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4.2.3 Schwache Maskulina

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Genderlinguistisch ebenfalls aussagekräftig ist die Klasse der sog. schwachen Maskulina. Diese umfasste ursprünglich (im Ahd. und Mhd.) zahlreiche Maskulina unterschiedlichster Bedeutung. Sie bilden alle Formen des Paradigmas mit -(e)n außer dem Nominativ Singular: der MenschMensch/des MenschenMensch/die MenschenMensch, der Kunde/des Kunden/die Kunden. Der stabilste Prototyp, der sogar noch Neuzuwächse erfährt (z.B. durch Partizipien wie der Angestellte, Behinderte, Arbeitslose), besteht aus drei- oder zweisilbigen Nominativen auf -e mit Betonung der vorletzten Silbe, also (x)X-e (Typ Matróse, Gesélle, Bóte, Schimpánse, Áffe), wobei speziell Männerlexeme die Stabilität und Produktivität maximieren. Ursprünglich war die Klasse semantisch bunt gemischt, s. mhd. der brunne, balke, schade, schwane, storche, mensche, s(ch)lange etc. Erst später hat sie sich auf männliche Lebewesen spezialisiert – und sich nach und nach der unbelebten, später auch der schwach belebten Mitglieder entledigt (Köpcke 1993, 1995). Für die unbelebten Maskulina (Objekte und Abstrakta) wurde sogar eine eigene (starke) Deklinationsklasse geschaffen: Deren Mitglieder haben auch im Nom.Sg. ein festes -n angenommen und im Gen.Sg. ein -s, womit der Plural formal mit dem Singular identisch ist (s. der Brunnen / des Brunnens / die Brunnen), wenn nicht sekundär-analogisch ein morphologischer Umlaut angenommen wurde (der Schaden / des Schadens / die Schäden). Damit wird bei den unbelebten Maskulina bis auf den Gen.Sg. keinerlei Kasus mehr unterschieden (Tab. 4-2).

schwache Kl. (Mhd.) > starke n-Klasse (Nhd.)
Singular Nom. der brunne Brunnen
Gen. des brunne-n Brunnen-s
Dat. dem brunne-n Brunnen
Akk. den brunne-n Brunnen
Plural Nom.–Akk. die etc. brunne-n Brunnen

Tab. 4-2: Der Übergang unbelebter Maskulina von der schwachen in die starke n-Klasse

Während die Inanimata in diese starke n-Klasse ausgewandert sind (Brunnen, Kuchen, Lumpen, Balken, Laden), haben schwach belebte Objekte wie Pflanzen, Insekten, Fische und Reptilien ihr Genus gewechselt (z.B. Schlange, Schnecke, Kresse, Traube): Sie wurden zu Feminina umkategorisiert und sind damit in die gemischte Klasse übergegangen, die keinerlei Kasusunterscheidung leistet (Tab. 4-1), auch kaum am Artikel (die Schnecke / der Schnecke / die Schnecken), s. Köpcke (2000a). Stärker belebte, dem Menschen näherstehende Tiere wie Vögel sind zwar bei den Maskulina verblieben, aber in die starke Klasse ausgewandert – und haben hier i.d.R. den Umlaut angenommen, da sie ja belebt sind: die Hahnen (schwach) > die Hähne (stark), Schwanen > Schwäne, Storchen > Störche. Auch Herzog (< mhd. herzoge) war einmal schwach, hat sich aber zu den Päpsten, Äbten und Pröbsten der starken Maskulina gesellt (die Herzogen > Herzöge). Derzeit schwanken Fink, Greif, Pfau und Bär (u.a. erkennbar am variierenden Gen.Sg.: des Greifen / des Greifs).1 Das bedeutet, die Klasse der schwachen Maskulina spezialisiert sich immer mehr auf den männlichen und menschlichen Prototyp, die diachron immer enger gezogene Grenze schließt aktuell Vögel und bereits einige Säugetiere aus. Damit scheinen sich die schwachen Maskulina zu einer exklusiven Männerklasse zu entwickeln.

Einige schwache Maskulina im unteren Belebtheitsbereich schwanken bis heute in Genus und Flexion (der Makak / die Makake; der Kakerlak / die Kakerlake), teilweise sogar zwischen zwei Genera und drei Klassen (wobei die jeweils erstgenannte am ungebräuchlichsten ist): der Kraken, der Krake, die Krakeder Socke, der Socken, die Sockeder Hode, der Hoden, die Hode.

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