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2.3.5 Soziale StilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) über Genderindizien

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Wir fassen zusammen, dass unter doing gender einerseits alle PraktikenKommunikative Aktivität verstanden werden, mittels derer die Geschlechter lange eingespielte Unterschiede anzeigen. Das ist im Bereich der äußeren Gestaltung stark der Fall. Sobald sich beispielsweise in einem Kleidungsstück Spitze befindet, ist dies eines für Frauen und hilft, Frau-Sein anzuzeigen. Das Tragen von Make up und Schönheitshandeln (Degele 2004, 2006) sind weiteren Formen, Weiblichkeit zu tun. Innerhalb der vielen Abstufungen in der Kommunikation von Weiblichkeit kann vor allem über Arbeit am Äußeren der Körper sexuell aufgeladen werden. Diese PraktikenKommunikative Aktivität sind mehr oder weniger exklusiv. Sie sind unterschiedlich stark habitualisiert, sodass sie nicht unbedingt in den Vordergrund der Interaktion treten. Komplimente können sie allerdings schnell in diesen Vordergrund holen. Im Bereich der Interaktion gibt es kaum geschlechtsexklusive Verhaltensweisen, die allein direkt auf Gender verweisen, allerdings geschlechtspräferentielle, die im multimodalen Verbund als Genderisierung interpretiert werden können.

Eine bemerkbare Relevantsetzung von Gender in der Interaktion kann als „doing“ verstanden werden (enges Konzept von doing gender). Das ist beispielsweise der Fall, wenn Männer sich mittels besonderer PraktikenKommunikative Aktivität, die historisch bereits als Männerpraktiken identifiziert wurden, als männlich inszenieren. Dazu gehört in einigen Kulturen z.B. das Aufführen ritueller, poetischer und obszöner Angriffsspiele wie verbale Duelle (z.B. Labov 1972b; Dundes et al. 1972; Kotthoff 1995a). Auch Thematisierungen und Aufführungen von Geschlechteretikette gehören dazu (Der Herr gibt der Dame Feuer).

Viele Verhaltensweisen und sprachliche Merkmale (also sehr unterschiedliche Größenordnungen) können einen Genderindex ergeben, der an einer spezifischen sozialen StilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) teilhat. Wenn sich beispielsweise Jungen untereinander schmutzige Witze erzählen und beleidigende Frotzelangriffe austauschen, dann inszenieren sie damit eine traditionelle Männlichkeit. Solche PraktikenKommunikative Aktivität gehören zum historisch überlieferten Repertoire der Männlichkeit (Fine 1990). Wenn Mädchen diese Verhaltensweisen zeigen, integrieren sie diese in ihr ansonsten mehr oder weniger weiblich konnotiertes Verhaltensrepertoire. Sie können damit die Identität eines widerständigen, unangepassten Mädchens aufführen. Im Ansatz der IndexikalisierungIndexikalisierung werden sprachliche Merkmale und kommunikative PraktikenKommunikative Praktik innerhalb von Sprechgemeinschaften unter einer historischen Perspektive interpretiert, bzw. die in der Sprechgemeinschaft vorherrschende Sicht wird rekonstruiert. Erst vor dem Hintergrund der historischen Einordnung der Praktik oder des Merkmals kann sie dann im Rahmen einer Selbst- und Fremdstilisierung „gelesen“ werden. Gender wird so als Bündel von Stilisierungen gesehen. Niemand muss die gesamte Palette der Männlichkeits- oder Weiblichkeitsmerkmale und -praktiken ausschöpfen. Außerdem sind auch soziale Kategorien wie Alter, Schicht oder Kulturzugehörigkeit an StilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) gebunden. Über Anleihen hüben und drüben kann man sich im Genderbereich gekonnt dazwischen ansiedeln. Auch bei Transgender-Personen schlägt wenig Natur durch (wenngleich dies von denselben oft behauptet wird), sondern vor allem semiotische Kenntnisse. Wir bleiben also Goffmans dramatologischer Perspektive treu.

Genderlinguistik

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