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Anlagebedingte Persönlichkeitsmerkmale, die in ihrer Summe für die Entwicklung von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind
Оглавление• Hohe individuelle Ansprüche an die eigene Person, die zu einem dauerhaften und schmerzhaften Konflikt zwischen Wollen und Können beitragen, weil sie im Alltag trotz großer Anstrengungen immer wieder nur ungenügend realisiert werden können und deshalb zu Frustration führen
• Der Wunsch, in Bezug auf Aussehen und Erfolg für andere ein Vorbild zu sein und als solches respektiert und bewundert zu werden
• Eine starke Abhängigkeit von Rückmeldungen anderer Kinder bzw. Jugendlichen
• Eine (im Vergleich zu den Altersgenossen) überdurchschnittlich große seelische Empfindlichkeit
• Fehlende Stresstoleranz
• Mangelnde Fähigkeit zur Konzentration und Daueraufmerksamkeit mit der Tendenz zum Tagträumen
• Schwierigkeiten, schnell und angemessen reagieren zu können
• Niedriges Selbstwertgefühl, trotz meist sehr guter Intelligenz bis zur Hochbegabung
• Unvermögen, seine Interessen anderen gegenüber angepasst durchsetzen zu können
• Entwickeln von Gefühlen der Hilflosigkeit durch ständiges Misslingen geplanter Änderungsversuche
• Tendenzen zum Perfektionismus und zu zwanghaften Verhaltensweisen
• Großes soziales Harmoniebedürfnis mit stetem Gefühl, nicht verstanden zu werden
• Soziale Überangepasstheit mit Rückzugstendenz
• Ausbilden von Gefühlen sozialer Ausgrenzung und geringer sozialer Anerkennung
• Hohe Ansprüche an andere
Diese Persönlichkeitsmerkmale, die sich bei Kindern zumeist schon frühzeitig erkennen lassen, haben ihre Ursache in einer besonderen Art der Informationsverarbeitung, die eine altersentsprechende Hirnreifung verhindert. Infolge anlage- und erziehungsbedingter sowie geschlechtsspezifischer Einflüsse sind davon besonders Mädchen, weibliche Jugendliche und junge Frauen betroffen. Sie reagieren meist introvertiert, geben sich häufiger die Schuld, können sich nicht so schnell, redegewandt und sozial angepasst verteidigen, sie resignieren schneller und sind stressempfindlicher. Angehörige des männlichen Geschlechts reagieren dagegen zumeist aggressiver, sind durchsetzungsstärker und weisen in der Regel alle Schuld erst einmal von sich (Jean et al. 2007). Aber es gibt auch Jungen, die anders reagieren.