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4.3.4 Evoziert das Genus von Objektbezeichnungen Geschlechterstereotype?

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Zu einigem Aufsehen hat ein Beitrag von Boroditsky et al. (2003) geführt. Hier wird ein Experiment beschrieben, dessen Befunde Evidenz dafür zu liefern scheinen, dass feminine Objektbezeichnungen (z.B. die Brücke) zu weiblichen Genderisierungen des Objekts selbst führen, entsprechend auch bei Maskulina (z.B. der Schlüssel). Wir fassen es ganz knapp zusammen (s. auch Köpcke/Zubin 2012, 385ff.): Bei Deutsch- bzw. Spanisch-SprecherInnen wurde anhand von 12 interlingualen Lexempaaren mit gleicher Bedeutung, aber unterschiedlichem Genus festgestellt, dass den benannten unbelebten Objekten genuskonform genderstereotype Adjektive zugewiesen wurden. Unabhängig davon waren diese Adjektive vorab durch eine andere Gruppe auf ihre Geschlechtsstereotypie und deren Ausprägungsgrad bewertet und eingestuft worden. Dies sei anhand eines Lexempaars illustriert: Nhd. Schlüssel ist maskulin, span. llave feminin. Während die Deutschen dem Schlüssel eher männlich genderisierte Eigenschaften zuwiesen wie hart, schwer, schroff, zackig, metallisch, beschrieb die spanische Gruppe ihren femininen ‚Schlüssel‘ als hübsch, elegant, zerbrechlich und schmal. Auch weitere Tests untermauerten diese Sapir-Whorf-Hypothese, wonach sprachliche Strukturen unsere Wahrnehmung steuern. Allerdings haben Mickan et al. (2014) dieses Experiment repliziert. Wie der Titel „Key is a llave is a Schlüssel: A failure to replicate an experiment of Boroditsky et al. 2003“ vermeldet, konnten diese Resultate jedoch nicht bestätigt werden: „This suggests, that the results of the original experiment [von Boroditsky et al. 2003] were either an artifact of some non-documented aspect of the experimental procedure or a statistical fluke“ (Mickan et al. 2014, 39). Somit kann die Annahme, dass das Genus unbelebter Objektbezeichnungen entsprechende Geschlechterstereotype auslöst, nicht als bestätigt gelten.

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