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73. Eduard Wedekind149

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Ende Mai 1824

[Mitteilung Strodtmanns nach Wedekinds Tagebuch:] Die erste Begegnung mit Heine fand im Ulrichschen (jetzt Marwedelschen) Garten statt, in welchem damals noch das, später nach den Anlagen am Schwanenteich versetzte Sandsteindenkmal für den Dichter Gottfried August Bürger, eine trauernde Germania im zopfigsten Rokokostile, stand. Heine besuchte fast jeden Abend diesen, von den Studenten kurzweg „der Ulrich“ genannten Wirtsgarten, auf dessen kiesbedeckten Gängen er bald mit diesem, bald mit jenem Freunde, im Eifer des Gesprächs häufig kleine Steinchen mit dem Fuße vor sich hinstoßend, auf und ab wandelte. Der erste Eindruck seiner Erscheinung war kein günstiger. „Sein Äußeres verspricht sehr wenig,“ schrieb Wedekind, als er ihn zum ersten Male erblickt hatte; „es ist eine kleine zwergartige Figur mit blassem, langweiligem Gesichte.“ Aber schon nach der ersten kurzen Unterhaltung mit ihm fügte er hinzu: „Wenn er spricht, ist sein Gesicht recht interessant.“ Auch Wedekind erzählt, in Übereinstimmung mit allen sonstigen Berichten, daß Heines Aussehen, je nach seinem körperlichen Befinden, beständig wechselte, und daß er damals viel an nervösen Kopfschmerzen litt. Einmal bat er ihn, eine Uhr, die auf dem Tische lag, wegzulegen, weil er das Ticken derselben nicht vertrüge; und auf die Frage, ob er immer oder nur zu Zeiten poetisch gestimmt sei, antwortete er: „Wenn ich mich wohl befinde, dann immer.“ – „Aus seiner Kränklichkeit“, heißt es ein andermal, „erklärt sich wohl seine so sehr abwechselnde Stimmung. Manchmal ist er ganz hypochondrisch, und dann springt er mit einem Male in den feinsten Witz um. Wenn er bei guter Laune ist, ist er äußerst witzig, und kommt man dann auf seine Liebe zu sprechen, so fängt er immer an zu parodieren.“ Und in einer nachträglichen Ergänzung zu seinen Tagebuchsnotizen bemerkt Wedekind: „Heine, bekanntlich klein und schmal, sah damals – je nach seinem Befinden – sehr verschiedenartig aus. In guten Momenten hatte er eine ungemein gewinnende Freundlichkeit, und am interessantesten war sein Gesicht, wenn er irgendeine gutmütige Schelmerei vorhatte. Dann blitzten die kleinen mandelförmigen Augen, deren Ränder oftmals gerötet waren, recht treuherzig listig.“ Auf die Frage, weshalb er, trotz seiner außerordentlichen Kurzsichtigkeit, keine Brille trage, erwiderte er: „Bah, das sieht so affektiert aus!“ „Wie mögen Sie das nur sagen,“ frug Wedekind neckisch, „da ich doch gerade eine Brille aufhabe?“ „Ach Gott, das habe ich gar nicht bemerkt!“ entschuldigte sich jener rasch mit dem harmlosesten Lachen.

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