sein. Ein solches Vorgehen setzt voraus, dass die Bibel selbst auch einem solchen Anspruch gerecht werden will, d. h. dass in dem biblisch dargelegten Wort Grundlagen eines Weltbildes gegeben werden, die für alle Menschen zu allen Zeiten Geltung haben.

Folgende Basissätze für ein derartig biblisch begründetes Weltbild sind meines Erachtens unverzichtbar:

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