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2.3.7 Stil-Basteln – Gender-Basteln

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Sprachverhalten und Selbststilisierungen hat vor allem die heutige Jugendsprachforschung als soziale Positionierungsaktivität fest im Blick. Jugendliche nutzen ihr Wissen um sprechstilistische Zuordnungen, um sich als ein bestimmter Typus zu entwerfen, aber auch, um Typen zu zitieren, zu karikieren und mit Zuordnungen zu spielen. Das Sprachrepertoire von Jugendlichen bildet oft ein komplexes und dynamisches Spektrum „ererbter“ und „erworbener“ Zugehörigkeiten und Abgrenzungen einerseits ab (als Produkt von Aneignungs- und Auswahlprozessen), wie es zugleich ein Instrumentarium zur Verfügung stellt, um kulturelle Identität immer wieder neu zu definieren, zu bestätigen, anzupassen und kontextbezogen zum Ausdruck zu bringen. Verschiedene Soziolinguist/inn/en (wie etwa Bierbach/Birken-Silverman 2014) zeigen wie Sprachvarietäten, Aktivitäten, in denen sich die Jugendlichen engagieren (in ihrem Fall Break-Dance), die Gestaltung ihres Äußeren und vieles mehr, zusammenwirkend kontextuelle Bedeutungen produzieren, Beziehungen zwischen den Interaktanten abstecken und diese in ihrem sozialen Umfeld positionieren. Gender ist dabei eine relevante, aber verwobene und vermittelte Größe.

Die Autorinnen setzten ihren Schwerpunkt auf die Rekonstruktion einer spezifischen, italo-deutschen Männlichkeit junger Break-Dancer. Bildung stellt für die meisten der männlichen Mitglieder der von Bierbach/Birken-Silvermann im Raum Mannheim in langjährigen Ethnografien erforschen Cliquen jugendlicher Italo-Deutscher beispielsweise kaum ein erstrebenswertes Ziel dar (sie entsprechen in mancher Hinsicht Eckerts „burnouts“); dem Selbstbild der Jungen entspricht eher die Kunst des „arrangiarsi“, ein geschicktes „Irgendwie-Durchkommen“, verbunden mit dem Image des „bad boy“. Zu dieser sprachlichen SelbststilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) gehört viel Switching ins Sizilianische, ansonsten Mannheimerisch mit Anleihen beim überregionalen Kiezdeutsch (Wiese 2012) und wenig Standarddeutsch. Angeben ist eine anerkannte Aktivität in der aus vielen Jungen und wenigen Mädchen bestehenden Clique, aber auch Geschichten vom Schuleschwänzen und andere Zurückweisungen eines geordneten Lebens.

Genderlinguistik

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