Читать книгу Genderlinguistik - Helga Kotthoff - Страница 33
3.1.2 Schwankungen der StimmgrundfrequenzStimmgrundfrequenz
ОглавлениеAn die anatomisch mitbedingten Tonhöhenunterschiede werden weitere, ausschließlich kulturell induzierte, erworbene Gendermarker geheftet, deren Hauptsinn in der Binaritätsverstärkung bzw. Ambiguitätsbannung liegt. So wurde nachgewiesen, dass deutsche Frauen auf den Äußerungssequenzen (meist: Sätze) stärkere Modulationen (Stimmgrundfrequenzschwankungen, Tonhöhenbewegungen) vornehmen als Männer. Diese Schwankungen werden durch eine stimmlose sog. Knarrstimme (creaky voice) unterstützt, bei der die StimmeStimme auf unter 150 Hz abstürzt. So wird der „Singsang“ oder auch das Zerdehnen („tschühüüüs!“), was Emotionalität und Expressivität, aber keine Autorität vermittelt und an die Impulsivität von Kindern erinnert, von mehreren Seiten her bedient und abgesichert. Diese Zutaten machen das doing gender durch StimmeStimme besonders offenkundig. Doing gender wird schon früh erlernt und es erklärt, weshalb man auch Kinderstimmen lange vor dem Stimmbruch ein Geschlecht zuweisen kann. Hinzu kommt, dass schon kleine Mädchen erhöhte Stimmgrundfrequenzen praktizieren. Graddol/Swann (1989, 25) berichten von einer (nicht-repräsentativen) Studie über einjährige Kinder, die ihre Stimmhöhe imitierend an ihr Gegenüber anpassen, je nachdem, ob sie mit ihrem Vater (tiefer) oder ihrer Mutter (höher) sprechen. (Zu prosodischen Geschlechterunterschieden in Europa und den USA s. Graddol/Swann 1989, 12–40 und Klann-Delius 2005, 39ff.).