Читать книгу Sauschlägers Paradies - Helmut Exner - Страница 7
Kapitel 3
Оглавление»Herr Sauschläger, ich nehme keine neuen Mandanten mehr an. Ich schließe meine Kanzlei in Kürze.«
»Jetze spinn net rum. Du denkst doch bloß, dass ich dich net bezahln kann. Oder bin ich dich net fein genuch?«
Hannes Sauschläger machte nicht die geringsten Anstalten, Amadeus Besserdichs Büro zu verlassen. Es blieb dem armen Amadeus nicht erspart, sich die Geschichte dieses Herrn anzuhören.
»Also, mein Lieber, was Sie mir da erzählt haben, ist kein Fall für einen Anwalt, sondern für die Kriminalpolizei, Abteilung organisiertes Verbrechen. Sie haben es mit der Mafia zu tun und sollten froh sein, dass noch nicht mehr passiert ist. Sie und Ihre Familie sind in Gefahr. Außerdem: Sie kennen noch nicht mal die Namen der Leute, die bei Ihnen aufgekreuzt sind.«
»Das kriech ich schon raus. Diese Schweinebande hat immer Rechnunge geschickt, jedn Monat. Und da sollste für mich hingehn und die Leit zusammestauchen.«
»Seh ich so aus, als ob ich da hingehe und mich abknallen lasse?«
»Nun scheiß dich mal net in dar Hos.«
Allmählich wurde Amadeus ungehalten und passte sich der Lautstärke und Aufgeregtheit seines Besuchers an: »Nun pass mal auf! Offenbar will es nicht in dein Hirn rein. Erstens habe ich keine Zeit für neue Mandanten, zweitens bin ich nicht der richtige Mann, um mich mit der Mafia anzulegen. Dafür ist die Polizei zuständig. Ich kann gerne Hauptkommissar Schneider über die Sache informieren, dass er sich...«
»Ach, leck mich doch am Arsch, du alberner Jockl!«
Jetzt kam Amadeus´ Sekretärin ins Zimmer geschossen, die angesichts der Lautstärke und des rauhen Tons offenbar Angst um ihren Chef hatte.
»So, mein Freund, das reicht jetzt. Ich habe dir gesagt, dass ich dir nicht helfen kann. Geh zur Polizei. Oder sonstwo hin! Aber geh!«
Ohne ein Wort stand Hannes Sauschläger auf, grunzte noch einmal abfällig und verließ ganz langsam und gemächlich die Kanzlei.
Am nächsten Tag hatte Amadeus Gewissensbisse. Was, wenn dieser bekloppte Kerl sich wirklich anlegt mit diesen Kriminellen? Die arme Familie konnte ja nichts dafür, dass der Ehemann und Vater offenbar nicht ganz dicht war. Aber vielleicht konnte man ja mit der Frau reden. Also überwand er seinen inneren Schweinehund, setzte sich ins Auto und fuhr zu der idyllischen Residenz der Sauschlägers, die von Bäumen und Sträuchern so verdeckt war, dass man dort gar keine menschliche Ansiedlung vermutete. Er war in seinem ganzen Leben noch nicht hier gewesen. Daher verschlug es ihm angesichts des Zustandes des Grundstücks und der Baracken die Sprache. Vor einem Haus stand eine schwarze Limousine mit der rot gesprühten Aufschrift Grimmenalboliseiaudo. Na, das passt zu Hannes Sauschläger, dachte sich Amadeus. Ein paar Kinder waren damit beschäftigt, mit einem Hammer die Seitenspiegel abzuschlagen. Er stieg aus und wollte gerade auf die Kinder einreden, damit sie aufhörten, den Wagen zu demolieren, da stürmten aus dem Haus zwei nackte Männer. Dahinter eine Frau mit einem Gewehr und ein vielleicht achtzehnjähriger Bengel mit einer Pistole. Ganz gemächlich schritt Hannes Sauschläger hinterher, schmiss ein Bündel Klamotten von der Terrasse und rief den Kindern zu: »Kommt her, macht Lagerfeuer. Verbrennt diese alden scheiß Klamotten.«
Die beiden nackten Männer sprangen in das Auto und fuhren davon, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre. Hannes Sauschläger lächelte Amadeus an und sagte: »So geht man um mit dism Schweinepack!«
Offenbar fühlte man sich angesichts seines Besuches geehrt und bat Amadeus ins Wohnzimmer.
»Na, was sachste nu? Alles nagelneu eingerichtet. Das hättste woll net gedacht?«
Amadeus sah sich anerkennend um und antwortete: »Doch, interessantes Design. Und dazu auch gleich die passenden Haustiere.«
Auf dem altdeutschen Sofa hatte es sich der Grönlandhund gemütlich gemacht, auf dem Jugenstilsofa räkelte sich der Perserkater, und der kleine Chihuahua nahm den schweinsledernen Fernsehsessel mit elektronischer Steuerung für sich in Anspruch.
»Wenn ich meine neue Wohnung beziehe, werde ich mich beim Möbelkauf bestimmt daran erinnern.«
Dann berichtete Hannes, was gerade passiert war. Die beiden Typen waren noch mal gekommen, um richtig Druck zu machen. Sie ließen ihre Waffen, die sie unterm Jackett hatten, sehen und sprachen einige Drohungen aus, die bei Hannes allerdings gar nicht ankamen. Auf einmal stand Frau Sauschläger, eine kleine, zierliche, aber äußerst resolute Frau, mit einem Gewehr im Zimmer und zielte auf einen der beiden. Dann kam der älteste Sohn mit einem Messer, mit dem man einen Wal hätte töten können, und nahm ihnen die Pistolen ab. Und damit die Kerle nun endlich merken sollten, dass man sowas nicht mit den Sauschlägers tut, kam Hannes auf die Idee, sie ohne Kleider nach Hause fahren zu lassen.
»Das merkn se sich. Die komme net nochemal wieder.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich kann euch nur dringend raten, geht zur Polizei. Ich kann gern Herrn Hauptkommissar Sch...«
»Ach, halt doch n Rand. Mir braugn kene Bolezei. Das machen ma schon selber. Haste doch gesehn.«
Es war sinnlos. Amadeus fuhr unverrichteter Dinge wieder ab, um einige Erfahrungen reicher, aber nicht weniger besorgt als vorher.