Читать книгу Sauschlägers Paradies - Helmut Exner - Страница 14
Kapitel 10
Оглавление»Das klingt ja sehr erfreulich, Wutgerut«, sagte Ludmilla, die mal wieder in Salzgitter war, um sich zu erkundigen, ob der erste Auftrag auch zu ihrer Zufriedenheit erledigt war. Sie saß in Wutgeruts Büro und ließ sich von dem jungen Max Johannknecht Kaffee einschenken.
»Dieser Auftrag hat uns ein Vermögen eingebracht. Allerdings waren die Kosten auch astronomisch. Für Planung und Ausführung musste Ivan die besten Leute engagieren, die es auf dem Arbeitsmarkt gibt. Der Kauf des Krankenwagens ist da noch relativ bescheiden. Apropos Krankenwagen – wo ist der eigentlich geblieben?«
»Er steht sicher, nahezu unsichtbar, auf dem Grundstück der Sauschlägers. Allerdings wäre mir wohler, wenn er bald entfernt werden könnte. Zweifellos stellt er ein enormes Risiko dar.«
»Was sollen wir mit einem Krankenwagen? Der war nur für diese eine Aktion notwendig. Nochmal können wir das nicht machen. Also entsorge ihn am besten.«
»Wie denn? Wir können ihn doch nicht einfach verschrotten lassen.«
»Stell dich nicht so dumm an, Wutgerut. Lass dir etwas einfallen.«
»Du bist gut, Ludmilla.«
»Das weiß ich. Deshalb bin ich ja auch dein Boss.«
Jetzt meldete sich Johannknecht zu Wort: »Vielleicht kann ja dieser Sauschläger ihn auseinanderbauen, und die Einzelteile schaffen wir dann ins Ausland zum Verschrotten.«
»Ah, unser Kleiner ist gar nicht so dumm wie er aussieht«, entgegnete Ludmilla. »Also, macht, was ihr wollt, aber macht es. Und absolute Sicherheit hat Priorität. Habt ihr das verstanden oder muss ich es hauen mit Hammer in euer Hirn?«
»Es ist doch immer wieder faszinierend, was Sie für eine zartfühlende Frau sind«, gab Johannknecht schmunzelnd zur Antwort.
Um die Sache gleich in trockene Tücher zu bringen, machte Wutgerut sich am Nachmittag auf den Weg nach Clausthal-Zellerfeld, um mit den Sauschlägers zu besprechen, was mit dem Krankenwagen zu geschehen hatte. Allmählich war es ihm lästig, so oft in den Harz zu fahren; er hatte schließlich auch noch seinen eigentlichen Job, den Restaurantbereich, zu managen. Aber in diesem äußerst prekären Fall durfte natürlich absolut nichts schiefgehen. Und mit Leuten wie den Sauschlägers konnte man nicht am Telefon reden, weil sie in ihrer Naivität – oder auch Blödheit, einfach alles ausschwafelten, was man einfach nicht aussprechen durfte. Der Krankenwagen, ein Mercedes, war mit einer Plane abgedeckt und stand im dichten Gestrüpp hinter einer der Bruchbuden. Hannes hatte seinen Kindern strikt verboten, den Wagen anzurühren, woran sie sich bis jetzt auch gehalten hatten. Im Wohnzimmer erklärte Wutgerut dann dem Ehepaar Sauschläger, wie die Beseitigung des Corpus Delicti erfolgen sollte: »Der Wagen darf auf gar keinen Fall gefunden werden. Am besten, ihr baut ihn auseinander und zerlegt ihn in seine Einzelteile. Und ich lasse dann alles abholen und auf einen ausländischen Schrottplatz bringen.«
»Von Grenzkontrolln haste woll noch nüscht gehört?«, entgegnete Hannes.
»Du bist ganz schön schlau. Ja, ein gewisses Risiko ist das schon. Aber zusammen mit anderem Schrott...«
»Mach doch net soche Stippsterchen. Wozu ham ma denn den Bagger? Mir könne doch das ganze Scheißding enfach verbutteln. Und denn hat de liebe Seele Ruh und da Arsch hat Feieramd.«
»Was soll denn das fürn großes Loch wern? Und das soll ich denn woll machen?«, beschwerte sich Frau Sauschläger.
»Ja, das wäre auch eine Möglichkeit«, antwortete Wutgerut, und an Frau Sauschläger gewandt: Dafür kriegst du auch etwas extra. Wie wär´s mit tausend Euro?«
»Nüscht da«, unterbrach Hannes, »das mach ich. Aber net für tausend Euro. Zweitausend müssn schon drinne sein.«
»Du lässt deine Pfoten vom Bagger. Das mach ich. Sonst demolierste ma noch das ganze Grundstück.«
»Wer hier was macht, das bestimm immer noch ich. Das is mein Grundstück.«
Jetzt reichte es der Dame Sauschläger. Solche Widerworte ihres Mannes konnte sie partout nicht leiden: »Haltn Rand! Ich schmeiß dich gleich ne Wotz am Rachen!«
Der arme Wutgerut konnte die Ernsthaftigkeit der Konversation des Ehepaars nicht recht einschätzen und bekam Angst, dass es gleich zu Handgreiflichkeiten kommen könnte. Deshalb versuchte er zu beschwichtigen: »Liebe Leute, bleibt ruhig. Du baggerst und bekommst dafür tausend Euro. Und du, Hannes, bekommst fünfhundert Euro, weil es dein Grundstück ist. Und jetzt hört auf zu streiten. Wichtig ist, dass der Auftrag perfekt erledigt wird. Es hat nie einen Krankenwagen auf diesem Grundstück gegeben.«
Inzwischen hatte sich Axel, der achtzehnjährige Sohn der Sauschlägers, auch schon seine Gedanken gemacht. Abends erklärte er seinen Eltern, dass er im Internet einen Käufer für den Krankenwagen gefunden hätte. Man würde das Auto abholen, ohne Papiere selbstverständlich, um es nach Afrika zu transportieren. Und dafür gäbe es zehntausend Euro bar auf die Hand. Nach langem Hin und Her beschloss man schließlich, den Wagen auf diese Weise zu entsorgen. Wutgerut konnte man in dem Glauben lassen, dass der Wagen auf dem Grundstück vergraben war. So konnte man auch doppelt kassieren. Hannes war sehr stolz auf die Geschäftstüchtigkeit seines Sohnes und sicherte ihm zweitausend Euro zu, um seinen Führerschein zu finanzieren. Als er abends mit seiner Frau bei einer Flasche Bier auf der Veranda saß, sagte er ganz versonnen: »Mir ham schon klasse Kinner. Wenn se ach net wunner wie gut in dar Schul sind, im Kopp hamse mehr als manch än Studierter. Und dar Axel macht sogar Geschäfte im Indanet. Aus den wörd mal was, das sach ich dar.«