Читать книгу Vier Pfoten und drei Koffer - Helge Sobik - Страница 13

Einer muss den Hund nehmen

Оглавление

Kaum dass wir angekommen sind und eine Nacht geschlafen haben, geht es schon wieder weiter. Ich greife nach Tüten, Taschen, Rucksack, habe zuvor Futternapf und Wasserschale wieder verstaut, um unser Hab und Gut wieder hinunter zum Auto zu schleppen. Hoover schaut mir direkt ins Gesicht, und seine Pupillen scheinen sich zu zwei großen Fragezeichen zu verformen. Was kann bloß unser Ziel sein? Haben wir überhaupt eines? Wofür all die Winterschlafstunden auf der Rückbank, die Bifis, die Kauknochen und die vielen Kurz-Stopps an den Kassenautomaten der Maut-Autobahn? Er ist irritiert. Und er ist aufgeregt, wedelt, dreht sich im Kreis, fürchtet, schon wieder vergessen werden zu können – zumal ich gar keine Hand mehr frei habe, um auch noch die knallrote Leine zu greifen, die er bei all seinen Drehungen hinter sich her rotieren lässt.

Ich sage »Aber einer muss den Hund nehmen« und leite so unseren neuesten gemeinsamen Spaß ein. Hoover ist sofort voll konzentriert, schaut mich wieder fragend an, ob nun auch der nächste Satz folgt, der zu diesem Spielchen gehört. Und da ist er auch schon: »Nimmst Du den Hund?«, frage ich und sofort fasst er mit den Zähnen in die Schlaufe der Leine und führt sich selber. Sind Zuschauer dabei, ernten wir damit immer einen kleinen Lacherfolg. Noch kurzweiliger ist es geworden, seit Hoover die Nummer erweitert hat und die Leine unaufgefordert noch mal kurz fallen lässt, um sie in erstaunlicher Geschwindigkeit in drei exakt gleich lange Elemente zusammenzulegen, die er dann wiederum mit dem Maul greift. Nichts hängt jetzt mehr durch, nichts schleift über den abgewetzten Teppichboden. Er hat sich selber an der kurzen Leine. Manchmal nimmt er auf dasselbe Kommando hin die Leinen anderer Hunde ins Maul und zerrt die Artgenossen sehr resolut durch Feld und Flur. Es scheint, als ob es sich sehr förderlich auf sein Selbstbewusstsein auswirkt, ihm derlei Verantwortung zu übertragen. Und sei es für einen Moment.

Jetzt brauche ich nur noch einmal kurz zu horchen, ob auf dem Hotelflur gerade freie Bahn ist, sage »Aber schön hier bleiben« und öffne die Zimmertür. So diszipliniert wie niemals, wenn ich die Leine halte, trabt er nun neben mir her, sichtbar stolz, dass er sich um diesen großen schwarzen Hund kümmern darf, um diesen Flat Coated aus dem Norden auf großer Fahrt. Um sich selbst.

Erst knapp diesseits der Tür zu Lobby und Rezeption sortiere ich im Gehen das Gepäck um, hangele dann mit der frei gewordenen Hand nach seiner Leine, sage »Und jetzt nehme ich aber wieder den Hund«, bekomme die Strippe bereitwillig ausgehändigt und checke aus.

Ehe wir weiterfahren, steht nur noch ein kurzer Spaziergang unter Pinien durch den kleinen Park nebenan auf der Tagesordnung, damit aller Ballast aus Hundeblase und Hundegedärm vor der Weiterfahrt noch eben der Natur überantwortet werden kann.

Vier Pfoten und drei Koffer

Подняться наверх