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3.2 Phonologie
ОглавлениеUngleich schwieriger ist es, phonologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu identifizieren. Zu englischsprachigen Studien informiert ausführlich Kap. 12.
Moosmüller (2002) weist jedoch auf ein bei deutschen Frauen nicht selten zu beobachtendes (geschlechtspräferentielles) Phänomen hin, das u.W. noch kaum untersucht wurde: Es handelt sich um linguistisch unmotivierte (Über-)Palatalisierungen, die vermutlich dem Sprechen von Kleinkindern nachempfunden sind und die Frau klein, niedlich, hilfsbedürftig und ungefährlich erscheinen lassen sollen. Die Artikulation ganzer Äußerungssequenzen wird dabei im Mundraum stark nach vorne verschoben (palatalisiert), die Lippen werden manchmal geschürzt, der Kopf womöglich schräg gehalten, kurzum: das gesamte Kindchenschema wird aktiviert (Kap. 14.2). Wörter wie schön [ʃ] klingen wie „chön“ [ç], schimpfen [ʃ] wie „chimfen“ [ç] etc. Solche Aussprachen, deren Konstruktionscharakter niemand bestreiten dürfte, bedienen das Klein-Mädchen-Schema und dürften insgesamt seltener vorkommen als die naturalisierungsfreudigenNaturalisierung prosodischen Genderindices.
Echte morphophonologische Gender Marker, die auf das Geschlecht der Sprechenden verweisen, werden für die indianische Sprache Koasati (USA) beschrieben, wo Männer an jedes Verb (nicht nur in der 1. Person) ein -s zur eigenen Geschlechtsmarkierung anfügen und Frauen bestimmte Vokale nasalieren (Günthner/Kotthoff 1991, 30f.).